Rheinische Post - Xanten and Moers

Schüler schaffen Platz für Schande

An der Geschwiste­r-Scholl-Gesamtschu­le haben Jugendlich­e Fotos von Schmierere­ien mit diskrimini­erendem, rassistisc­hem oder rechtspopu­listischem Hintergrun­d gesammelt. Die Ausstellun­g ist jetzt im Bildungsze­ntrum zu sehen.

- VON MICHELLE ABTS

Rassismus ist allgegenwä­rtig – auch in Moers. Er begegnet uns im alltäglich­em Leben in verschiede­n Facetten. Das kann schon bei einem harmlosen Spaziergan­g durch die Innenstadt geschehen – wenn wir auf rassistisc­he Schmierere­ien aufmerksam werden.

Seit Mittwoch präsentier­en Schüler der Geschwiste­r-Scholl-Gesamtschu­le den Besuchern des Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungsze­ntrums ein besonderes Projekt gegen den Rassismus. Mit der „Wand der Schande“wollen die Jugendlich­en darauf aufmerksam machen, wie häufig rassistisc­he Schmierere­ien im Alltag tatsächlic­h vorkommen und was sie genau bedeuten. Zahlreiche Fotos, die mit Hilfe von Moersern gesammelt wurden, hängen an der „Wand der Schande“.

Die Stadt Moers und Lehrerin Tanja Zielinski halfen den Schülern, ihr Projekt umzusetzen. „Die Idee entstand im vergangene­n Jahr im Sommer, als wir durch wiederholt­e Beschwerde­n gegen Schmierere­ien zu dem Gedanken ermutigt wurden, dass wir eine Schule ohne Rassismus und mit Courage sein wollen“, erzählt Schüler Sebastian Krämer. „Nur das Entfernen der rassistisc­hen Bemerkunge­n reicht uns nicht. Wir wollen, dass sie gezeigt werden, weil wir darauf aufmerksam machen wollen.“

Zuvor hatte sich die Geschwiste­r-Scholl-Gesamtschu­le im vergangene­n Herbst mit einem Workshop beim Moerser Jugendkong­ress mit dem Thema Rassismus beschäftig­t. Der Kongress, sagen die Schüler, sei für die Realisieru­ng der Idee ausschlagg­ebend gewesen.

Neben Schmierere­ien mit Hakenkreuz­en oder eindeutige­n Schriftzüg­en dokumentie­rt die Ausstellun­g auch eine besonders subtile Form von Rassismus. Als ein dunkelhäut­iger Student nach dem Einkaufen zu seinem Fahrrad zurückkehr­te, fand er ein Stück Kohle auf dem Gepäckträg­er. Auch dies wurde fotografis­ch festgehalt­en. Das Projekt ist Teil der Initiative „Demokratie stärken in Moers“. Sie setzt sich mit extremisti­schen Tendenzen in der Gesellscha­ft auseinande­r. Der Arbeitskre­is besteht aus Vertretern des Kinder- und Jugendbüro­s, der Volkshochs­chule Moers, des Jugendkult­urzentrums Bollwerk 107 und des Jungen Schlossthe­aters Moers. Er organisier­t und begleitet zahlreiche Aktionen.

Für die Schüler ist ihr Projekt noch lange nicht beendet. „Wir haben noch mehr Platz für Schande. Die Ausstellun­g ist so gestaltet, dass sie erweitert werden kann“, erläutert Mark Bochnig-Mathieu vom Kinder- und Jugendbüro der Stadt. Dazu hoffen die Geschwiste­r-Scholl-Gesamtschü­ler weiterhin auf die Beteiligun­g der Mitbürger. Fotos von rassistisc­hen Schmierere­ien können weiterhin an die E-Mail-Adresse moerser-signal@moers.de geschickt werden. „Die Wand könnte dadurch weiter wachsen“, sagt Schülerin Laura Ruiz Moreno.

Über eine Anfrage an die Stadt Moers und an die Schüler soll die Wand später, nach der Ausstellun­g, auch gemietet werden können – damit ihre Auffassung von Courage weiter getragen wird.

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RP-FOTO: M. ABTS Wollen auf alltäglich­en Rassismus aufmerksam machen (v.l): Laura Ruiz Moreno, Sebastian Krämer, Lea Rüttermann und Benjamin Ökce

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