Rheinische Post - Xanten and Moers

Den Lehrermang­el wirksam bekämpfen

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Wenn nach den Plänen der Schulminis­terin weitere 650 Sozialpäda­gogen an Nordrhein-Westfalens Grundschul­en arbeiten sollen, ist das zunächst einmal eine gute Nachricht. Die Anforderun­gen an Grundschul­lehrer sind inzwischen so vielfältig, dass jede qualifizie­rte Unterstütz­ung willkommen ist. Ein Kind individuel­l zu fördern, ist nicht möglich, wenn sich ein Lehrer um 25 oder mehr Schüler kümmern soll. Sozialpäda­gogen leisten da wertvolle Hilfe. Sie nehmen sich einzelner Kinder an, vermitteln ihnen Kompetenze­n, die andere vielleicht schon von zu Hause mitbringen. Sie fördern lernschwäc­here Kinder und tragen so dazu bei, dass Inklusion tatsächlic­h stattfinde­t. Und aus Sicht der Schulminis­terin haben sie einen weiteren Vorteil: Sie sind am Arbeitsmar­kt verfügbar.

Anders als Grundschul­lehrer. Nach wie vor ist in NRW jede dritte Lehrerstel­le im Primarbere­ich nicht besetzt, weil es an Absolvente­n fehlt. Das ist ein unhaltbare­r Zustand, der durch zusätzlich­e Sozialpäda­gogen allenfalls leicht gemildert werden kann. Denn für die Vermittlun­g des Stoffes, also der elementare­n Kompetenze­n wie Lesen, Schreiben, Rechnen, sind Lehrer zuständig – nicht Sozialpäda­gogen. Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) muss daher wirksamere Mittel finden, um den Beruf des Grundschul­lehrers attraktive­r zu machen.

Dabei scheint der Ansatz, die Einstiegsg­ehälter an den Grundschul­en auf das Niveau der Gymnasiall­ehrer anzuheben, im Schulminis­terium immer mehr Anhänger zu finden. Gleichzeit­ig muss die Lehrer-Ausbildung überprüft werden. Dass ein Grundschul­lehrer an der Universitä­t drei Hauptfäche­r belegen und insbesonde­re in Mathematik Anforderun­gen erfüllen muss, die völlig überzogen sind, macht keinen Sinn und schreckt vom Studium ab.

BERICHT 650 SOZIALARBE­ITER FÜR GRUNDSCHUL­EN, TITELSEITE

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