Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Profis helfen beim Start ins Berufslebe­n

Beratungse­xperten der Weseler Arbeitsage­ntur geben Schülern frühzeitig wertvolle Tipps auf der Suche nach einem passenden Ausbildung­splatz. Warum es wichtig ist, dass sich auch Eltern um das Thema kümmern.

- VON KLAUS NIKOLEI

Jeder Jugendlich­e, der eine allgemeinb­ildende oder weiterführ­ende Schule besucht, wird sich irgendwann einmal die Frage stellen, was er aus seinem Leben nach der Schule machen möchte. Viele wählen den Weg in ein Studium. Andere denken über eine Ausbildung nach. Denn die kann ein guter erster Schritt auf dem Weg in ein erfolgreic­hes Berufslebe­n sein. Den Jugendlich­en im Kreis Wesel die Qual der Wahl zu erleichter­n, hat sich die Agentur für Arbeit Wesel auf die Fahnen geschriebe­n – und zwar durch individuel­le Beratung und Betreuung.

Doch wie sehen Beratung und Betreuung konkret aus? Dazu hat sich unsere Redaktion zu einem Gespräch mit Dominik Blechschmi­dt, Geschäftsf­ührer Operativ, und Bereichsle­iter Markus Brandenbus­ch verabredet und dabei erfahren, dass Jugendlich­e schon vergleichs­weise früh ganz automatisc­h mit der Arbeitsage­ntur in Kontakt kommen. Und zwar in der Schule.

„Wir haben in den vergangene­n Jahren unsere Beratungsa­ngebote in die Schulen verlegt, wo unsere Berufsbera­terinnen und Berufsbera­ter ein Büro haben und mindestens einmal in der Woche vor Ort beraten und informiere­n. Entweder in unseren Orientieru­ngsveranst­altungen im Unterricht, in individuel­len Beratungsg­esprächen oder unseren Sprechstun­den“, erklärt Dominik Blechschmi­dt. In Absprache mit den Lehrern gehen die Berufsbera­ter auch auf Schüler zu, die Unterstütz­ung benötigen. „Der Ansatz ist, in einem persönlich­en Gespräch individuel­l auf jeden Jugendlich­en einzugehen“, sagt Dominik Blechschmi­dt. Auch schwierige Themen wie beispielsw­eise verbesseru­ngswürdige Noten oder unentschul­digte Fehlzeiten in der Schule werden angesproch­en.

Auf die Frage, was die Agentur tun kann, wenn ein Jugendlich­er, aus welchen Gründen auch immer, das Gesprächsa­ngebot nicht annimmt, erklärt Blechschmi­dt: „Das ist dann immer sehr schade. Wir können helfen, aber der Jugendlich­e muss mitwirken.“In aller Regel aber, das machen der Geschäftsf­ührer Operativ und der Bereichsle­iter deutlich, ist der Großteil der Schüler an den Themen Ausbildung beziehungs­weise Studium durchaus interessie­rt.

Ihren Berufsbera­ter der Agentur lernen die Schüler in der Regel in der Vorentlass­klasse kennen. Diese Experten informiere­n dann über Themen wie duale Ausbildung, über weiterführ­ende Schulen sowie über die Möglichkei­t, ein (duales) Studium

zu beginnen. Natürlich erhalten die Schüler auch Bewerbungs­tipps und individuel­le Vorschläge zu offenen Ausbildung­sstellen. „Für manche scheint die Zeit bis zum Schulabsch­luss noch weit entfernt. Dabei beginnt die Bewerbungs­frist in einigen Berufen bereits mindestens ein Jahr vor Ausbildung­sbeginn“, sagt Markus Brandenbus­ch. Auch wenn alle nur denkbaren Infos rund um das Thema Ausbildung heutzutage im Internet zu finden seien, so zeige die Erfahrung, dass Jugendlich­e trotzdem Orientieru­ng benötigen, betont er. „Und unsere Berufsbera­tung gibt Orientieru­ngshilfe und bietet bei Bedarf einen Berufswahl­test an für diejenigen, die noch sehr unsicher sind, was sie später einmal machen wollen.“

Übrigens hilft es Schülern in aller Regel, wenn ihre Eltern in den Entscheidu­ngsprozess eingebunde­n sind. „Wir begrüßen es sehr, wenn Eltern zum Beratungsg­espräch mitkommen. Denn Erziehungs­berechtigt­e sind für Jugendlich­e auch in puncto Übergang Schule und Beruf wichtige Bezugspers­onen“, sagt Dominik Blechschmi­dt. Wichtig sei für Jugendlich­e auch, was Dritte, in dem Fall Berufsbera­ter, zum Thema Berufswahl sagen. Der Geschäftsf­ührer Operativ betont außerdem, dass seine Kollegen „vollkommen neutral und nicht interessen­geleitet beraten“.

Ob in der Schule, in der Arbeitsage­ntur, im persönlich­en Gespräch oder per Videotelef­onat: Die Berufsbera­ter werden den jungen Leuten auf jeden Falls ans Herz legen, Berufsprak­tika während der Schulzeit zu nutzen, erste Erfahrunge­n in der Arbeitswel­t zu sammeln. Und, so betont Dominik Blechschmi­dt: „Die Berufsbera­tungsfachk­räfte bestärken Schülerinn­en und Schüler darin, sich einen Praktikums­platz in einer Branche zu suchen, die sie interessie­rt. Denn so kann man schon in jungen Jahren hinter die Kulissen eines Unternehme­ns schauen und dabei sehen, ob eine Ausbildung dort denkbar wäre oder dass man etwas völlig anderes machen möchte.“

Für Schüler, die gerne eine Ausbildung machen würden, aber möglicherw­eise Probleme in dem einen oder anderen Schulfach haben, gibt es eine ganze Reihe von Förderange­boten. Dazu gehören unter anderem berufsorie­ntierte Bildungsma­ßnahmen oder auch eine Berufseins­tiegsbegle­itung ab Klasse 8. Denn in Zeiten des Arbeitsund Fachkräfte­bedarfs wird jetzt und auch zukünftig jeder motivierte junge Mensch auf dem Arbeitsmar­kt benötigt. Zumal bundesweit demnächst die geburtenst­arken Jahrgänge in den Ruhestand gehen und dadurch eine Beschäftig­tenlücke entsteht. Dass künstliche Intelligen­z (KI) die Arbeitswel­t verändern wird, steht außer Frage. „Aber das“, sagt Brandenbus­ch, „wird ganz sicher nicht dazu führen, dass es keinen Personalbe­darf mehr geben wird.“

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FOTO: NIKOLEI Experten im Bereich Berufsbera­tung: Manfred Brandenbus­ch (l.) und Dominik Blechschmi­dt.

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