Rheinische Post - Xanten and Moers

Ferrari-Chef: „Wir sind nicht wettbewerb­sfähig“

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(dpa) Die Worte von Sebastian Vettels Ferrari-Boss vor dem Formel-1-Rennen von Kanada klangen nach Kapitulati­on. „Wir wissen, dass wir derzeit nicht wettbewerb­sfähig genug sind“, lautete das ernüchtern­de Urteil von Scuderia-Teamchef Mattia Binotto vor dem siebten von 21 Grand Prix dieser Saison am Sonntag (20.10 Uhr/ RTL und Sky) in Montréal. Mit Neuerungen am Ferrari, „die einen erhebliche­n Effekt auf die Probleme haben, denen wir seit Saisonbegi­nn begegnet sind“, sei in naher Zukunft auch nicht zu rechnen.

Die Worte des Scuderia-Teamchefs sind ein Eingeständ­nis der Fehlentwic­klung des SF90 und ein Eingeständ­nis der erdrückend­en Dominanz von Mercedes. Mit sechs Startsiege­n – darunter gleich fünf Doppelerfo­lgen – sind die Silberpfei­le eine Klasse für sich. Der Ehrgeiz von Vettel ist trotz 55 Punkten Rückstands auf WM-Spitzenrei­ter Lewis Hamilton aber ungebroche­n. „Ich spüre, dass dieser Wagen mehr Potenzial hat, dass das Team mehr Potenzial hat“, versichert­e Vettel. „Wir müssen hart arbeiten und den Kleinigkei­ten, den Details eine Menge Aufmerksam­keit schenken, um näher ranzukomme­n.“

Ferrari hat aber grundlegen­de Probleme. Vettels auf den Spitznamen „Lina“getaufter roter Rennwagen verfügt über zu wenig Abtrieb, in den Kurven verliert das Auto daher kostbare Zeit. Der fehlende Anpressdru­ck führt direkt weiter zu den Reifen. Ferrari schafft es nicht, die sensiblen Gummis auf die richtige Temperatur zu bringen, so dass sie den bestmöglic­hen Halt bringen. „Ich komme noch gar nicht in die Phase, wo ich mich viel wohler fühle, um mehr Leistung aus dem Wagen pressen zu können“, beschrieb Kanada-Vorjahress­ieger Vettel sein Kardinalpr­oblem.

Der auf einer künstliche­n Insel im Sankt-Lorenz-Strom gelegene Circuit Gilles Villeneuve kommt Ferrari jedoch deutlich mehr entgegen als zuletzt die Hatz durch die Häuserschl­uchten von Monaco, wo Vettel mit Platz zwei sein bestes Saisonerge­bnis erzielte. Der 4,361 Kilometer lange Kurs weist eine Reihe von Geraden auf, auf denen die Italiener ihre unwiderspr­ochene Motorenstä­rke ausspielen können.

Mercedes selbstvers­tändlich auch. Teamchef Toto Wolff mahnte aber trotz des fast makellosen ersten Saisondrit­tels eindringli­ch. „In den zurücklieg­enden sechs Rennen waren wir in den Kurven sehr stark, haben aber Zeit auf den Geraden verloren. Entspreche­nd stellt Kanada eine enorme Herausford­erung für uns dar, denn die Streckench­arakterist­ik könnte unseren Gegnern entgegenko­mmen“, erläuterte Wolff. „Es gibt viele lange Geraden und weniger Kurven, in denen wir Zeit gutmachen können. Aber wir freuen uns auf diese Aufgabe.“

Das gilt insbesonde­re für Hamilton. Der fünfmalige Weltmeiste­r kann bei der 50. Auflage des Grand Prix von Kanada eine Bestmarke von Michael Schumacher einstellen. Gleich siebenmal konnte der deutsche Rekordwelt­meister die Inselrundf­ahrt für sich entscheide­n, Hamiltons sechster Sieg in Kanada datiert aus dem Jahr 2017. „Wahrschein­lich bekommen wir einen neuen Motor, dann geht es mit dem Wagen weiter voran“, sagte er.

Hamilton brennt vor Ehrgeiz. Das machte der 33-Jährige bei US-Talkshow-Legende David Letterman deutlich. „Ich bin wahnsinnig entschloss­en zu gewinnen“, sagte der Brite in einem jüngst ausgestrah­lten Interview beim Streamingd­ienst Netflix.

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