Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Wie Bauern und Jäger Jungtiere retten
Am Niederrhein beginnt der Frühling – und somit auch die Setzzeit der Wildtiere. Die erste Mahd ist nicht ganz ungefährlich für die Vierbeiner. Jäger reagieren entsprechend. Was Spaziergänger beachten müssen.
(RP) Die erste Mahd von Grünland im Kreis Wesel beginnt, während viele Wildtiere in Wiesen ihren Nachwuchs noch sicher wähnen. Doch „Ducken und Tarnen“schützt zwar vor dem Fuchs, nicht aber vor Kreiselmäher oder Mähbalken. Darauf macht die Kreisjägerschaft Wesel jetzt zum Frühlingsstart aufmerksam.
Landwirte werden gebeten, den Mähtermin mindestens 24 Stunden vorher mit dem Jagdpächter abzusprechen oder selbst erforderliche Maßnahmen für den Schutz von Wildtieren durchzuführen. Es hätten sich verschiedene Maßnahmen bewährt, um Tierleben zu schützen, so die Jäger. Dazu gehöre das Absuchen der Wiesen mit Jagdhunden. Knistertüten, Flatterbänder oder Kofferradios, die bereits am Vorabend aufgestellt werden, seien ebenfalls effektiv und kostengünstig: Rehe sind dadurch beunruhigt und bringen ihren Nachwuchs in Sicherheit.
Größere Flächen können mithilfe von Drohnen abgesucht werden. Die Kreisjägerschaft hat mittlerweile insgesamt vier solcher Geräte beschafft. Einige Hegeringe besitzen ebenfalls Drohnen, sodass im vergangenen Jahr mehrere hundert Kitze im Kreis
Wesel gerettet werden konnten. Bei der Kitzrettung arbeiteten Jäger, Bauern und Freiwillige Hand in Hand, lobt der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Markus Ermen-zielonka, den ehrenamtlichen Einsatz. Dabei werde mit Handschuhen darauf geachtet, dass die Tiere keinen Geruch annehmen können.
Bei der Mahd sollte das Grünland von „innen nach außen“gemäht werden, um Rehen, Feldhasen oder
Fasanen die Möglichkeit zur Flucht zu geben. Auch sogenannte „Wildwarner“am Traktor können hilfreich sein. Viele Landwirte nutzen sie bereits. Der Bundesverband Lohnunternehmen, der Bundesverband der
Maschinenringe und der Deutsche Bauernverband unterstützen das Anliegen, heißt es von den Jägern.
Zusätzlich gilt bei der jetzt beginnenden Setzzeit für Spaziergänger: Kitze auf keinen Fall anfassen. Die Kreisjägerschaft weist darauf hin, dass gefundene Rehkitze nicht berührt oder bei Aufzuchtstationen abgegeben werden sollen. Die Kitze seien dank ihrer Geruchlosigkeit im hohen Gras vor Fressfeinden geschützt. In den ersten Lebenstagen besucht die Mutter ihre Jungen ausschließlich zum Säugen. Das Reh hält sich die meiste Zeit etwas abseits von ihrem Jungtier auf, um im Falle einer Bedrohung potenzielle Fressfeinde ablenken zu können. Dazu gehören auch frei laufende Hunde – deshalb sollen diese angeleint bleiben.