Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Baugebiet erhält eine zentrale Wärmeversorgung
In Schermbeck sind die Arbeiten im neuen Baugebiet Spechort gestartet. Versorgt wird es mit einem „kalten Nahwärmenetz“.
(hs) Aufgetürmte Erdhaufen und große Baumaschinen westlich der Erler Straße und nördlich der Straße Im Bruch verraten seit einiger Zeit, dass mit den Vorbereitungen für den Ausbau des Baugebietes Spechort begonnen wurde. Bürgermeister Mike Rexforth, sein Stellvertreter Gerd Abelt und Mitarbeiter verschiedener Firmen stellten jetzt die bisherigen Schritte vor. Im Mittelpunkt stand ein Projekt zur Versorgung des drei Hektar großen Neubaugebietes mit einem „kalten Nahwärmenetz“, das 49 Gebäude, darunter 44 Einfamilien- und Doppelhäuser sowie fünf Mehrfamilienhäuser, beheizen beziehungsweise kühlen soll.
Der gemeindliche Planungs- und Umweltausschuss hatte 2019 beschlossen, den Bebauungsplan aufzustellen. 2021 folgte die Auslage des Entwurfs. Der Gemeinderat hat den Bebauungsplan am 30. März 2022 als Satzung beschlossen und dann ortsüblich bekannt gemacht.
Dass erst zwei Jahre später mit der Erschließung des Gebietes begonnen werden konnte, lag daran, dass mehrere Behörden Nachforderungen verlangten und das regionale Wasserwerk das Bauprojekt in einer Wasserschutzzone genauestens begutachtete.
Die 2021 gegründeten Gemeindewerke Schermbeck sind Eigentümer des Schermbecker Gasnetzes und sehen sich als Infrastrukturpartner. Die Gemeindewerke sind ein Gemeinschaftsunternehmen der Gemeinde Schermbeck und der Gelsenwasser Energienetze Gmbh. Mehrheitsgesellschafter mit 51 Prozent der Gesellschaftsanteile ist die Gemeinde. 49 Prozent hält Gelsenwasser.
Lisa Altieri, Projektleiterin für die Wärmeversorgung bei Gelsenwasser, und Jan Paul Hagedorn, Geschäftsführer der Gemeindewerke, stellten nun das Vorhaben vor. Das „kalte Nahwärmenetz“beschreibt eine Möglichkeit der Wärmeversorgung von Gebäuden, bei der mit relativ geringen Temperaturen von null bis 20 Grad sowohl geheizt als auch gekühlt werden kann. Anders als Fernwärme (70 bis 100 Grad) heizt man nicht nur mit deutlich geringeren Temperaturen, sondern nutzt Wärmequellen in näherer Umgebung. Im Spechort wird dazu die Erdwärme (Geothermie) genutzt. Marvin Kurz, Bauleiter der Neukirchen-vluyner Geothermie-firma Plängsken, erläuterte das Verfahren. Etwa 30 Erdwärmesonden reichen bis zu 178 Meter in die Tiefe. Durch ein Rohrleitungsnetz mit Vor- und Rücklauf wird die Energie zu den zu versorgenden Gebäuden transportiert und mit Wärmepumpen auf das gewünschte Temperaturniveau gebracht. Mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen, der von den Gemeindewerken für die Wärmepumpen gestellt wird, kann das Wärmenetz vollständig klimaneutral betrieben werden.
Die Verbindung zum Nahwärmenetz bildet ein System, das bereits in der Rohbauphase mit eingebaut wird. Dadurch können die Leitungen für Wasser, Strom, Telekommunikation sowie der Vor- und Rücklauf der kalten Nahwärme gebündelt in das Gebäude geführt werden. Um die Gebäude verbraucherfreundlich und klimaneutral betreiben zu können, regelt eine Satzung der Gemeinde den Anschluss an das „kalte Nahwärmenetz“. Die Abrechnung der gelieferten Wärmemenge sowie die Lieferung des Heizstroms für die Wärmepumpe erfolgt dann über einen Wärmeliefervertrag mit den Gemeindewerken Schermbeck.
Im vergangenen Jahr gab es eine erste Informationsveranstaltung für die Interessenten an Bauplätzen. Eine weitere Informationsveranstaltung soll im Herbst 2024 stattfinden. Die Vergabeliste der Interessenten beinhaltet schon jetzt mehr Personen als Wohngebäude. Mit der Vermarktung der Häuser soll ebenfalls im Herbst begonnen werden. Wer bis dahin noch nähere Infos haben möchte, kann sich unter info@gemeindewerke-schermbeck.de melden.