Rheinische Post - Xanten and Moers
Fast 48 Millionen Südamerikaner ohne Strom
In Argentinien und Uruguay fiel am Sonntagmorgen der Strom aus – und das im Winter. Die Regierungen fürchten nun unangenehme Fragen.
Plötzlich geht nichts mehr: Züge stehen still, die Heizungen fallen aus, die Internetverbindung bricht zusammen. Innerhalb von Sekunden ist das Leben ein anderes, eines ohne Verbindung zur realen Außenwelt und zur digitalen Parallelgesellschaft. Eines, das daran erinnert, wie es einmal war, ohne Strom und Netz. Fast 48 Millionen Menschen sollen in ganz Argentinien und Uruguay von dem Blackout am Sonntag betroffen gewesen sein. Im Süden wo der südamerikanische Winter wirklich bitterkalt ist, hat das Konsequenzen für die Menschen. Hier wird auch mit Strom geheizt.
Ein Problem ist die Informationsbeschaffung. Es gibt widersprüchliche Meldungen über das Ausmaß des Blackouts. Der argentinische Energieversorger Edesur teilt auf Twitter mit: „Aufgrund eines allgemeinen Ausfalls des Verbundsystems sind Argentinien und die angrenzenden Länder ohne Strom.“
Doch wer hat überhaupt Zugang zu Twitter, wenn der Strom und damit auch die Router ausfallen? Einige Argentinier haben trotzdem Zugang zum Netz und posten fleißig Scherze. „SinLuz“(Ohne Licht) und „Apokalypse“sind die Hashtags. Argentiniens Präsident Maurico Macri wendet sich ebenfalls per Twitter ans Volk: „Wir arbeiten daran, dass alle wieder so schnell wie möglich Strom haben.“Die Hintergründe des Vorfalles würden untersucht.
Nicht alle Zeitungen können ihre Internetseiten aktualisieren. Die guten alten Transistorradios mit Batteriebetrieb gibt es kaum noch und jene Notebooks, die mit Akku laufen, haben meist keine Verbindung zum Internet. Eine Welt ohne Strom ist eine Welt ohne Nachrichten.
In Uruguay meldet der Energieversorger UTE, ein Fehler im argentinischen Netz habe um 7.06 Uhr Ortszeit für den Blackout gesorgt. Auch in einigen Teilen Paraguays, das ebenfalls mit am argentinischen Netz hängt, geht nichts mehr. In der argentinischen Hauptstadt arbeitet das Energieministerium mit Hochdruck an der Behebung des Fehlers.
In Argentinien ist gerade Wahlkampf. Ausgerechnet Macri hatte zuletzt mit dem Finger auf Venezuela gezeigt, wo massive Stromausfälle immer wieder vorkommen. Wer die argentinische Linke und die Gewerkschaften kennt, weiß, dass sie Macri nun in die Mangel nehmen werden. Wie konnte das passieren? Wer ist verantwortlich? Macri wird sich unangenehme Fragen stellen lassen müsse.