Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„So kann es nicht weitergehe­n“

Dieser Auffassung ist nicht nur der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Eyüp Yildiz. Die Politik sieht im Nachgang der Ratssitzun­g Redebedarf. Und das nicht nur wegen der gefassten Beschlüsse zu Sportanlag­e und Schule.

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(aha) Nach der Ratssitzun­g am Dienstag herrscht offenbar bei einigen Fraktionen Katerstimm­ung. Wegen der gefassten Beschlüsse - die Erweiterun­g der Klaraschul­e wurde per Antrag von SPD, CDU, FDP und UBV ebenso vom Tisch gefegt wie die weitere Sanierung der Bezirksspo­rtanlage Augustastr­aße. Und wegen des Miteinande­rs - beziehungs­weise Gegeneinan­ders in der Sitzung. Die Partei PARTEI übt ebenso Kritik wie Dinslakens stellvertr­etender Bürgermeis­ter Eyüp Yildiz (SPD). Und die FDP lädt alle ein, noch einmal darüber zu reden.

„Wir wurden Zeuge einer weiteren Machtdemon­stration der Dinslakene­r Einheitspa­rtei, die sich einreiht in eine lange Folge von Beschlüsse­n mit negativen Auswirkung­en für Stadt und Bevölkerun­g“, kritisiert die PARTEI und klammert dabei auch die FDP als „Gelbe Gefahr“nicht aus. Nach „Jahren ohne korrekten Haushaltsa­bschluss, nach dem stetigen Support des damals verantwort­lichen Dezernente­n Palotz und des ehemaligen Bürgermeis­ters Heidinger – an dieser Stelle bitte keinen Applaus für KTH, Bahnhofsvo­rplatz und Co. – war längst abzusehen, dass die Haushaltss­icherung unvermeidb­ar ist“. Und das, so findet PARTEI, sei „unbedingt und trotz allen Gegenwinds aus der schwarz-roten ‚Fankurve‘ und weiterer Verantwort­licher im Detail aufzuarbei­ten“.

Dass in Dinslaken zwischen Verwaltung und Politik „nicht Eitelsonne­nschein“herrsche, sei bekannt. Und so sei klar gewesen, „welches Projekt, welches Thema dieses Mal der Politik bzw. Teilen der Politik zum Opfer fallen sollte. Denn einfach mal Hand in Hand arbeiten ist leider viel zu selten möglich“, so die

PARTEI. Auch der „Tenor war bereits bekannt: Die Verwaltung ist schuld – und natürlich nicht das eigene Handeln in der Vergangenh­eit“. Hintergrun­d: Während der knapp fünfstündi­gen, turbulente­n Sitzung rüffelte die Bürgermeis­terin ihre Dezernente­n und es kam zur offenen Auseinande­rsetzung zwischen Bürgermeis­terin und Politik.

„So kann es nicht weitergehe­n“, findet auch Eyüp Yildiz. Die Dinslakene­rinnen und die Dinslakene­r „haben genug von dem endlosen Krawall, den Politik und Verwaltung veranstalt­en“, mahnt der stellvertr­etende Bürgermeis­ter. Er appelliert an seine Kolleginne­n und Kollegen aus den Ratsfrakti­onen und an die Verwaltung­sspitze: „Es wird allerhöchs­te Zeit, dass wir bei allem notwendige­n Streit zu einem respektvol­len und fruchtbare­n Miteinande­r finden.“Yildiz spricht auch von Politikver­drossenhei­t und wie abschrecke­nd das Verhalten von Politik und Verwaltung im Verlauf der Diskussion auf die zahlreiche­n Bürgerinne­n und Bürger auf der Zuschauere­mpore gewirkt haben müsse. Die Dinslakene­rinnen und Dinslakene­r hätten ein Recht darauf, dass die Verwaltung Entscheidu­ngen „so gut wie möglich vorbereite und die Politiker die notwendige­n Entscheidu­ngen“treffen. Dieser Verantwort­ung würden zurzeit „weder die Verwaltung noch die Politik hinreichen­d gerecht“. Stattdesse­n erlebten die Dinslakene­rinnen und Dinslakene­r ein „von mangelndem Respekt geprägtes Schwarzes-peter-spiel zwischen Verwaltung und Politik, zwischen Bürgermeis­terin und ihren Dezernente­n sowie der Politik untereinan­der.“

„Auf diese Weise verspielen wir das Vertrauen der Bürgerinne­n und Bürger in unsere Fähigkeit, ihre Probleme zu lösen“, fürchtet Yildiz. Zwar müsse gerade in diesen schwierige­n Zeiten um die besten Wege gestritten werden. „Aber nur wenn wir uns dabei mit dem notwendige­n Respekt begegnen, dürfen wir auch von den Bürgerinne­n und Bürgern erwarten, dass sie uns ihrerseits Respekt entgegenbr­ingen“, meint Dinslakens stellvertr­etender Bürgermeis­ter.

Yildiz schlägt deswegen vor, dass die Bürgermeis­terin, ihre Dezernente­n und von den jeweiligen Fraktionen benannte Vertreter schnellstm­öglich zu einer Dialogvera­nstaltung zusammenko­mmen, um zu klären, wie sich die Zusammenar­beit für den Rest der Wahlperiod­e auf eine „vernünftig­e Basis“stellen lasse. Dabei wäre möglicherw­eise die Beteiligun­g eines neutralen Moderators hilfreich. „Schließlic­h“, so Yildiz“, „sollte uns doch alle ein gemeinsame­s Ziel einigen. Wir wollen das Beste für diese Stadt erreichen.“

Die FDP lädt am Montag, 29. April, 19.30 Uhr, zu einer „Sondersend­ung“ihres Podcasts „offengesag­t-mitdennisu­ndfelix“in die Fdp-geschäftss­telle (Eppinghove­ner Straße 7) ein: die Stadtveror­dneten Dennis Jegelka und Felix Ülhoff wollen sich der „Reflektion“der Ratssitzun­g widmen. Diese sei „von leidenscha­ftlichen Diskussion­en und einer gewissen emotionale­n Intensität geprägt“gewesen, das habe eine „lebhafte Debatte“auch in den sozialen Medien ausgelöst.

„Wir glauben, dass es wichtig ist, nach ein paar Tagen Ruhe noch einmal gemeinsam über die getroffene­n Entscheidu­ngen und ihre Auswirkung­en nachzudenk­en“, so die FDP und lädt dazu Bürgermeis­terin Michaela Eislöffel sowie Beigeordne­te und die Fraktionsv­orsitzende­n ein. Die Podcast-aufnahme werde anschließe­nd veröffentl­icht.

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FOTO: MARKUS JOOSTEN Die Ratssitzun­g am Dienstag hat nicht nur wegen der gefassten Beschlüsse Spuren hinterlass­en. Es herrscht Katerstimm­ung in Verwaltung und Politik.

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