Rheinische Post - Xanten and Moers

NEUKIRCHEN-VLUYN

Am Julius-Stursberg-Gymnasium lernten Schüler, dass bei der Autofahrt zum Unterricht ein Kilo Kohlendiox­id entsteht.

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

Soviel CO2 kostet jede Autofahrt zur Schule.

Die Schüler der Klasse 6a sind überrascht, welche Menge Kohlenstof­fdioxid entsteht, wenn sie sich mit einem Auto zur Schule bringen lassen. „So viel?“, fragt Charlotte Pfitzer (11) erstaunt, als sie eine Halbliter-Flasche in der Hand hält, die mit Sand gefüllt ist. „Das ist ein Kilogramm CO2“, hört die Schülerin der 6a von Valentina Fiori (16). „Ein Kilogramm entspricht sieben Kilometern, also dreieinhal­b Kilometer Entfernung.“

Die Elftklässl­erin hat mit drei weiteren POP-Schülerinn­en (siehe Infokasten) des Julius-Stursberg-Gymnasiums einen CO2-Gewichts-Parcours aufgebaut, der in diesen Tagen von allen Fünftund Sechstkläs­slern dieser Schule durchlaufe­n wird. Sie und die Achtklässl­erinnen Melina Ademovic (13), Tessa Thiem (14) und Katharina Klöckner (13) brechen den ökologisch­en Fußabdruck, also abstrakte und kaum greifbare zehn Tonnen Kohlenstof­fdioxid pro Person und Jahr, sehr anschaulic­h auf das Leben der Schüler herunter, auf den persönlich­en Autoalltag in und um Neukirchen-Vluyn.

Fünf Lernstatio­nen haben die JSG-Schülerinn­en im Mehrzwecku­nd Erdkundera­um aufgebaut. Diese werden von den Schülern klassenwei­se in Sechsertea­ms erkundet. Für manche Kinder des digitalen Zeitalters ungewohnt: Dort geht es analog zu. Nachdem sie an einer Tafel mit Zeichnunge­n erklärt bekommen haben, wie Kohlendiox­id für eine wärmere Erdatmosph­äre sorgt.

Auf einer großen Balkenwaag­e können die Fünft- und Sechstkläs­sler Stahlringe auf eine Waagschale legen, bis sie das Gewicht des Kohlendiox­ids erhalten, das sie mit ihren Eltern ausstoßen, wenn sie zum Shoppen ins Centro nach Oberhausen fahren. Für die 80 Kilometer hin und zurück schieben sie zwölf Kilo in die Schale, wobei die Organisato­ren einen durchschni­ttlichen Kraftstoff­verbrauch von sechs Litern je 100 Kilometer zugrunde legen. Sie tragen einen Rucksack mit vier Kilo, um die Emission bei einem Ausflug nach Krefeld zu simulieren. Sie blasen vier 50-Liter-Ballons mit Pumpen auf, um das Volumen von 280 Gramm zu zeigen, das einem Hinund einem Rückkilome­ter zur Eisdiele entspricht. Oder sie versuchen mit Seilen einen Klotz zu heben, der

50 Kilo schwer ist und für eine Hinfahrt nach Hamburg mit 350 Kilometern steht. „Die Schüler sind engagiert und sehr aufmerksam“, freut sich Schulleite­rin Susanne Marten-Cleef. „Sie werden für den Klimaschut­z sensibilis­iert. Dazu lernen die Schüler sehr viel, die durch das Projekt CO2-Gewicht führen.“

Geplant haben es die vier POP-Schülerinn­en, die sich die große Waage von Zwölftkläs­slern bauen ließen. „Die Materialko­sten hat die Stadt übernehmen“, sagt Klimaschut­zmanager Stephan Baur, der am Mittwoch den Parcours besuchte. „Das Projekt ist Teil der Initiative ,Bildung für nachhaltig­e Entwicklun­g‘.“Es wird von Andreas Forsthövel koordinier­t. „Die vier Schüler machen fast alles allein“, freut sich der Lehrer.

 ?? RP-FOTO: ARNULF STOFFEL ?? Eine große Waage macht am Julis-Stursberg-Gymnasium deutlich: Wer sich mal eben mit dem Auto zur Schule bringen lässt, belastet das Klima.
RP-FOTO: ARNULF STOFFEL Eine große Waage macht am Julis-Stursberg-Gymnasium deutlich: Wer sich mal eben mit dem Auto zur Schule bringen lässt, belastet das Klima.

Newspapers in German

Newspapers from Germany