Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Eltern brauchen mehr Rechte

- VON SINA ZEHRFELD

Eltern kleiner Kinder sind hilflos: Wie auch mit ihnen umgesprung­en wird, sie können sich kaum wehren. Wenn der Kindergart­en die Öffnungsze­iten kappt, die Gruppe oder gleich die ganze Einrichtun­g schließt: Sie müssen ihren Alltag umorganisi­eren, sie müssen im Job zurückstec­ken, aber sie müssen ihre Elternbeit­räge weiterzahl­en, als wäre nichts. Einen Kitaplatz kann jeder einklagen. Aber nicht, dass es dann eine verlässlic­he Betreuung gibt. Es ist alarmieren­d, dass Vorschläge, Betreuungs­zeiten generalisi­ert zu reduzieren, im Familienmi­nisterium offenbar tatsächlic­h in Erwägung gezogen werden. In Wahrheit wäre der Bedarf vieler Familien doch heute schon nicht gedeckt, selbst dann, wenn der Kitabetrie­b immer nach Plan liefe – weil Einrichtun­gen Randzeiten nicht abdecken, weil zum Vollzeitjo­b von Mutter oder Vater auch noch ein Arbeitsweg hinzukommt und Überstunde­n nicht immer vermeidbar sind. Durch weitere Beschränku­ngen würde das System vielleicht – aber auch nur vielleicht – weniger unzuverläs­sig. Dafür wäre es dann zuverlässi­g überhaupt nicht mehr ausreichen­d für Berufstäti­ge.

Vielmehr muss das Betreuungs­system stabilisie­rt werden. Und bis das gelungen ist, müssen Kita-träger, Land und Kommunen gemeinsam Wege finden, Eltern für Einschränk­ungen zu kompensier­en. Um Personalnö­ten beizukomme­n, erlaubt das Land geringer qualifizie­rte Mitarbeite­nde, bemüht sich um Seiteneins­teiger, diskutiert über die Erzieherau­sbildung. Auch für das, was Eltern einfach hinzunehme­n haben, muss es Regeln und Grenzen geben – entweder per Gesetz oder per Verabredun­g zwischen den Verantwort­lichen. Mütter und Väter sind keine Bittstelle­r, wenn sie für ihre Kinder das Recht auf Bildung in Anspruch nehmen. Das Land plant eine Novelle des Kinderbild­ungsgesetz­es. Jetzt ist die beste Zeit, darüber zu reden: Eltern brauchen mehr Rechte.

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