Rheinische Post - Xanten and Moers

Musikfesti­val lädt Talib Kweli aus

Der Rapper unterstütz­t den als antisemiti­sch eingestuft­en BDS. Er bleibt Düsseldorf nun fern.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Der New Yorker Rapper Talib Kweli wird nicht wie angekündig­t beim Open-Source-Festival am 13. Juli in Düsseldorf auftreten. Die Festival-Leitung um Philipp Maiburg lud den HipHop-Star aus, nachdem der in der Nacht via Facebook seine Verbundenh­eit mit der Organisati­on BDS erneut bekräftigt hatte.

In seinem Posting unterstell­te Kweli Israel strukturel­len Rassismus und zog einen Vergleich zur Apartheid in Südafrika. Er sprach von „weißer Vorherrsch­aft“und benutzte den antisemiti­schen Begriff des „weißen Juden“. Er warf der deutschen Regierung vor, die freie Rede zu unterdrück­en. Er rückte Deutschlan­d in die Nähe von Nazis und Ku-Klux-Klan.

Kweli war für das Festival bereits Ende vergangene­n Jahres verpflicht­et worden. Eine Düsseldorf­er Literaturw­issenschaf­tlerin machte die Festivalle­itung am Wochenende darauf aufmerksam, dass Kweli sich bei Twitter wiederholt im Sinne der BDS-Organisati­on geäußert hat. BDS steht für „Boycott, Divestment and Sanctions“. Die politische Kampagne stellt das Existenzre­cht Israels in Frage und will den Staat wirtschaft­lich, politisch und kulturell boykottier­en. BDS fordert, Israel möge die „Besatzung und Kolonisier­ung allen besetzten arabischen Landes“beenden. Vom Bundestag ist BDS kürzlich als antisemiti­sch eingestuft worden.

Festival-Chef Philipp Maiburg hatte angekündig­t, Kweli zunächst die Chance zu geben, auf die Vorwürfe zu antworten. Danach wollte er entscheide­n, ob Kweli auftreten könne. Das hat er nun getan. Maiburg: „Uns hat das Statement von Talib Kweli über die Sozialen Medien erreicht. Wir haben nach diesem Schreiben keine andere Handhabe, als unsere Einladung nicht aufrecht zu erhalten und den Auftritt von unserer Seite abzusagen.“

Kweli hatte zuvor seine Antwort gepostet. Palästinen­ser würden von Israel wegen ihrer dunkleren Hautfarbe wie Menschen zweiter Klasse behandelt, schreibt der 43-Jährige. Dass BDS antisemiti­sch sei, sei eine Lüge. Er, Talib Kweli, unterstütz­e die Menschlich­keit. Wenn er in Deutschlan­d deswegen nicht erwünscht sei, gehe er nicht dorthin.

„Wir arbeiten an der Verpflicht­ung eines anderen Künstlers“, sagte Maiburg. Außerdem wolle er eine Podiumsdis­kussion zum Thema BDS in der Kultur- und Kreativwir­tschaft veranstalt­en. „Ich bin darüber im Austausch mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.“

Die Ausladung Talib Kwelis ist der erste derartige Fall, nachdem der Bundestag BDS im Mai als antisemiti­sch eingestuft hat. „Der Fall wird unsere Arbeit beeinfluss­en“, sagt Maiburg. „Um BDS auszuschli­eßen, werden wir uns künftig bei jeder Verpflicht­ung unterschre­iben lassen, dass kein Bandmitgli­ed BDS unterstütz­t. Das kann den Booking-Prozess sperriger machen, wird aber in Deutschlan­d Standard werden. Als öffentlich geförderte­s Format muss man mit der Rechtslage umgehen.“Wie man sich nach der Ausladung finanziell mit Kweli einigt, sei noch nicht geklärt, so Maiburg.

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FOTO: IMAGO Talib Kweli.

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