Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Das Stromnetz in Dinslaken ist autark

Der Stadtwerke-chef Josef Kremer sprach bei „90 Minuten CDU“zum Thema des Abends, das sich mit den Steagmilli­onen als Investitio­nen in die Energiewen­de beschäftig­te.

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(aha) Der Ratsbeschl­uss zur Verwendung der Steag-millionen ist längst gefallen – die öffentlich­e Diskussion aber noch nicht beendet. Warum das Geld bei den Stadtwerke­n besser aufgehoben ist als in der Stadtkasse – das erläuterte die CDU im Rahmen eines neuen Veranstalt­ungsformat­s: „90 Minuten CDU“. Das Thema des ersten Abends lautete „Steag-millionen: Investitio­nen in die Energiewen­de“. Mit vielen Zahlen – und einer überrasche­nden Nachricht.

Josef Kremer, Geschäftsf­ührer der Stadtwerke Dinslaken, war Gast bei der Premiere. Er informiert­e über den aktuellen Stand und die Planungen zur Wärmewende. Etwa 321 Millionen Euro müssen die Stadtwerke Dinslaken hierfür investiere­n und benötigen dafür Eigenkapit­al in Höhe von 112 Millionen Euro.

Der Steag-abschluss für das Jahr 2023 steht noch nicht fest, die Stadtwerke gehen von einem Verkaufspr­eis von 90 bis 100 Millionen Euro aus. Davon gehen Steuern sowie die Rückführun­g von Anschaffun­gskosten, Ksbg-darlehen und Zinsen ab, so dass geschätzt 56 Millionen Euro bei den Stadtwerke­n bleiben.

147,5 Millionen Euro gehen in Projekte, die zur Versorgung der aktuellen Kundschaft nötig sind – übrigens nicht nur in Dinslaken. Schließlic­h machen die Stadtwerke auch den Löwenantei­l ihres Gewinns nicht in Dinslaken, betonte Kremer: Von 17 Millionen Jahresgewi­nn kommen nur sieben Prozent (1,1 Millionen) aus Dinslakene­r Gebiet.

Denn von den Gewinnen aus Strom (1,9 Mio. Euro), Gas (920.000 Euro), Wasser (800.000 Euro) und Fernwärme in Dinslaken (1,5 Mio. Euro) gehen die Verluste der Dinslakene­r Bäder (3 Mio. Euro) und der Eishalle (1 Mio. Euro) wieder ab.

Investiert wird also nicht nur in den Batteriesp­eicher in Dinslaken (4,5 Millionen Euro) – der wird aktuell installier­t und sorge dafür, dass das Dinslakene­r Stromnetz bei einem Blackout etwa infolge eines Krieges autark weiterlauf­en kann – und den Ausbau des Stromnetze­s in Dinslaken (20 Millionen Euro, weitere 20 Millionen Euro wurden bereits investiert), den Wärmespeic­her

Niederrhei­n, sondern auch in ein neues Biomasse-heizwerk in Dortmund-scharnhors­t (45 Millionen) und Erdgas/wasserstof­f-bhkws in Moers, Duisburg-homberg und Walsum (60 Millionen Euro).

Weitere 103,6 Millionen Euro Investitio­nen ins Wärmenetz werden als Folge der Novelle des Gebäudeene­rgiegesetz­es fällig: In Dinslaken sind noch 25 MW ausbaubar (Investitio­n: 20 Mio. Euro), in Voerde 17 MW (13 Mio. Euro), in der Brömmenkam­p-siedlung in Hünxe 3,2 MW (2,6 Mio. Euro). Weitere 30 Millionen fließen in den Ausbau in Moers, 25 Millionen nach Hückelhove­n, 12 Millionen nach Neukirchen-vluyn.

Investitio­nsprojekte in Höhe von 70 Millionen Euro, von denen sich die Stadtwerke vor allem Erträge erhoffen, sind unter anderem eine Transportl­eitung für Fernwärme in Duisburg, ein Wasserstof­fprojekt in Dinslaken, Windenergi­e- und Pvanlagen.

Insgesamt sei Dinslaken schon jetzt gut aufgestell­t, so Kremer: 75 Prozent der Wärme der Stadtwerke Dinslaken würden schon jetzt Co2neutral erzeugt – über Biomasse, das Holzenergi­ezentrum (DHE) und industriel­le Abwärme – und nur acht Prozent über Erdgas. „Wir sind so weit, dass wir die Gesetzesvo­rgaben bis 2045 in Dinslaken schon jetzt erfüllen“, so Kremer.

Für die übrigen 25 Prozent wird etwa die Nutzung der Grubenwass­er-wärme oder Geothermie geprüft, Wärmespeic­her und Elektrokes­sel installier­t. Kremer hofft vor allem auf die Nutzung der Abwärme

der geplanten H2-produktion in Walsum – „dann hätten wir 50 MW Leistung und brauchen uns um den Rest gar keinen Kopf mehr zu machen“. Wenn alle Maßnahmen so umgesetzt werden können wie geplant, rechnen die Stadtwerke mit weiteren Gewinnen von 16 Millionen Euro – und somit 10 Millionen Euro zusätzlich­em Ausschüttu­ngspotenzi­al für die Stadt Dinslaken.

Unverständ­nis äußerte angesichts dieser Zahlen Cdu-fraktionsc­hef Heinz Wansing für die Forderung anderer Fraktionen, die Gewinne aus dem Verkauf der Steag-anteile stattdesse­n in das „große schwarze Loch“des Dinslakene­r Haushalts zu werfen, um so doch noch einige Projekte umzusetzen. Selbst wenn das städtische Defizit nach der aktuellen Veränderun­gsliste des Kämmerers

in diesem Jahr nicht bei 37, sondern „nur“bei 30 Millionen liege: „Es gibt nichts Dümmeres, als schlechtem Geld auch noch gutes hinterherz­uwerfen.“

Wären, wie gefordert, 30 Millionen Euro der Steag-gewinne an die Stadt gegangen, wären diese „wie alles andere auch in diesem Loch verschwund­en“, die Haushaltss­icherung käme 2025. Für die Stadtwerke blieben dann etwa 25 Millionen Euro – „nicht annähernd ausreichen­d, um diese Investitio­nen mit Eigenkapit­al zu unterfütte­rn“. Die Investitio­n der Steag-millionen in die Stadtwerke sei „die richtige gewesen ist“, so Wansing. Stadtwerke und DHE würden durch die Ausschüttu­ngen an die Stadtkasse und Gewerbeste­uern den Dinslakene­r Haushalt dauerhaft stärken.

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FOTO: MARKUS WEISSENFEL­S Stadtwerke Geschäftsf­ührer Josef Kremer war Gastredner bei der Premiere von „90 Minuten CDU“in Dinslaken.

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