Rheinische Post - Xanten and Moers
Digitaler Ober serviert das Essen
„Neue Epoche“: In Moers ist das erste „Robotik-Restaurant“Deutschlands eröffnet. Vier Maschinen übernehmen dort Aufgaben von Kellern. Im Bethanien-Krankenhaus ging es am Mittwoch um Roboter in der Pflege.
Das Restaurant heißt „Neue Epoche“, und der Name ist wohl kein Zufall: Das China-Restaurant in Scherpenberg ist laut der Betreiber das erste „Robotik-Restaurant“in Deutschland. Entfernt an Menschen erinnernde Maschinen bringen die bestellten Speisen und Getränke an den Tisch und holen später das schmutzige Geschirr wieder ab. Vier solcher digitalen Kellner sind im Einsatz. Ober aus Fleisch und Blut werden aber auch noch gebraucht: Bei ihnen geben die Gäste ihre Bestellungen auf – und bezahlen. Die Roboter könnten zwar ohne Probleme (bargeldlos) kassieren, aber das Gesetz verbiete dies, sagte am Mittwoch Rainer Becker von der Firma Showbotixx aus Remscheid. Das müsse sich ändern, wenn Deutschland bei Robotik und Künstlicher Intelligenz nicht den Anschluss verlieren wolle.
Showbotixx übernimmt die Programmierung und Wartung der Kellner-Roboter, die Jiang Sheng, Betreiber und Koch in der „Neuen Epoche“angeschafft hat. Die Maschinen wurden von den chinesischen Unternehmen CSJBOT und Siasun entwickelt. „Wir wollen zeigen, dass die Roboter auch in großen Restaurants unter realen Bedingungen funktionieren“, sagte Showbotixx-Mitarbeiter Matthias Hofmann. „Wir wollen den lebenden Kellnern Wege ersparen. Sie haben dann mehr Zeit für Beratung und Gespräche mit den Gästen.“Das Remscheider Unternehmen nutzt das Restaurant als „Schauraum“, in denen Menschen die Möglichkeiten der Technik kennenlernen können. „Robotik kann man nicht aus dem Katalog verkaufen. Man muss das sehen.“So fanden bisher Konferenzen und andere geschlossene Veranstaltungen in der „Neuen Epoche“statt. Das Lokal soll aber demnächst auch für die Öffentlichkeit zugänglich werden.
Um die Möglichkeiten der Robotik ging es am Mittwoch auch am Bethanien-Krankenhaus. Dort stellte Showbotixx „Pepper“vor. Er ist 1,20 Meter groß, von unbestimmten Geschlecht, und wenn er (oder sie?) einen mit schwarzen Kulleraugen anschaut und den Kopf schelmisch verdreht, kann einem das Herz aufgehen. Dabei ist Pepper ein Roboter. Das Bethanien-Krankenhaus gehört zu den bundesweit insgesamt 78 Kliniken und Altenheimen, die sich zu einer Arbeitsgemeinschaft (AG) „Humanoide Robotik und KI“zusammengeschlossen haben. Es geht darum, Einsatzfelder für Roboter in der Pflege zu definieren und zu erproben. So ist Pepper zum Beispiel für die Betreuung von Menschen in Altenheimen geeignet. Sie können mit Pepper Memory spielen, Tanzen oder Sitzgymnastik machen. Er holt Hilfe, wenn man dies will, auf Wunsch stellt er auch eine Telefonverbindung her. Er könne die Nachtwache auf Stationen übernehmen, die „Vitaldaten“von Patienten anhand von Überträgersystemen kontrollieren und die „menschliche“Nachtwache anfordern, wenn die Daten Auffälligkeiten zeigen. Pepper ist sprachgesteuert; redet man mit ihm, gibt er sogar Antwort. An der Brust trägt er zusätzlich einen Tablet-Computer.
Eine „wirkorientierte Unterstützung“von Arbeitskräften in der Pflege erwartet Ingolf Rascher, Koordinator der AG Robotik, von Pepper. „Er kann das machen, was die Pflegekräfte brauchen und nimmt keinem den Job weg“, sagte er. Auch Bethanien-Chefarzt Peter Tönnies zeigte sich zuversichtlich, dass der Einsatz von Robotern wie Pepper Pflegepersonal entlasten könne. Die Bürokratie nehme zu, es bleibe immer weniger Zeit für Gespräche mit Patienten. Wenn Pepper zum Beispiel Aufgaben wie die Essensbestellung übernähme, bliebe den Pflegekräften mehr Zeit für ihre „originäre Arbeit“. Dass Pepper schon bald am Bethanien tätig sein wird, sieht Peter Tönnies noch nicht. Aber die Digitalisierung am Krankenhaus schreite voran. „Da ist es schlüssig, dass wir uns auch solchen Dingen öffnen.“
Roboter wie Pepper bilden keine Gewerkschaften, sind aber leider nicht zum Nulltarif zu haben. Pepper, der von dem französischen Unternehmen Aldebaran hergestellt wird, koste in der Anschaffung ungefähr so viel wie ein Kleinwagen, sagte Rainer Becker. Zusätzlich fallen monatliche Service-Kosten an, die sich auf mehrere Tausend Euro summieren können.