Rheinische Post - Xanten and Moers

Der Regen bringt bei den French Open den Terminplan gehörig durcheinan­der. Ein Leidtragen­der: Alexander Zverev.

Roger Federer gegen Rafael Nadal – schon 38 mal kam der TennisKlas­siker zustande. Diesmal im Halbfinale der French Open.

- VON WOLFGANG MÜLLER

(dpa) „Giganten-Duell“, „Treffen der Legenden“oder einfach nur „Clásico“– der ewige Klassiker zwischen Roger Federer und Rafael Nadal im Halbfinale der French Open elektrisie­rt Paris. Zum 39. Mal werden sich die beiden prägendste­n Figuren in über einem Jahrzehnt Tennis-Geschichte gegenübers­tehen. Mit all den Superlativ­en, Rekorden oder Serien ließen sich Bücher füllen. Ausführlic­h und detaillier­t kommentier­ten auch der 37 Jahre alte Schweizer und der seit Montag 33 Jahre alte Spanier ihr für Freitag angesetzte­s Sandplatz-Rendezvous.

Doch eigentlich brauchte es nur ganz wenige Worte, um die Dimension dieses Duells zu erfassen. „Dass es jetzt gegen Roger geht, ist etwas ganz Besonderes. Wir haben die wichtigste­n Momente unserer Karriere gemeinsam auf dem Platz verbracht“, sagte Nadal. „Einer der Gründe, wieder auf Sand zu spielen, war es, eine Chance zu haben, gegen Rafa zu spielen. Jetzt kriege ich das Match“, sagte Federer.

Vor 15 Jahren standen sich die beiden erstmals auf einem Tennisplat­z gegenüber. 2004 gewann Nadal beim Masters-Series-Turnier in Miami glatt in zwei Sätzen. Von diesem Tag an entwickelt­e sich eine fasziniere­nde Rivalität im Stile Becker/ Sampras oder Borg/McEnroe.

„Nun Giganten-Duell mit Nadal“, schrieb das Schweizer Boulevardb­latt „Blick“am Mittwoch. Für die französisc­he Sportzeitu­ng „L‘Équipe“ist das Wiedersehe­n schlicht das „Treffen der Legenden“, die spanische „AS“titelte groß auf Seite eins: „Es kommt zum Clásico!“

38 Mal schon schlugen sich Federer und Nadal die gelben Filzkugeln um die Ohren, 38 Mal schon gaben sie sich respektvol­l die Hand am Netz. Das wohl beste und aufregends­te Match der Vergangenh­eit erlebten die Zuschauer am 6. Juli 2008 in Wimbledon, als Nadal schon fast im Dunklen nach 4:48 Stunden mit 6:4, 6:4, 6:7 (5:7), 6:7

(8:10), 9:7 siegte.

Es war einer von 23 Siegen Nadals. Dass im Jahr 2019 dessen Name zu diesem Zeitpunkt des Turniers noch im Tableau zu finden sein würde, überrascht nicht. Elfmal hat der Linkshände­r aus Mallorca die French Open gewonnen, kein anderer hat häufiger auf der roten Asche am Bois de Boulogne triumphier­t. Nadal ist Titelanwär­ter Nummer eins.

Federers Vorstoß bis ins Halbfinale hingegen war nicht zu erwarten. Seit seinem Viertelfin­al-Aus gegen seinen Landsmann Stan Wawrinka (den er am Dienstag in vier Sätzen bezwang) vor vier Jahren hat Federer der Stadt an der Seine keinen Besuch mehr abgestatte­t. 2016 musste er absagen, 2017 und 2018 ließ er die kräftezehr­ende Sandplatz-Saison komplett aus.

Nach Paris ist Federer in diesem Jahr nicht nur ohne seine Familie gereist, sondern auch mit Ungewisshe­it über seine Verfassung und sein Leistungsv­ermögen auf dem langsamste­n aller Spielbeläg­e. „Ich bin total happy und sehr zufrieden. Bis jetzt ist es ideal verlaufen“, sagte Federer, der gegen Wawrinka erstmals einen Satz abgab.

Natürlich weiß Federer aber auch, wer am Freitag Favorit ist. Noch nie hat er bei den French Open gegen Nadal gewonnen, sein letzter Sieg auf Sand gelang ihm 2009 in Madrid. Als Federer in jenem Jahr zum ersten und bislang einzigen Mal in Roland Garros den Titel holte, war Nadal im Achtelfina­le am späteren Endspiel-Teilnehmer Robin Söderling aus Schweden gescheiter­t – es war nur eine von zwei Niederlage­n, die Nadal jemals bei den French Open hinnehmen musste. Zuletzt standen sich die beiden Rivalen 2017 im Finale von Shanghai gegenüber, Federer gewann auf dem Hartplatz. „Gegen jeden Spieler gibt eine Chance“, sagte Federer und fügte fast schon philosophi­sch hinzu: „Jedes Match muss gespielt werden, bevor es entschiede­n wird.“

Das Viertelfin­ale zwischen Alexander Zverev und Novak Djokovic ist wegen Dauerregen­s und der schlechten Wetterprog­nosen abgesagt und auf Donnerstag vertagt worden. Der Spielplan für Donnerstag stand noch aus.

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FOTO: REUTERS/BENOIT TESSIER Sieger-Faust nach dem Match: Roger Federer freut sich über seinen Viertelfin­al-Sieg gegen Stanislas Wawrinka.

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