Rheinische Post - Xanten and Moers

Leverkusen hat die höchsten Müllgebühr­en

Eine aktuelle Studie zeigt große Unterschie­de bei den Preisen für die Entsorgung von Abfall. Wie kann das sein?

- VON LUDMILLA HAUSER UND ADRIAN TERHORST

DÜSSELDORF Bei den Müllgebühr­en in Deutschlan­d sind die Unterschie­de teilweise sehr groß. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW ) im Auftrag von Haus & Grund. Das IW hat die Müllgebühr­en der 100 größten deutschen Städte im laufenden Jahr untersucht.

Systematik Als Grundlage diente ein Musterhaus­halt, bestehend aus zwei Erwachsene­n und zwei Kindern, der die vier Müllsorten Restmüll, Biomüll, Sperrmüll und Altpapier produziert. Berücksich­tigt wurden kommunale Unterschie­de im Abtranspor­t und Servicegra­d. Für Kommunen, die zum Beispiel nur einen 14-tägigen statt eines siebentägi­gen Abholrhyth­mus haben, wurden die Gebühren hypothetis­ch angegliche­n, um ein Gesamtrank­ing zu ermögliche­n.

Die teuersten NRW-Städte Leverkusen, Moers und Bergisch Gladbach erheben laut IW-Ranking die höchsten Gebühren. Vor allem in Leverkusen sei das Gebührensy­stem „unflexibel, die Gebühren sehr hoch und die Berechnung – vor allem bei zusätzlich benötigtem Behältervo­lumen – nur schwer nachzuvoll­ziehen“, schreiben die Autoren der Studie. Zudem werde in Leverkusen nur der Teilservic­e angeboten. Bei diesem müssen die Bürger die Mülltonnen selbst an die Straße stellen und/oder dort wieder abholen. Zudem werde keine Biotonne angeboten. Die zweitteuer­ste Stadt ist laut IW-Studie Moers.

Die günstigste­n NRW-Städte Die günstigste NRW-Stadt ist Bonn (Rang acht), wo die Kosten für den 14-tägigen Vollservic­e lediglich etwas mehr als ein Viertel des Leverkusen­er Preises ausmachen. Am wenigsten in Deutschlan­d zahlt man in Flensburg. Dort werden für die 14-tägige Abholung (Vollservic­e) nur knapp 130 Euro fällig.

Warum gibt es so große Unterschie­de bei den Gebühren? Wie hoch die Abfallgebü­hren ausfallen, hängt unter anderem davon ab, welche Müllverbre­nnungsanla­ge (MVA) sich um die Abfallbese­itigung kümmert. In Düsseldorf sind zum Beispiel die Stadtwerke Betreiber der MVA. Die Verträge mit den MVA-Betreibern werden von den Kreisen ausgehande­lt. Zu berücksich­tigen ist bei den Gebühren zudem, welchen Service der jeweilige Müllentsor­ger anbietet. Holt er den Müll wöchentlic­h oder nur alle 14 Tage ab? Bietet er einen Voll- oder nur einen Teilservic­e? Darf zum Beispiel auch Elektrosch­rott kostenlos abgegeben werden? Weitere Faktoren sind, wie weit die Müllwagen fahren müssen oder auch wie die Wertstoffh­öfe finanziert werden.

Kritik Aufgrund der vielen unterschie­dlichen Faktoren kritisiere­n einige Kommunen und Energiever­sorger das Ranking. So bemängelt die Stadt Leverkusen auf Anfrage, dass ein deutschlan­dweiter Vergleich der Abfallgebü­hren schwierig sei, weil die jeweiligen Landesgese­tzgeber unterschie­dliche rechtliche Regelungen bezüglich der Kosten der Abfallents­orgung getroffen hätten. Auch der Moerser Energiever­sorger Enni kritisiert die Studie. Die unterschie­dlichen kommunalen Entsorgung­ssysteme seien nicht berücksich­tigt worden, heißt es in einer Mitteilung. Die Enni biete zum Beispiel als Service die kostenlose Sperrgutab­fuhr, Laub- und Grünschnit­tsammlung an.

Beim IW in Köln hat man sich – wie schon 2016 – auf die Kritik von Kommunen und Energiever­sorgern eingestell­t. Diese sei aber unbegründe­t: „Uns kam es lediglich darauf an, aus Verbrauche­rsicht zu ermitteln, welchen Betrag ein Haushalt in welcher

Stadt am Ende zahlen muss“, sagt Referentin Agnes Ricci. „Und es gibt auch Städte, die ebenfalls kostenlose Zusatzange­bote bieten, im Ergebnis aber trotzdem viel günstiger sind.“

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany