Rheinische Post - Xanten and Moers

FDP fordert höhere Bahn-Entschädig­ung

Die Bahn soll bereits ab 30 Minuten Verspätung von Fernzügen zahlen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Kurz vor dem Treffen des EU-Verkehrsmi­nisterrats hat die Opposition scharfe Kritik an der Haltung der Bundesregi­erung beim Thema Fahrgastre­chte von Bahnreisen­den geübt. Die FDP-Bundestags­fraktion bringt am Donnerstag im Parlament einen Antrag ein, der unserer Redaktion vorliegt und in dem sie deutliche Verbesseru­ngen bei der Entschädig­ung im Verspätung­sfall verlangt.

„Wenn wir mehr Menschen für das Bahnfahren gewinnen wollen, braucht es auch mehr Anreize für Service und Kundenfreu­ndlichkeit“, sagte der FDP-Verkehrspo­litiker Torsten Herbst unserer Redaktion. Es sei eine herbe Enttäuschu­ng für alle Bahnfahrer, dass sich die Bundesregi­erung in Europa nicht für bessere und einfachere Entschädig­ungsregelu­ngen stark mache. „Bei Fernzügen wäre eine teilweise Fahrpreise­rstattung bereits ab 30 Minuten Verspätung ein wichtiger finanziell­er Anreiz für die Bahn, pünktliche­r zu werden“, sagte Herbst. „Wenn die Deutsche Bahn hier selbst nicht liefert, muss die Politik nachhelfen.“

Momentan wird Fahrgästen ein Viertel der Reisekoste­n erstattet, wenn sie später als eine Stunde am Ziel eintreffen. Ab einer Verspätung von 120 Minuten gilt derzeit eine Entschädig­ung von 50 Prozent. Die FDP verlangt dagegen neben der Teil-Entschädig­ung bereits ab einer halben Stunde auch eine Rückerstat­tung des kompletten Fahrpreise­s, sollte sich der Zug um zwei Stunden verspäten. Im Schnitt der vergangene­n fünf Monate waren 78,6 Prozent der Fernverkeh­rszüge pünktlich.

Anders als Fluglinien und Fernbusunt­ernehmen muss die Bahn auch dann Entschädig­ungen an ihre Kunden zahlen, wenn Dritte oder höhere Gewalt – also etwa Unwetter – dafür verantwort­lich sind. Dies will die EU-Kommission deutlich einschränk­en und hat deswegen einen entspreche­nden Vorschlag gemacht, um die Eisenbahnu­nternehmen finanziell zu entlasten.

Die FDP fordert die Bundesregi­erung auf, sich im Rahmen des ordentlich­en Gesetzgebu­ngsverfahr­ens auf europäisch­er Ebene für eine Regelung einzusetze­n, die festlegt, wann ein Fall von höherer Gewalt vorliegt. Zudem solle sie sich langfristi­g auf europäisch­er Ebene dafür plädieren, dass die Entschädig­ung von Fahrgästen im Eisenbahnv­erkehr zum einen an die Verspätung gekoppelt werde und zum anderen im Verhältnis zu der Gesamtfahr­zeit stehe.

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FOTO: DPA Eine Frau blickt im Hauptbahnh­of Essen auf eine Anzeigetaf­el mit zahlreiche­n Zugverspät­ungen.

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