Rheinische Post - Xanten and Moers
Händler, Handwerk, Seifenblasen
Der Brunnenmarkt in Sonsbeck bietet ein tolles Programm – und einen Verkaufsoffenen Sonntag.
So wie man beim Speed Dating in kurzer Zeit neue Leute kennenlernt, wird es am Sonntag, 16. Juni, beim 29. Brunnenmarkt beim „Speed-Tasting“um das Kennenlernen neuer Spirituosen-Spezialitäten gehen. Jason ten Klooster, Humble Whisky, etwa wird in drei Speed-Tastings Whiskyund Gin-Sorten vorstellen. Aber in Hektik muss niemand verfallen. Steht doch der Brunnenmarkt, den die Sonsbecker Werbegemeinschaft alljährlich initiiert, für gemütliches Bummeln entlang der Hoch-, Wallund Herrenstraße.
Mehr als 40 Händler und Hobbyhandwerker werden ab 11 Uhr ihre Waren und Angebote vorstellen, wie Marktleiter Manfred Gembries berichtet. Auch der Kleiderladen der Kinderoase des Kinderschutzvereins Xanten-Sonsbeck öffnet an diesem Tag die Türen, um ein möglichst großes finanzielles Polster für die anstehenden Unterstützungen von Ferienfreizeiten oder Ausrüstung für den Schulanfang zu bekommen. Ab 13 Uhr laden zudem zahlreiche Geschäfte zum Stöbern und Kaufen ein. Zusätzliche Aktionen wie Verlosungen oder Gewinnspiele sowie Prozente, die die Preise kräftig purzeln lassen, machen den Einkaufsbummel besonders attraktiv.
Abwechslungsreich ist auch das geplante Rahmenprogramm. Clown Pepe wird auf den Straßen unterwegs sein und die Besucher ebenso mit Riesen-Seifenblasen wie mit launigen Kunststücken in seinen Bann ziehen. Das Kinderkarussell dreht sich wieder, zwei Hüpfburgen stehen ebenfalls bereit. Schmink- und Spielstationen, unter anderem mit dem Comanchi-Team in bester Western-Manier, sorgen Thomas und Christiane Grütters haben ihre fünfte Postkartenausstellung dem Thema „Sonsbecker Kneipen“gewidmet. Wobei Kneipen stellvertretend für Gastronomie, Gaststätten und Schankwirtschaften steht.
Jede der historischen Postkarten ist ein Stück Erinnerung. Erinnerung an einen so längst nicht mehr existierenden Ortskern, an Bierkutscher und Sonntagsfrühschoppen nach dem Kirchgang oder auch Ereignisse. Wie beispielsweise das Autorennen, das am 1. April 1929 stattfinden sollte. Es musste allerdings wegen Regen abgesagt werden, wie der Text auf der Karte mit dem Bild der Teilnehmer verrät.
„Es sind die Karten, die das Thema vorgeben“, berichtet Thomas Grütters schmunzelnd. „Die Postkartensammlung ist mein Hobby. Ich kann sie gut mal ruhen lassen, aber wenn sie hervorgeholt wird, entwickelt sie eine Art Eigendynamik“, erzählt er. Längst kommen viele Leute zu dem Sonsbecker, um ihm weitere alte Bilder und Postkarten zu bringen. „Das sind Schätze! Sie erzählen Geschichten, die notiert und bewahrt werden sollten. Heinrich Kerstgens, der viele dieser Geschichten noch kannte, ist nicht mehr da, um sie zu erzählen. Somit ist das Wissen um diese Erinnerungen in Gefahr, und es muss sich jemand darum kümmern“, erklärt der zweifache Vater mit einem verschmitzten Lächeln. Gerne hat er sich dieser Aufgabe verschrieben.
Bei der aktuellen Ausstellung sei es das Spannendste gewesen, Kneipen zu finden oder besser zuzuordnen, von denen nur sehr wenige Sonsbecker noch wissen. So standen auch die Besucher bei der Ausstellungseröffnung teils grübelnd und diskutierend vor den 17 Ausstellungsrahmen. Erst mit Unterstützung von Thomas Grütters oder den Mitgliedern des die Ausstellung ausrichtenden Vereins für Denkmalpflege zusätzlich dafür, dass den kleinen Gästen nicht langweilig wird.
Die Mitglieder des Musikverein Harmonie 1911/1921 Sonsbeck/Labbeck präsentieren auf der Herrenstraße eine Auswahl ihrer großen musikalischen Bandbreite, bei der für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte.
Kinderquad-Parcours, Segways, Fahrräder, neue Automodelle, Scouter-Probefahrt oder Oldtimer-Traktoren: Für große und kleine Motorfans gibt es beim Gang durch die Straßen Sonsbeck vergegenwärtigten die Besucher so manches Mal, um welche Gebäude es sich handelt.
Die Rahmen enthalten neben den 50 Postkarten von Kneipen in allen drei Ortsteilen auch Informationen rund um die Immobilien, deren Besitzer oder Spezialitäten. Zudem sind Werbeanzeigen aus einem Sonsbeck-Führer von 1911 ausgestellt, die verdeutlichen, wie vielfältig die Sonsbecker Kneipen damals waren.
Der Gang in die Gastwirtschaft galt in vergangenen Zeiten schließlich nicht nur dem Getränk, sondern diente auch der Information über das Dorfgeschehen. noch einmal ganz andere Töne zu entdecken. Da bietet sich zwischenzeitlich auch mal eine kleine Pause an. Beispielsweise am Namensgeber des Marktes, dem Brunnen. Hier sitzt man gemütlich zentral im Geschehen. Stehen doch die Sonsbecker Brunnen nicht „draußen vor dem Tore“, sondern mitten im Ort. Während der eine an der Händlermeile auf der Hochstraße zu finden ist, bildet der zweite, der so genannte Schweinebrunnen, den Ausgangspunkt für einen Rundgang durch die Gemeinde.
Mit einer Vielzahl an Informationen rund um das historische Sonsbeck führt man seitens des Vereins für Denkmalpflege die Besucher durch den Ort. Treffpunkt für die kostenfreie anderthalbstündige Führung ist um 14 Uhr am Rathaus, Herrenstraße 2. Im Anschluss bietet sich ein Besuch der Postkarten-Ausstellung in der Gommanschen Mühle an. Mit den historischen Eindrücken im Kopf wird ein Abgleich mit der heutigen Gastronomie bei einem Snack, einem Stück Torte oder Kuchen, Eisvariationen, Grillspezialitäten oder einem kühlen Getränk doppelt interessant. Elf Kneipen und Gastwirtschaften, teils mit Kolonialwaren, Baustoffen oder Landwirtschaft gekoppelt, gab es früher allein im Sonsbecker Ortskern. Dennoch war man überzeugt, dass eine Weitere bei 2000 Einwohnern dringend erforderlich sei, wie der ausgestellte Antrag von Bürgermeister Kahl aus dem Jahr 1940 beweist. Das älteste Exponat der Ausstellung hingegen wurde bereits am 7. Juli 1899 verschickt, als die Brüder Karl und Franz auf dem Weg von Kevelaer nach Xanten am „Bauernhaus“rasteten.
Im Rahmen des Sonsbecker Brunnenmarktes am Sonntag,
16. Juni, ist die Ausstellung von
11 bis 17 Uhr in der Gommanschen Mühle geöffnet.