Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Eskapaden zwischen Sex, Suff und Sozialneid
„Von Vätern und Müttern“ist eine bissige Satire.
(dpa) Dass Schule für Lernende nicht selten die Hölle auf Erden bedeutet, wurde im Kino schon mehrfach erfolgreich gezeigt. Wie schwer die Zeit des Paukens auch für Eltern sein kann, bisher kaum. Der nun vierte Spielfilm, den die dänische Star-schauspielerin Paprika Steen („Das Fest“, „Love Is All You Need“) als Regisseurin realisiert hat, zeigt das mit drastischem Witz und viel Hintersinn.
Es fängt recht harmlos an: Die Eltern Piv (Katrine Greis-rosenthal) und Ulrik ( Jacob Hauberg Lohmann) sind froh, ihre zwölfjährige Tochter Hannah (Ida Skelbaek-knudsen) an einer Privatschule untergebracht zu haben. Die erste wichtige Prüfung allerdings steht der Designerin und dem Arzt selbst bevor: ein Ausflug von Lernenden, Lehrenden und Eltern. Dabei müssen die beiden gegen Standesdünkel, Neid, Konkurrenzdenken und andere Misslichkeiten bestehen. Eine Aufgabe, die sich als geradezu mörderisch schwierig erweist.
Mit den berühmt-berüchtigten bundesdeutschen Pauker-filmen der 1960er- und 1970er-jahre hat diese bissige Komödie nichts gemein. Purer Jux hat keine Chance. Zwar sind die bis zu einer Kotzorgie gesteigerten Eskapaden zwischen Sex, Suff und Sozialneid auf den ersten Blick stets sehr ulkig. Auf den zweiten aber offenbaren sie eine scharfe Kritik an einer bürgerlichen Gesellschaft, die vor allem von Bigotterie und Egoismus geprägt wird.
Paprika Steen wurde als Schauspielerin wesentlich von der legendären Dogma-bewegung geprägt. Spielfilme wie „Die Idioten“, „Das Fest“, „Mifune – Dogma III“und „Für immer und ewig“hat sie als Darstellerin entscheidend mitgeprägt. Für sich als Regisseurin hat sie von dieser vor etwa einem Vierteljahrhundert von Dänemark aus um die Welt gegangenen Stilrichtung des Kinos offenbar vor allem das Bewusstsein für soziale Genauigkeit mitgenommen. So wandelt sich ihre zunächst einfach nur lustig anmutende Komödie denn auch rasch zur hintergründigen Satire auf die Gefährlichkeit bürgerlicher Eigenliebe.