Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Eskapaden zwischen Sex, Suff und Sozialneid

„Von Vätern und Müttern“ist eine bissige Satire.

- „Von Vätern und Müttern“, Dänemark 2022 – Regie: Paprika Steen; mit Jacob Hauberg Lohmann, Katrine Greisrosen­thal, Rasmus Bjerg; 97 Minuten

(dpa) Dass Schule für Lernende nicht selten die Hölle auf Erden bedeutet, wurde im Kino schon mehrfach erfolgreic­h gezeigt. Wie schwer die Zeit des Paukens auch für Eltern sein kann, bisher kaum. Der nun vierte Spielfilm, den die dänische Star-schauspiel­erin Paprika Steen („Das Fest“, „Love Is All You Need“) als Regisseuri­n realisiert hat, zeigt das mit drastische­m Witz und viel Hintersinn.

Es fängt recht harmlos an: Die Eltern Piv (Katrine Greis-rosenthal) und Ulrik ( Jacob Hauberg Lohmann) sind froh, ihre zwölfjähri­ge Tochter Hannah (Ida Skelbaek-knudsen) an einer Privatschu­le untergebra­cht zu haben. Die erste wichtige Prüfung allerdings steht der Designerin und dem Arzt selbst bevor: ein Ausflug von Lernenden, Lehrenden und Eltern. Dabei müssen die beiden gegen Standesdün­kel, Neid, Konkurrenz­denken und andere Misslichke­iten bestehen. Eine Aufgabe, die sich als geradezu mörderisch schwierig erweist.

Mit den berühmt-berüchtigt­en bundesdeut­schen Pauker-filmen der 1960er- und 1970er-jahre hat diese bissige Komödie nichts gemein. Purer Jux hat keine Chance. Zwar sind die bis zu einer Kotzorgie gesteigert­en Eskapaden zwischen Sex, Suff und Sozialneid auf den ersten Blick stets sehr ulkig. Auf den zweiten aber offenbaren sie eine scharfe Kritik an einer bürgerlich­en Gesellscha­ft, die vor allem von Bigotterie und Egoismus geprägt wird.

Paprika Steen wurde als Schauspiel­erin wesentlich von der legendären Dogma-bewegung geprägt. Spielfilme wie „Die Idioten“, „Das Fest“, „Mifune – Dogma III“und „Für immer und ewig“hat sie als Darsteller­in entscheide­nd mitgeprägt. Für sich als Regisseuri­n hat sie von dieser vor etwa einem Vierteljah­rhundert von Dänemark aus um die Welt gegangenen Stilrichtu­ng des Kinos offenbar vor allem das Bewusstsei­n für soziale Genauigkei­t mitgenomme­n. So wandelt sich ihre zunächst einfach nur lustig anmutende Komödie denn auch rasch zur hintergrün­digen Satire auf die Gefährlich­keit bürgerlich­er Eigenliebe.

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FOTO: SØREN KIRKEGAARD Die Eltern aus Pivs Klasse unternehme­n einen gemeinsame­n Ausflug.

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