Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
50 Jahre Ehrenamt sind genug
Heinz Breuer (81) hat Zug um Zug seine Ämter abgegeben. Zum Schluss folgt jetzt die Verabschiedung nach 13 Jahren Vorsitz bei der Seniorenunion Hamminkeln. Nachfolgerin wird wohl Marlies Witte.
Es ist ein bewusster Schritt, den Heinz Breuer tut. Bei der Hauptversammlung der Senioren-union Hamminkeln am Dienstag, 19. März, um 15 Uhr im Ringenberger Gasthof Buschmann wird er sein Amt als Vorsitzender abgeben. 13 Jahre lang hat er dieses Ehrenamt bekleidet. Nachfolgerin soll Marlies Witte aus Hamminkeln werden.
Mit 81 Jahren sei es genug, betont Heinz Breuer, der 50 Jahre lang diverse Ehrenämter übernommen hat. Wenn ihm das mal gelingt! Wie kam es, dass Heinz Breuer ein einzigartiger Ehrenamtler wurde? Unsere Redaktion ging mit ihm auf Spurensuche.
Nicht nur die Führungsarbeit muss gut vorbereitet werden, findet Heinz Breuer, auch das Erreichte sollte dokumentiert werden. Im Keller seines Hauses hat er archiviert, was an Unterlagen bei seinen verschiedenen Tätigkeiten zusammenkam. Unter anderem als Heimatvereinsvorsitzender. Er war Vorsitzender von zwei Schützenvereinen, war 22 Jahre als Verkehrsvereins-vorsitzender aktiv, war Begründer der Bellhammi-kirmes und in der Rats- und Parteiarbeit für die CDU tätig. Auch in der Städtepartnerschaft mit Neuhardenberg arbeitete er mit. Und dann war er noch – zeitlich als Krönung – 45 Jahre als Übungsleiter beim Hamminkelner SV dabei. Sportlich fit zu bleiben war das eine, musikalisch interessiert zu sein das andere. Denn Heinz Breuer hat auch das Erbe des Weseler Marschkönigs Hermann Ludwig Blankenburg gepflegt.
Eine erstaunliche Fülle an Aktivitäten, ein großes Wissen, eine sagenhafte Bereitschaft an Verantwortungsübernahme in vielen
Bereichen. Wie hat er das bloß geschafft?
Mit Sprache umgehen, das kann Heinz Breuer auch. Zu seinem Leben gehören seine Gedichte, denn gereimt und schreiberisch auf den Punkt formuliert hat er immer gerne. Die Zeilen flossen nur so aus ihm heraus. Und unter anderem bei Versammlungen gab er gern Gereimtes zum Besten. Gelernt ist gelernt und jetzt eben zum letzten Abschied in führender Position. Breuers Rückblick ist natürlich ein Gedicht – und darin kommen weitere Meilensteine seines Tuns zur Sprache. Hier eine Kostprobe:
„Gerne habe ich auch immer gereimt und geschrieben / das Interesse ist bis heute geblieben. / Möge das Ehrenamt auch weiter in Tatkraft bestehen, / dann wird unsere Gesellschaft nicht untergehen.“Dann folgen Zeilen, in denen es um das Bürgerhaus Friedenshalle und den Bürgerpark geht, denn das und noch mehr entwickelte sich in Breuers Wirkungszeit. Auch die Politik für und in der CDU auf Orts- und Kreisebene ist Teil des Rückblicks – so wie sie lange aktiver Teil von Breuers Leben war.
Die Senioren-union hat er geleitet, sie ist die größte im Kreis Wesel. Und bei ihr geht es nicht nur um Politik, sie hat mit vielen Aktivitäten auf die Bedürfnisse Älterer reagiert. Zusammenhalt ist ihr Prinzip. 1993 hatten Peter Mellin und Georg Schwab die Initiative ergriffen, 250 Mitglieder hatte die SU zu ihrer Hochzeit. Und immer gab sie den älteren Hamminkelnern eine Stimme. Heute sind es noch 170 Leute. Hamminkeln ist nach Sonsbeck
zweitgrößte SU im Kreis Wesel.
Gibt es ein Fazit? „Ich habe einiges hinterlassen, ich habe mit Freude meine Verpflichtungen erfüllt. Ich bin ein bisschen stolz auf das Erreichte “, sagt Heinz Breuer. Und das klingt nach wohlverdienter Zufriedenheit. Was Heinz Breuer aktiv geleistet hat ist in der Tat enorm. Und wie es dazu gekommen ist, hat viel mit seinem Elternhaus zu tun. Sein Vater war Weseler Landrat, Vorsitzender des Weseler Turnvereins, engagiert im vielen Bereichen. „Er war mein Vorbild“, sagt Heinz Breuer.
Aktiv sein wird Heinz Breuer natürlich auch weiterhin. Er hat viel für die Sanierung des Radwegs nach Mehrhoog erreicht, er hat den Bürgerpark vorangebracht. Und die lokalpolitischen Entwicklungen will er ebenso beobachten wie den guten Kontakt zum Bürgermeister behalten.
Die Sicherung der Bocholter-linie, die städtischen Finanzen, die mitunter sehr harte Streitlust im Rat („Zu meiner Zeit gab es mehr Zusammenhalt und keine persönlichen Angriffe“): Heinz Breuer zeigt Haltung als Beobachter des lokalen Geschehens. Zum Beispiel die Zukunft der alten Grundschule solle erhalten bleiben, meint er. Am besten als Haus der Vereine.