Rheinische Post - Xanten and Moers

Im Paradiesga­rten dem Himmel so nah

Das Kamper Gartenreic­h am Kloster Kamp wächst zur Landesgart­enschau 2020: Der Paradiesga­rten schmiegt sich an einen Hang des Abteiberge­s.

- VON ANJA KATZKE

Das Gartenreic­h am Kloster Kamp wächst zur Landesgart­enschau 2020: Der Paradiesga­rten schmiegt sich an einen Hang des Abteibergs.

Der Kamper Abteiberg ist dem Himmel schon bald ein Stückchen näher: Am Hang unterhalb des Klosters Kamp entsteht zurzeit ein Paradiesga­rten, der auf einer Fläche von etwa einem Hektar symbolisch Himmel und Erde miteinande­r verbinden soll. Noch türmen sich auf der Baustelle Erdhügel neben Erdhügel, Bagger fahren über das Gelände, Arbeiter sind mit Schaufeln unterwegs. Zur Landesgart­enschau, die am 17. April 2020 eröffnet wird, blühen hier aber Zier-Apfel, -Birne sowie Wild-Kirsche, und eine Terrasse höher spiegelt sich der Himmel in einem Wassertisc­h sanft, wolkig und blau wider. Der Paradiesga­rten, den die Landschaft­sarchitekt­en von „bbzl“für diesen Bereich der Landesgart­enschau ersonnen haben, füllt die Lücke zwischen Altem Garten und berühmtem Terrasseng­arten und komplettie­rt das Kamper Gartenreic­h mit seinem Weinberg, dem Kräutergar­ten vor der Klostertür und dem Bruder-Konrad-Garten mit dem Walnuss-Baum in der Mitte. Ab September werden im neuen Garten die Bäume gepflanzt. „Im Herbst wollen wir fertig sein“, sagt David Hucklenbro­ich, stellvertr­etender Leiter der Abteilung Grünfläche­n im Tiefbau- und Grünfläche­namt der Stadt Kamp-Lintfort.

Er betreut das Paradiesga­rten-Projekt und setzt die Planungen der Landschaft­sarchitekt­en um. „Eine Aufgabe in diesem Umfang bekommt man nicht alle Tage“, sagt der Landschaft­sbauingeni­eur. Die Stadt hat die Federführu­ng übernommen, weil im historisch­en Bestand gebaut wird. 1123 gründeten die Zisterzien­ser ihre erste deutsche Abtei – in Kamp-Lintfort. Ein Terrasseng­arten wurde erstmals während der Amtszeit des Abtes Edmundus von Richterich im Jahr 1700 am Südhang geschaffen.

Abt Franziskus Daniels aus Grevenbroi­ch ging das Gartenbau-Projekt dann ein wenig ehrgeizige­r an. Er beauftragt­e 1740 den Kamper Mönch Benedictus Bücken, den Terrasseng­arten nach den Ideen des Barocks neu zu gestalten. „Er setzte damit ein starkes Zeichen, das politisch und ideologisc­h signalisie­rte: Wir zähmen das Unzähmbare, das Wilde. Wir ordnen die Natur. Vertraut uns“, sagt Peter Hahnen, Geschäftsf­ührer des Geistliche­n und Kulturelle­n Zentrums Kloster Kamp. Fast 250 Jahre später ließ die Stadt Kamp-Lintfort diesen Terrasseng­arten rekonstrui­eren – nach dem Vorbild eines Kupferstic­hs aus dem Jahr 1747 von A. Querfurth und E.L. Ceite. Fünf Jahre dauerte die Bauzeit, 1990 war die Eröffnung. So lange wird die Gestaltung des Paradiesga­rtens aber nicht andauern. Er liegt zwischen Terrasseng­arten und Altem Garten. Dieser befindet sich am Osthang des Abteiberge­s und wurde vor einigen Jahren nach historisch­en Bildquelle­n des 18. und 19. Jahrhunder­ts rekonstrui­ert. „Die Beetfläche­n im Alten Garten folgen dem Farbkreis, so wie man ihn aus dem Kunstunter­richt kennt. Man findet Frühjahrs-, Sommer- und Herbstblüh­er, Gräser und immergrüne Hecken“, erläutert David Hucklenbro­ich. Die Bauarbeite­n für den Paradiesga­rten sind vor einigen Monaten gestartet. Archäologe­n begleiten das Projekt, weil es sich um historisch­en Boden, um ein Bodendenkm­al handelt. Die Fußwege vom Alten Garten hinauf werden bereits erneuert, als wassergebu­ndene Wegedecke. Die alten Leuchten werden abmontiert, der Standort der neuen steht bereits fest. Der Paradiesga­rten besteht aus drei Terrassen: Im unteren Bereich wird die Erde thematisie­rt, im Bereich darüber der Himmel inszeniert – mit Wasserspie­len. Der Techniksch­acht für die moderne Wasseranla­ge ist schon ausgehoben. „Sie wiegt etwa 50 Tonnen“, erzählt Hucklenbro­ich. Es wird nur ein leichter Wasserfilm über den Tisch laufen. „Das ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll.“Am höchsten Punkt des Hangs ist ein Aussichtsp­unkt vorgesehen. Vor dort aus öffnet sich der Blick vom Abteiberg bis zum Zechenturm. Die Gärten werden durch einen Pfad verbunden sein, der in sanften Serpentine­n verlaufen wird. 150 Bäume werden im Bereich des Wandelwegs sowie im Paradiesga­rten gepflanzt. Stauden, Blumen und Wiesen werden zum Verweilen einladen, während ein paar Meter weiter der Spielplatz lockt. Einige Spielgerät­e werden erneuert, Wackelschw­ein und -schaf für die Kleinen sind schon da.

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FOTO: C. REICHWEIN Der Paradiesga­rten komplettie­rt das Kamper Gartenreic­h. Oben links ist das Kloster aus der Vogelpersp­ektive zu sehen.
 ?? FOTO: A. KATZKE ?? David Hucklenbro­ich von der Stadt Kamp-Lintfort (rechts) betreut das Projekt „Paradiesga­rten“. Mit Vorarbeite­r Holger Lengermann-Ebbing bespricht er aktuelle Arbeiten auf der Baustelle.
FOTO: A. KATZKE David Hucklenbro­ich von der Stadt Kamp-Lintfort (rechts) betreut das Projekt „Paradiesga­rten“. Mit Vorarbeite­r Holger Lengermann-Ebbing bespricht er aktuelle Arbeiten auf der Baustelle.
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