Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Wenn plötzlich 1000 Handys filmen
Der Dinslakener Marius Mikat arbeitet erfolgreich als Komponist und Musiker mit Künstlern verschiedener Genres. Er selbst empfindet es immer noch als „surreal“, wenn Menschen mögen, was er tut.
(nm) Sieben Millionen Streams jährlich allein nur auf der Musikplattform Spotify, Konzerte in Berlin vor über 1300 Menschen – Marius Mikat hat das geschafft, wovon viele Künstler träumen. Der gebürtige Dinslakener ist ein erfolgreicher Komponist und Musiker und arbeitet zum Beispiel mit den in der Szene bekannten Rappern Zate und Seom zusammen und hat bereits Songs für Sängerin Luna komponiert. Sie habe er damals mit entdeckt, in ihrer Anfangszeit unterstützt und ihr Lied „Anker“produziert. Doch trotz seines Erfolges zeigt sich der 29-Jährige bescheiden. „Klar ist man schon auch stolz“, sagt er, „ich hatte aber auch die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt um mich herum.“
Schon früh hat Marius seine Liebe fürs Klavierspielen entdeckt. Mit vier Jahren habe er ein Kinder-piano geschenkt bekommen und noch im Kindergarten an der musikalischen Frühförderung teilgenommen. Im Alter von 16 Jahren habe er angefangen zu komponieren und seine Stücke bei Schulfesten vorgetragen. Bei seinen ersten Auftritten ist er „horrornervöse gewesen“, erinnert er sich. Dann habe er angefangen, die Musikstücke für kleines Geld im Internet zu verkaufen. So konnte Marius damals bereits sein Taschengeld aufbessern. Später habe seine Musik bereits so viel eingebracht, dass er sein Studium damit teilweise finanzieren konnte. Nach seinem Masterabschluss im Bereich Wirtschaftswissenschaften habe er sich dann selbstständig gemacht und produziert mittlerweile hauptberuflich unter dem Namen „Jack Center“Musik für verschiedene Künstler und Genres.
„Ich liebe, was ich tue. Aber dennoch ist es mir wichtig, eine Distanz zwischen meiner Arbeit und mir als Privatperson zu schaffen“, erklärt er die Entscheidung, unter einem Künstlernamen zu arbeiten. „Ich will als Person nicht nur darüber definiert werden. Ich bin nämlich auch Marius, der sich gerne mit Freunden trifft und Fußball spielt.“Er wolle bodenständig bleiben. Dabei helfe ihm auch das Leben in einer Stadt wie Dinslaken. „Als wir letztens vom Konzert aus Berlin zurückkamen und wir aus dem Auto ausgestiegen sind, habe ich zu meiner Freundin gesagt: Hier ist alles in Ordnung. Hier ist alles entspannt.“Für ihn sei dieses Gefühl auch ein Grund, weshalb ein Umzug in eine Großstadt wie Berlin niemals in Frage käme – wenngleich dort viele Künstler wohnen, mit denen er zusammenarbeitet.
Mit einigen von ihnen habe er vor ein paar Wochen das Konzert in der Hauptstadt, im Metropol Berlin, gegeben. Vor über 1300 Menschen zu spielen, sei „surreal“gewesen, sagt er. Mikat habe die Show am Klavier eröffnet und erinnert sich an den Moment: „Wenn du die ersten Töne spielst, total im Moment bist und dann vom Klavier hochblickst und 1000 Handys hochgehalten werden und dich filmen, ist das einfach Wahnsinn“– vor allem für jemanden wie ihn. Denn, wie er selbst über sich sagt, stehe er gar nicht gerne mit seiner Musik im Mittelpunkt. Nach seinem Auftritt ging er von der Bühne herunter, sei auf dem Weg zu seiner Freundin Julia gewesen. „Plötzlich hat mich jemand angesprochen und wollte ein Autogramm. Dann kamen immer mehr Menschen und irgendwann standen 200 Leute um mich herum, um von mir ein Autogramm zu bekommen. Das war wild“, sagt er.
Doch nicht nur das Konzert in Berlin ist ein Erlebnis, an das sich Mikat gerne zurückerinnert. Da er sich vom Genre her nicht festlegen möchte und auch Filmmusik komponiert – seine Stücke wurden im Filmdrama „Soultribe“verwendet –, habe er einen Auftrag einer Österreicherin angenommen, ein Theaterstück zu vertonen. Ein halbes Jahr habe er an diesem Projekt gearbeitet, „das war spannend, total fantastisch“, sagt er im Nachhinein.
Aber auch Werbe-musik für Tierärzte, Live-coaches und Meditationsmusik habe er bereits produziert. Für einen Bekannten habe er sogar schon einmal ein eigenes Hochzeitslied komponiert, schließlich spiele er auch zu solchen Gelegenheiten. „Bei allem, was ich tue, ist mir der persönliche Austausch am wichtigsten“, betont er und ergänzt: „Es ist toll, Leute kennenzulernen, und dann gemeinsam etwas zu kreieren, was unseren gemeinsamen Vorstellungen entspricht. Das ist es, was ich an meiner Arbeit am meisten liebe.“