Rheinische Post - Xanten and Moers

Ein Leben für den Sport

Erich Nabbefeld hat die Leichtathl­etikabteil­ung des SV Sonsbeck ins Leben gerufen und über Jahrzehnte geleitet. Ein Wunsch des 76-jährigen Ehrenmitgl­ieds des SVS hat sich aber noch nicht erfüllt: ein Olympia-Teilnehmer aus Sonsbeck.

- VON HEIDRUN JASPER

Ohne Sport, hat Erich Nabbefeld mal gesagt, wäre sein Leben ärmer gewesen. Ohne Nabbefeld, so kann man heute rückblicke­nd sagen, wäre der SV Sonsbeck vielleicht um eine Abteilung ärmer gewesen. Und dann hätte der Vorsitzend­e Marc Lemkens einen Gast weniger, den es zu ehren gilt beim großen Sportlerba­ll am Kirmessams­tag,

13. Juli, im Festzelt, geselliger Höhepunkt der Feierlichk­eiten zum

100-jährigen Bestehens des SVS. Denn dem 76-Jährigen ist es zu verdanken, dass die Roten Teufel seit

1971 eine Leichtathl­etik-Abteilung haben, die er 30 Jahre lang leitete und die nicht zuletzt auch dadurch zum Aushängesc­hild des Sportverei­ns wurde, dass der Leichtathl­etik Verband LV Nordrhein den SVS

1985 als Landesleis­tungsstütz­punkt für Leichtathl­etik anerkannte. Und die Gemeinde hätte vielleicht auch bis heute weder einen Brunnenlau­f noch einen Frühjahrsw­aldlauf: Beides hat Erich Nabbefeld in Sonsbeck installier­t und salonfähig gemacht – den Brunnenlau­f vor 34 Jahren, den Frühjahrsw­aldlauf vor 33 Jahren.

2001 gab Nabbefeld den Trainer-Posten auf. Doch nicht von ungefähr machte der SV Sonsbeck den Hauptschul­lehrer und -Leiter im Ruhestand, früher selbst Leistungss­portler und stets auf der Mittelund Langstreck­e erfolgreic­h, zum Ehrenvorsi­tzenden der Leichtathl­etik-Abteilung und kurz darauf zum Ehrenmitgl­ied im Verein. Und dass ihm 2005 das Bundesverd­ienstkreuz am Bande verliehen wurde, war verdient und logische Konsequenz. Denn er hat als Trainer viele Talente erkannt, gefördert, über die Tartanbahn geschickt, immer wieder motiviert und zu bundesweit­en Wettkämpfe­n begleitet. Elisabeth Franzis beispielsw­eise, die neun deutsche Meistertit­el holte, über 3000 Meter und im Crosslauf über 15 Kilometer. Oder Gabi Bossmann, deutsche Meisterin über 3000 Meter, Karl-Georg Stamprath, Daniela Niersmann (geborene Kremer).

Am 17. November 1941 wurde Nabbefeld in Büderich geboren, in Ginderich wuchs er auf, machte sein Abitur in Wesel. Danach folgte ein Studium an der Pädagogisc­hen Hochschule in Köln, als Junglehrer kam er mit 23 nach Sonsbeck und machte sein zweites Staatsexam­en an der ehemaligen Hauptschul­e.

1971 heiratete er schließlic­h seine Frau Mechthild – „als Ginderiche­r eine Bürkse, das ging eigentlich gar nicht“, erzählt er und lacht seine Frau an, die die beiden Töchter und die zwei Söhne quasi alleine großzog.

Denn Erich Nabbefeld war eigentlich nie zu Hause: Vormittags Unterricht, dann Mittagesse­n, Trainingsa­nzug an, mit dem Rad zum Sportplatz, bei schlechtem Wetter in die Sporthalle. Jeden Tag, von 15 bis 20 Uhr. Und abends den Unterricht vorbereite­n, Klassenarb­eiten korrigiere­n, jedes Wochenende in Sachen Leichtathl­etik unterwegs. Bundesweit, mit dem Auto. „Meine Frau hat mir immer den Rücken frei gehalten. Ohne sie wäre diese intensive Verbindung Lehrer und Leistungst­rainer absolut nicht möglich gewesen“, gibt der FC Bayern-Fan Nabbefeld zu.

Die Kinder dazu bewegen, sich zu bewegen, das hat den Mann angetriebe­n. „Leistungss­port“, sagt er, „ist die positive Möglichkei­t, sich auszuteste­n, seine Persönlich­keit zu bilden. Nicht nur durch Siege, auch durch Niederlage­n stärker werden, immer wieder aufstehen“. Noch heute fährt der jeden Tag 30 Kilometer mit dem Rad, bei Dauerregen geht er alternativ auf seinen Crosstrain­er im Keller. Jeden Morgen vor dem Frühstück macht er Krafttrain­ing, oben im Badezimmer. Spätestens um 10 Uhr ist Erich Nabbefeld dann draußen, in dem wunderschö­nen Garten, in dem es auf 650 Quadratmet­ern überall blüht, sich in einem Teich viele Koi-Karpfen tummeln. „Ein schöner Garten will jeden Tag seinen Gärtner sehen“, so Erich Nabbefeld, dem es vor allem Rosen angetan haben.

Zwei Wünsche hatte der ehemalige Schulleite­r und Trainer bei der Feier zu seinem 50. Geburtstag geäußert: Dass einmal ein Leichtathl­et aus Sonsbeck an den Olympische­n Spielen teilnimmt und die S’Grooten-Hauptschul­e als einzige weiterführ­ende Schule noch viele Jahre Bestand hat. Beide Wünsche sind (noch) nicht in Erfüllung gegangen.

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RP-FOTO: FISCHER „Ein schöner Garten will jeden Tag seinen Gärtner sehen“, sagt Nabbefeld. Deshalb verbringt er auch viel Zeit auf der 650 Quadratmet­er großen Grünanlage. Auf seine Rosen ist er besonders stolz.
 ?? RP-FOTO: FISCHER ?? Erich Nabbefeld hält sich fit. Neben dem Krafttrain­ing im Badezimmer fährt der 76-Jährige jeden Tag 30 Kilometer mit dem Fahrrad.
RP-FOTO: FISCHER Erich Nabbefeld hält sich fit. Neben dem Krafttrain­ing im Badezimmer fährt der 76-Jährige jeden Tag 30 Kilometer mit dem Fahrrad.

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