Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Profis helfen beim Start ins Berufsleben
Beratungsexperten der Weseler Arbeitsagentur geben Schülern frühzeitig wertvolle Tipps auf der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz. Warum es wichtig ist, dass sich auch Eltern um das Thema kümmern.
Jeder Jugendliche, der eine allgemeinbildende oder weiterführende Schule besucht, wird sich irgendwann einmal die Frage stellen, was er aus seinem Leben nach der Schule machen möchte. Viele wählen den Weg in ein Studium. Andere denken über eine Ausbildung nach. Denn die kann ein guter erster Schritt auf dem Weg in ein erfolgreiches Berufsleben sein. Den Jugendlichen im Kreis Wesel die Qual der Wahl zu erleichtern, hat sich die Agentur für Arbeit Wesel auf die Fahnen geschrieben – und zwar durch individuelle Beratung und Betreuung.
Doch wie sehen Beratung und Betreuung konkret aus? Dazu hat sich unsere Redaktion zu einem Gespräch mit Dominik Blechschmidt, Geschäftsführer Operativ, und Bereichsleiter Markus Brandenbusch verabredet und dabei erfahren, dass Jugendliche schon vergleichsweise früh ganz automatisch mit der Arbeitsagentur in Kontakt kommen. Und zwar in der Schule.
„Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Beratungsangebote in die Schulen verlegt, wo unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater ein Büro haben und mindestens einmal in der Woche vor Ort beraten und informieren. Entweder in unseren Orientierungsveranstaltungen im Unterricht, in individuellen Beratungsgesprächen oder unseren Sprechstunden“, erklärt Dominik Blechschmidt. In Absprache mit den Lehrern gehen die Berufsberater auch auf Schüler zu, die Unterstützung benötigen. „Der Ansatz ist, in einem persönlichen Gespräch individuell auf jeden Jugendlichen einzugehen“, sagt Dominik Blechschmidt. Auch schwierige Themen wie beispielsweise verbesserungswürdige Noten oder unentschuldigte Fehlzeiten in der Schule werden angesprochen.
Auf die Frage, was die Agentur tun kann, wenn ein Jugendlicher, aus welchen Gründen auch immer, das Gesprächsangebot nicht annimmt, erklärt Blechschmidt: „Das ist dann immer sehr schade. Wir können helfen, aber der Jugendliche muss mitwirken.“In aller Regel aber, das machen der Geschäftsführer Operativ und der Bereichsleiter deutlich, ist der Großteil der Schüler an den Themen Ausbildung beziehungsweise Studium durchaus interessiert.
Ihren Berufsberater der Agentur lernen die Schüler in der Regel in der Vorentlassklasse kennen. Diese Experten informieren dann über Themen wie duale Ausbildung, über weiterführende Schulen sowie über die Möglichkeit, ein (duales) Studium
zu beginnen. Natürlich erhalten die Schüler auch Bewerbungstipps und individuelle Vorschläge zu offenen Ausbildungsstellen. „Für manche scheint die Zeit bis zum Schulabschluss noch weit entfernt. Dabei beginnt die Bewerbungsfrist in einigen Berufen bereits mindestens ein Jahr vor Ausbildungsbeginn“, sagt Markus Brandenbusch. Auch wenn alle nur denkbaren Infos rund um das Thema Ausbildung heutzutage im Internet zu finden seien, so zeige die Erfahrung, dass Jugendliche trotzdem Orientierung benötigen, betont er. „Und unsere Berufsberatung gibt Orientierungshilfe und bietet bei Bedarf einen Berufswahltest an für diejenigen, die noch sehr unsicher sind, was sie später einmal machen wollen.“
Übrigens hilft es Schülern in aller Regel, wenn ihre Eltern in den Entscheidungsprozess eingebunden sind. „Wir begrüßen es sehr, wenn Eltern zum Beratungsgespräch mitkommen. Denn Erziehungsberechtigte sind für Jugendliche auch in puncto Übergang Schule und Beruf wichtige Bezugspersonen“, sagt Dominik Blechschmidt. Wichtig sei für Jugendliche auch, was Dritte, in dem Fall Berufsberater, zum Thema Berufswahl sagen. Der Geschäftsführer Operativ betont außerdem, dass seine Kollegen „vollkommen neutral und nicht interessengeleitet beraten“.
Ob in der Schule, in der Arbeitsagentur, im persönlichen Gespräch oder per Videotelefonat: Die Berufsberater werden den jungen Leuten auf jeden Falls ans Herz legen, Berufspraktika während der Schulzeit zu nutzen, erste Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln. Und, so betont Dominik Blechschmidt: „Die Berufsberatungsfachkräfte bestärken Schülerinnen und Schüler darin, sich einen Praktikumsplatz in einer Branche zu suchen, die sie interessiert. Denn so kann man schon in jungen Jahren hinter die Kulissen eines Unternehmens schauen und dabei sehen, ob eine Ausbildung dort denkbar wäre oder dass man etwas völlig anderes machen möchte.“
Für Schüler, die gerne eine Ausbildung machen würden, aber möglicherweise Probleme in dem einen oder anderen Schulfach haben, gibt es eine ganze Reihe von Förderangeboten. Dazu gehören unter anderem berufsorientierte Bildungsmaßnahmen oder auch eine Berufseinstiegsbegleitung ab Klasse 8. Denn in Zeiten des Arbeitsund Fachkräftebedarfs wird jetzt und auch zukünftig jeder motivierte junge Mensch auf dem Arbeitsmarkt benötigt. Zumal bundesweit demnächst die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen und dadurch eine Beschäftigtenlücke entsteht. Dass künstliche Intelligenz (KI) die Arbeitswelt verändern wird, steht außer Frage. „Aber das“, sagt Brandenbusch, „wird ganz sicher nicht dazu führen, dass es keinen Personalbedarf mehr geben wird.“