Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Blinde Zerstörungswut in der Natur
Die Strecke am Lohberger Entwässerungsgraben ist bei Spaziergängern beliebt. Doch jetzt haben einige Vandalen dort ein Chaos angerichtet. Das reicht von abgesägten Baumkronen bis zu wilden Müllkippen.
(fla) Wenn man zwischen der Katharinenstraße und der Dorotheenstraße in Dinslaken entlangspaziert, dann könnte man fast meinen, man wäre fernab jeder städtischen Umgebung. Hier begrüßt einen die Natur mit satten, grünen Farben, Blumen blühen und Bäume wachsen. Doch diese Idylle hat jetzt Risse bekommen. Denn hier haben sich aktuell einige Vandalen ausgetobt.
Einige der jungen Obstbäume, die erst im Herbst 2022 durch den Fachdienst Grünflächen der Stadt Dinslaken dort gepflanzt wurden, wurden scheinbar abgesägt oder angesägt und dann abgeknickt. Die Krone von einem der jungen Bäume steckt in der Halterung eines Mülleimers am Aufenthaltsplatz vor Ort. Eine weitere Baumkrone wurde von den Vandalen einfach neben den Weg befördert und liegt dort herum. „Leider handelt es sich um wiederholten Vandalismus. Vorherige Baumpflanzungen wurden schon einmal durch Absägen der Baumkrone zerstört“, heißt es aus der Pressestelle der Stadt Dinslaken.
Auch vor Ort macht diese Zerstörung die Menschen fassungslos, traurig oder schlicht wütend. „Das ist schon heftig, weil es so eine mutwillige Zerstörung ist“, sagt Susanne Slusarek, die regelmäßig auf der Strecke unterwegs ist. „Das ist eine Art von Vandalismus. Die zerstören die Natur auf unsere Kosten. Die Bäume wurden schließlich von uns Bürgern bezahlt“, sagt Joachim Mühlbacher. Seit mehr als 50 Jahren wohnt der Anwohner in der direkten Nachbarschaft. Zwar hat er nicht gesehen, wer die Bäume abgesägt hat, vermutet dahinter aber eine Gruppe von Jugendlichen, die ihm schon öfter vor Ort aufgefallen ist. „Zumindest habe ich sonst niemanden mit einer Säge hier herumlaufen sehen“, sagt er.
Es ist aber nicht das einzige, was scheinbar die Jugendlichen in der direkten Umgebung angestellt haben. Joachim Mühlbacher verweist auf eine Stelle nur einige Dutzend Meter weiter, versteckt im Gebüsch. Hier findet sich eine halbe Müllkippe: Gartenstühle aus Plastik wurden verteilt, es liegt ein defekter Rasenmäher herum, ebenso weiterer Plastikmüll.
Auch hier wurden Spuren an den Bäumen hinterlassen: Einige wurden ebenfalls einfach abgesägt und es stehen nur noch Stämme in dem Gebüsch. An anderen wurden einzelne Äste entfernt, anderen Bilder und Schriftzeichen großflächig in die Rinde geritzt. „Den Sperrmüll haben die Jugendlichen mit einem Bollerwagen herangeschafft“, erzählt Joachim Mühlbacher. „Der liegt noch irgendwo im Entwässerungsgraben.“Der 61-Jährige kann nicht nachvollziehen, wie die Jugendlichen auf die Idee kommen, so ein Chaos anzurichten. „Hier hat man doch noch ein schönes Stück Natur und sollte eigentlich froh darüber sein“, sagt er.
Ein weiterer Anwohner kommt mit seinem Hund vorbei. Er blickt auf die eine abgesägte Baumkrone, die am Wegrand liegt. „Das ist doch eine Riesensauerei“, kommentiert er. Auch andere Menschen, die als Spaziergänger auf den Wegen unterwegs sind, blicken auf die Zerstörung, schütteln die Köpfe.
Für die Stadt Dinslaken bleibt hier ebenfalls nur, das angerichtete Chaos
wieder zu beseitigen. „Der Müll wurde bereits durch den Din-service beseitigt“, heißt es auf Nachfrage der Redaktion von der Pressestelle der Stadt Dinslaken einige Tage nach dem Termin vor Ort. Hier hat die Stadt also schnell auf die Meldung durch die Bürger reagiert.
Und die abgesägten Bäume? „Die Bäume werden in der nächsten Pflanzperiode nachgepflanzt“, heißt es aus der Pressestelle der Stadt. Es müssen also einige Bäume ersetzt werden. Auch wenn, und das zeigt vielleicht die Widerstandskraft der Natur, an einem der abgesägten Baumstämme schon die nächsten kleinen Zweige sprießen und man fast meinen könnte, hier würde sich eine neue Baumkrone bilden – als Aufbäumen der Natur gegen den Vandalismus.