Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Stadt Voerde sieht sich beim Kanal-ärger „machtlos“
(hs) Warum kam es um Weihnachten vergangenen Jahres zu überfluteten Kellern, nicht nutzbaren Toiletten und Duschen in Voerde im Bereich der Dinslakener Straße und des Kurfürstenrings? Um Antworten auf diese Frage zu geben, hatte die Stadt Voerde betroffene Bürger zu einer Infoveranstaltung in die Comenius-gesamtschule eingeladen. 41 Interessierte kamen, um mit den Vertretern der Stadt in eine kritische Diskussion über die Ereignisse zu gehen, deren Leidtragende sie waren. Nicht nur, dass Wasser in die Keller drang, sondern auch Toiletten und Duschen wurden teilweise unbrauchbar, worauf die Stadt mit mobilen sanitären Einrichtungen reagierte.
Den kritischen Fragen stellten sich Bürgermeister Dirk Haarmann und die Technische Beigeordnete Nicole Johann sowie vier Mitarbeiter des Tiefbauamtes. Es gelang ihnen, teilweise hochkommende Emotionen der Betroffenen aufzufangen und eine sachliche Aussprache zustande zu bringen. Zu Beginn nahmen die Mitarbeiter des Tiefbauamtes eine Expertenanalyse der „Abwasserstörungen“vor, wie die Stadt die Problematik selbst bezeichnet. Die extremen Niederschläge im Winter sind wohl jedem noch im Gedächtnis: Anstatt der durchschnittlichen Jahresmenge von 800 Liter pro Quadratmeter fielen im vergangenen Winter 1360 Liter und damit über 40 Prozent mehr als sonst.
Das Grundwasser stieg an und drückte gegen die Gebäude, die schon durch eigene Regenwasserableitung und Bodenplattendrainage belastet waren. Besonders in Möllen entstand dadurch eine große Problematik, weil dort mehr Wasser, auch durch das Auspumpen von Kellern, in das Kanalnetz eingeleitet werden musste als in Voerde selbst. Also liefen die Kanäle schon voll über die Dinslakener Straße auf die Voerder Innenstadt zu. Folge: Im Bereich der Kronprinzenstraße wurde ein Rückstau ausgelöst.
Bürgermeister Dirk Haarmann sprach von einer „Überlagerung“von Problemen, die zu der Notlage geführt habe. Jeder Haushalt sei „gefordert, Maßnahmen für sich selbst zu treffen und damit die allgemeine Lage zu verbessern“. Was die Stadt Voerde gegen den Hochstand des Grundwassers unternehmen könne, wollte ein Bürger konkret wissen. „Da sind wir machtlos“, war die enttäuschende Antwort. Unmut äußerte bei der Veranstaltung auch ein anwesendes Ehepaar, das nach eigener Aussage „schon über 70.000 Euro“für die Verbesserung der Entwässerungstechnik ihrer Liegenschaft investiert hat, und „immer funktioniere es noch nicht“.
Auch hier konnte die Verwaltung nur darauf hinweisen, dass die Summe der Einzelmaßnahmen an vielen betroffenen Gebäuden zur Verbesserung der Situation führen könne. „Der Klimawandel ist nicht mehr zu leugnen – wir müssen mit Starkregenereignissen leben“, konstatierte die Beigeordnete Nicole Johann. Auch stillgelegter Bergbau habe „mit der Problematik in Voerde nichts zu tun“.
Nach zweistündiger Information und Aussprache standen die Vertreter der Stadt auch noch für individuelle Fragen der Bürger zu Verfügung. Darüber hinaus war vor der Comenius-gesamtschule ein Infomobil des Vereins „Hochwasser Kompetenz Centrum“aus Köln stationiert, dessen Team über Maßnahmen informierte, die jeder einzelne Haushalt treffen könne. Ein Beispiel sind Rückstauklappen.