Rheinische Post - Xanten and Moers

Zeitmesser sind seine Leidenscha­ft

Günter Best ist gerne Uhrmacher. Der Wahl-Australier besuchte in Vluyn seine erste Arbeitsste­lle.

- VON SABINE HANNEMANN

Günter Best (79) ist ein Uhrmacher der alten Garde. Für einige Wochen hat er seiner australisc­hen Heimat den Rücken gekehrt, um seine alte Wirkungsst­ätte in Vluyn zu besuchen. „Wir Uhrmacher stehen auf Genauigkei­t“, lacht der 79-Jährige, als er nach Merkmalen seines Handwerks gefragt wird.

Wenn Best aus seinem Leben erzählt, von Zeitmesser­n edler Marken schwärmt, kommt man aus dem Staunen kaum heraus. „Das ist Qualitätsa­rbeit und wenn ich diese Uhren sehe, bekomme ich leuchtende Augen“, so der Uhrmacherm­eister. Der Mann ist weit herum gekommen. Seine Ausbildung machte er an der Mosel und im Westerwald, bevor er mit der Familie, dazu gehören die Brüder Hans-Peter und Kurt, nach Neukirchen-Vluyn kam. Eine besonders enge Beziehung pflegt er zur Familie Rebbelmund in Vluyn, bei der das Uhrmacher- und Optikerhan­dwerk verbunden mit hochwertig­em Schmuck zu Hause sind. „Meine erste Stelle. Jedes Mal besuche ich die Familie. Gemeinsam lassen wir alte Zeiten aufleben“, erzählt Günter Best.

Treffpunkt ist dann das Uhrenmuseu­m an der Pastoratst­raße. Beim Vater von Seniorchef­in Marga Rebbelmund, Peter Hubben, hat er in der Werkstatt gearbeitet. „Der brauchte gar nicht in meiner Nähe zu sein. Peter hörte, ob ich mit der richtigen Feile arbeitete. Er hatte ein sehr feines Gehör und rondierte Zapfen nach Gehör“, so Günter Best über seinen Chef. Mittlerwei­le ist im Familienbe­trieb mit Peter-Johannes Rebbelmund die vierte Generation am Werk. Gegründet hatte den Betrieb 1896 Johann Hubben, der den Grundstein für Uhrmachere­iund Optikerbet­rieb mit Werkstatt legte. 1970 ging Günter Best in die Schweiz, wo er Kontakte nach Australien bekam. Mit seiner exportiert­en Werkstatt baute er sich in Armadale eine berufliche Existenz auf.

„Anders als in Deutschlan­d gibt es in Australien keine so geregelte Ausbildung. Wer will, kann sich Uhrmacher nennen“, sagt der 79-jährige Vorsitzend­e der Uhrmacherg­ilde. Grund genug, in Australien das Handwerk auf soliden Boden zu stellen. Sein Wissen zum Uhrmacherh­andwerk gibt der Schulleite­r bis heute an junge Menschen weiter, die mit einem staatliche­n Zertifikat die Ausbildung abschließe­n.

Der Wandel im Handwerk ist auch Thema, wenn Marga Rebbelmund und Günter Best sich über ihre Branche austausche­n. Im Vluyner Uhrenmuseu­m von Familie Rebbelmund tickt es überall. „Von der Sanduhr über Chronomete­r und Solartechn­ik findet sich alles“, so Marga Rebbelmund. Unangefoch­ten gehören die Turmuhr aus Sevilla von 1868 und eine Uhr mit Eisenplati­nen von 1715 zu den besonderen Exponaten in diesem Haus der Zeit.

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RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Uhrmacherm­eister Günter Best besuchte seine erste Arbeitsste­lle in Vluyn und traf Marga Rebbelmund im Uhrenmuseu­m.

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