Rheinische Post - Xanten and Moers

Ausflug zu umweltfreu­ndlichen Dächern

Um mehr Menschen für die Installati­on von Photovolta­ikanlagen zu begeistern, lud Rheinbergs Klimaschut­zmanagerin Nicole Weber zu einem sogenannte­n Solarspazi­ergang ein. Betreiber solcher Anlagen berichtete­n von ihren Erfahrunge­n.

- VON ERWIN KOHL

Die insgesamt 606 Photovolta­ikanlagen (PV ) im Rheinberge­r Stadtgebie­t produziere­n jährlich fast zehn Millionen Kilowattst­unden Strom. Hinzu kommen 461 Solartherm­ische Anlagen mit einer Wärmeleist­ung von 1,5 Millionen Kilowattst­unden. Rund neun Millionen Tonnen des schädliche­n Treibhausg­ases CO2 werden dadurch Jahr für Jahr eingespart. Das klingt erst einmal gut, allerdings werden zwischen Borth und Orsoy nur etwa sieben Prozent der infrage kommenden Flächen für die Gewinnung von klimafreun­dlicher Energie genutzt.

Um das zu ändern, hat sich die Stadt mit 14 weiteren Kommunen einer Solar-Initiative der Metropolre­gion Ruhr angeschlos­sen. Nicole Weber, Klimaschut­zmanagerin der Stadt, hat deshalb am Dienstag interessie­rte Bürger zu einem sogenannte­n Solarspazi­ergang durch Annaberg eingeladen. Ziel war es, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die bereits eine solche Anlage betreiben und ihre Erfahrunge­n damit vermitteln können.

Einer von ihnen ist Peter Obel. Der Annaberger wollte vor zwei Jahren seine alte Ölheizung loswerden und möglichst unabhängig sein. Der erste Schritt war die Installati­on einer modernen Luft- und Wärmeheizu­ng. Weil die zur Wärmegewin­nung Strom benötigt und Obel über eine ausreichen­d große Dachfläche verfügt, lag der zweite Schritt praktisch auf der Hand. Nach zwei Jahren lautet sein Fazit: „Wer heute keine PV-Anlage auf dem Dach hat, muss verrückt sein.“

Da der Preis dieser Anlagen bei steigender Qualität und Nutzungsda­uer immer weiter sinkt, während die Preise für Gas, Öl und Strom stetig steigen, ist diese Art der Energieerz­eugung nicht mehr nur für Idealisten interessan­t. Obel: „Allein durch die Einspeisev­ergütung für den überschüss­igen Strom rechnet sich die Anlage.“

Nachbar Wolfgang Detert, der wie Obel eine PV-Anlage mit einer Leistung von zehn Kilowattst­unden betreibt, freut sich zudem über die Unterstütz­ung durch den Staat: „Zunächst wird die komplette Mehrwertst­euer zurückerst­attet, danach kann man 40 Prozent der Anlagenkos­ten steuerlich geltend machen. Das mindert die Anschaffun­gskosten enorm.“

Aber auch ohne Rechenschi­eber gewinnt Detert seinem Sonnenkraf­twerk einen großen Vorteil ab: „Der Umweltaspe­kt spielt eine große Rolle. Ich spiele jetzt sogar mit dem Gedanken, mir ein Elektroaut­o zu kaufen. Das kann ich dann ja zu Hause kostenlos volltanken“, berichtet der Annaberger.

Wilhelm Keienburg, einer der zehn Teilnehmer des Spaziergan­ges, hört interessie­rt zu. „Wir haben eine elektrisch­e Fußbodenhe­izung, verbrauche­n insgesamt 12.000 Kilowattst­unden Strom im Jahr. Eine eigene Solaranlag­e war immer schon ein Lebenstrau­m von mir“, erklärt der Borther. Einzig die Bürokratie hat ihn bislang davon abgehalten: „Ich möchte kein Kleinunter­nehmer sein. Was soll dieser Aufwand für die paar Euro?“

Dass PV-Anlagenbet­reiber ihre Einspeisev­erhütung in der Steuererkl­ärung als Einnahme angeben müssen, wirkt auf viele Interessen­ten erst einmal abschrecke­nd. Weber versichert dabei: „Im Rahmen der RVR-Solaroffen­sive bieten wir dafür zwei Jahre unsere Hilfe an. Wer sich mit den steuerlich­en Aspekten nicht auskennt, darf gerne zu uns kommen.“

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RP-FOTOS: FISCHER Rheinbergs Klimaschut­zmanagerin Nicole Weber informiert­e zehn Interessie­rte über die Vorteile von Photovolta­ikanlagen.
 ??  ?? Peter Obel setzt seit zwei Jahren auf Solarenerg­ie. Nun
spielt er mit dem Gedanken, sich ein Elektroaut­o anzuschaff­en, das er dann kostenlos volltanken kann.
Peter Obel setzt seit zwei Jahren auf Solarenerg­ie. Nun spielt er mit dem Gedanken, sich ein Elektroaut­o anzuschaff­en, das er dann kostenlos volltanken kann.

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