Rheinische Post - Xanten and Moers
Bablu soll in Freiheit geboren werden
Wenn es ür uns etwas sehr billig gibt, bezahlt häu ig jemand anderes den Preis da ür. 40,3 Millionen Menschen leben in Sklaverei oder Schuldknechtschaft und werden ausgebeutet. Thaiyamma war eine von ihnen. Ihr konnte die International Justice Mission hel
Thaiyamma ist Inderin und Mutter. Sie kocht in ihrer kleinen offenen Hütte Curry für ihre Familie. Ihre Tochter Lavanya sitzt in einer Schaukel aus Tüchern und fragt ihre Mutter nach einer Geschichte. Daraufhin erzählt sie von ihrem Leben:
Weil Lavanya krank wurde, musste die Familie sich Geld leihen, um den Arzt zu bezahlen.Wegen der Schulden in Höhe von umgerechnet 13 Euro mussten Thaiyamma und ihr Mann in einer Holzfällerei arbeiten. Dort herrschten keine guten Bedingungen: Sie wurden geschlagen, mussten ohne Schutz unter Bäumen schlafen und Thaiyamma konnte sich nicht um ihre Tochter kümmern, die oft vor Hunger weinte.
AusAngstvordemChef,dereher ein Sklavenhalter war und von den Arbeitern „die Bestie“genannt wurde, weil er so herzlos war, traute sich niemand gegen ihn vorzugehen. Als Thaiyamma bemerkte, dass sie erneut schwanger war, wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sie hatte schon vor langer Zeit von einem Dorfältesten die Telefonnummer von der International Justice Mission (IJM) bekommen, doch bislang hatte sie sich nicht getraut, dort anzurufen. Die Schwangerschaft gab ihr schließlich den Mut, heimlich einen Ermittler von IJM anzurufen. Kurze Zeit später gelang es der IJM mithilfe der örtlichen Polizei alle zu befreien. Durch Thaiyammas Aussage wurde der Besitzer durch ein Gericht verurteilt. Und Baby Bablu wurde in Freiheit geboren.
Geschichte ist kein Einzelfall
Leider ist dies kein Einzelfall: Laut dem Global Slavery Index der Walk Free Foundation lebten tatsächlich 2016 40,3 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. Auch wir werden in Europa täglich damit konfrontiert, zum Beispiel indem wir Waren benutzen, die unter Zwang hergestellt wurden. Ein T-Shirt für 5 Euro kann einfach nicht fair produziert worden sein. Fast jeder benutzt täglich ein Smartphone oder einen Computer, und fast niemand hat eine Ahnung davon, unter welchen Bedingungen die Menschen arbeiten mussten. Gerade bei der Gewinnung von Rohstoffen herrschen schlimme Bedingungen. Wenn wir etwas besonders billig bekommen, dann ist das sehr häufig so, dass jemand anderes den Preis dafür zahlt.
Die International Justice Mission versucht, Menschen aus verschiedenen Ländern aus Sklaverei und Schuldknechtschaft zu befreien. Sie arbeitet dafür sehr eng mit der örtlichen Polizei zusammen. Sie gehen Hinweisen nach und versuchen dann mit verdeckten Ermittlern, die Menschen zu befreien und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Anwälte unterstützen die Justiz bei der strafrechtlichen Verfolgung. Die IJM hat schon zur Verurteilung von 1300 Straftätern beigetragen. Für die befreiten Menschen gibt es ein Nachsorgeprogramm, in dem Psychologen und Sozialarbeiter den Menschen helfen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und in Freiheit und Würde zurückzukehren.