Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Hanse-welt aus 1,4 Millionen Lego-steinen
Noch bis August ist im Weseler Lvr-niederrheinmuseum die gerade eröffnete Sonderausstellung „Hanse steinreich – eine Zeitreise aus Lego-steinen“zu sehen. Die Ausstellung ist nicht nur für Familien mit Kindern geeignet.
Wer lange nicht – oder vielleicht sogar noch nie – im Weseler Niederrheinmuseum war, das 1998 als Preußen-museum eröffnet worden war und sich seit 2018 in der Trägerschaft des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) befindet, sollte dem ehemaligen Körnermagazin der Zitadelle in nächster Zeit unbedingt einen Besuch abstatten. Vielleicht schon an diesem Wochenende. Denn bis zum 9. August ist im Obergeschoss des Museums, An der Zitadelle 14 bis 20, die Sonderausstellung „Hanse steinreich“zu sehen. Danach bleibt das Museum wegen Umbauarbeiten bis Februar 2025 geschlossen.
Für wen sich der Besuch der Ausstellung besonders lohnt
Die Ausstellung dürfte interessant sein vor allem für Familien mit Kindern, für Schulklassen und für alle, denen die wechselvolle Geschichte der Hanse am Herzen liegt. Denn der berühmte Städteverbund hat viele Jahrhunderte lang Wirtschaft, Handel und Politik im nördlichen Europa geprägt hat. Dass Wesel im Jahr 1407 in den Hansebund aufgenommen wurde und sich bis heute Hansestadt nennt, dürfte hinlänglich bekannt sein.
Die Highlights
Ach ja, und ebenfalls zur Zielgruppe der Ausstellung gehören Fans der kunterbunten Lego-steinchen. Denn die in der alten Hansestadt Lübeck vom dortigen Europäischen Hansemuseum entwickelte Ausstellung besteht aus mehreren Großmodellen beziehungsweise Dioramen, für die insgesamt rund 1,4 Millionen Lego-steinchen verarbeitet wurden. Entstanden sind in Zusammenarbeit mit Lego-modellbauer René Hoffmeister zum Beispiel eine alte Hansekogge oder das Londoner Kontor an der Themse, Höfe im Hafen von Bergen in Norwegen und das Rathaus von Lübeck, in dem 1518 gar ein drei Wochen dauernder Hansetag stattfand. Übrigens: Ein Lego-bauwerk, das an die Hansezeit in Wesel erinnert, findet sich übrigens nicht. Schade eigentlich. Schaurig-schön ist der gläserne Schaukasten, der an die Pest von Lübeck im Jahr 1367 erinnert. Da sind in einer Kirche zahlreiche Tote aufgebahrt. Ein Priester betet für die armen Seelen. Die Bäume auf dem Friedhof nebenan sind kahl. Und in der engen Gasse sucht der Sensenmann sein nächstes Opfer. Doch halt, was ist das? Ein umgekippter Rollstuhl mit einem Mädchen mit lila Haaren und gelber Mütze.
Es darf geschmunzelt und gesucht werden Rollstuhl? Lila Haare? Mütze? Das passt doch alles nicht ins dunkelste Mittelalter. Corinna Endlich, Leiterin des Weseler Museums, lacht. Sie hat die Sonderausstellung von
Lübeck nach Wesel geholt. „Stimmt. Das ist Juna – eine waschechte Lübeckerin. Zusammen mit Winni Warendrop, einem Lübecker Kaufmann aus dem Mittelalter, nimmt das Mädchen vor allem die jungen Ausstellungsbesucher mit auf eine Zeitreise – auf der Spur der Hanse.“In allen Schaukästen ist Juna, die auch Hauptperson eines Ausstellungsquiz’ ist, irgendwo zu sehen. Beispielsweise mit einem Laptop in der Alten Halle der belgischen Hansestadt Brügge, wo vor allem mit kostbaren Tüchern gehandelt wird. Übrigens ist ein fast lebensgroßer Winni Warendrop aus unzähligen Lego-steinen Teil der Ausstellung. Er darf berührt werden und ist bestens als Motiv für lustige Selfies geeignet. Aber nicht nur Juna ist in jeder der sechs liebevoll und detailreich gestalteten Hansewelten zu finden. Auch eine Kaninchenmutter mit ihren beiden Kleinen ist in jedem Schaukasten vertreten. Witzig: Ein Märchen-wolf auf zwei Beinen versteckt sich hinter einem Busch. Ein ziemlich erschrockener Angler zieht einen gruseligen Tiefseefisch aus der Themse. Und ein finsterer Geselle sieht Darth Vader zum Verwechseln ähnlich. Nur, dass dieser Hanse-darth sein Gesicht nicht hinter einer schwarzen Maske verbirgt.
Reichlich Zeit mitbringen Wie bei einem Wimmelbild, so gibt es auch in Hanse-ausstellung unglaublich viel zu entdecken. Entsprechend sollte sich jeder ein- bis eineinhalb Stunden Zeit nehmen. Nicht nur für die Mini-hansewelten, sondern auch für die Lektüre der vergleichsweise leicht verständlichen Infotafeln.
Wettbewerb für Kinder am Museumstag
Am Pfingstsonntag, 19. Mai, 11 bis 17 Uhr, können im Rahmen des Internationalen Museumstages Kinder mit ihren Eltern nicht nur die Sonderausstellung besuchen, sondern auch selbst kreativ werden. Aus vielen Tausend Lego-steinen können sie bauen, was sie möchten. Einige der Werke werden in einer Vitrine ausgestellt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.
Störtebeker-film
Im Rahmen der Ausstellung zeigt das Niederrheinmuseum am Freitag, 14. Juni, 19 Uhr, die deutsche Abenteuer-komödie aus dem Jahr 2009 „12 Meter ohne Kopf“mit Matthias Schweighöfer in der Rolle des legendären Seeräubers Klaus Störtebecker, der als einer der berühmtesten Gegner der Hanse in die Geschichte eingegangen ist. Der Eintritt ist frei.
Tag der Champions
Wer die Tv-show Lego-masters bei RTL schon mal gesehen hat, kennt vielleicht Christoph und Philipp, die Sieger der Jahre 2023 und 2024. Die professionellen Legobauer sind am Sonntag, 30. Juni, zu Gast im Weseler Museum und stehen den Kindern für Fragen zur Verfügung. Im Gepäck haben die beiden mehrere Großmodelle, die zum Leben auf dem Wasser passen. Der Eintritt ist frei.
Workshop „Mein Hansecomic“
Am Sonntag, 14. Juli, 14 bis 17 Uhr, können Schüler, Jugendliche und Erwachsene eine eigene Kurzgeschichte über die Kaufleute und Seefahrer der Hansezeit schreiben und bebildern – und das unter professioneller Anleitung. Kosten: fünf Euro. Anmeldung per Mail an: info@ kulturinfo-rheinland.de
Öffnungszeiten, Führungen und Eintrittspreise
Dienstags bis sonntags ist das barrierefreie Niederrheinmuseum von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 4,50 Euro (ermäßigt drei Euro). Besucher bis 18 Jahre haben freien Eintritt. Führungen finden jeweils um 14 Uhr an folgenden Terminen statt: 12. und 16. Mai, 9. und 23. Juni, 21. Juli und 4. August. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.shop.niederrheinmuseum-wesel.lvr.de