Rheinische Post - Xanten and Moers

Menschlich­e Piktogramm­e voller Elan

In der Reihe „Sculpture 21st“zeigt das Lehmbruck-Museum die Walking Figures des britischen Künstlers Julian Opie.

- VON PETER KLUCKEN

Schon seit mehreren Tagen machen einige computeran­imierte LED-Skulpturen auf dem Vorplatz des Lehmbruck-Museums neugierig auf die Ausstellun­g, die kürzlich eröffnet worden ist. Mit den berühmten Walking Figures des britischen Künstlers Julian Opie sind vor und nun auch im Duisburger Museum die wohl populärste­n Werke der internatio­nalen Gegenwarts­kunst zu sehen.

„Die Werke Julian Opies zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht; sie verleihen unserer durch Medien und Werbung geprägten Bildwelt eine zeitgemäße menschlich­e Anmut“, so Museumsdir­ektorin Söke Dinkla. In der Tat: Wer die mit 230 bis 250 Zentimeter hohen Figuren sieht, erfasst sie mit einem Blick. Sie scheinen unmittelba­r verständli­ch und einleuchte­nd zu sein. Dennoch haben sie eine erstaunlic­he Tiefendime­nsion, die Julian Opie auch gerne und erfrischen­d (auf Englisch) erläutert, wie bei der Pressekonf­erenz kürzlich zu erleben war.

Schon seit langem beschäftig­t sich der Maler-Bildhauer mit Grundsatzf­ragen der Digitalisi­erung. Im Gegensatz zu anderen Künstlern, die auf elektronis­ches Raffinemen­t und interaktiv­e Aktionen setzen, greift Opie auf die Kunstgesch­ichte zurück – und zwar sehr weit. Fündig wird er schließlic­h bei der alt-ägyptische­n Kunst, bei der die menschlich­e Gestalt in typischer Seitenansi­cht, der Aspektive, präsentier­t wird. Opies „Statuen“sind in den Raum gestellte Zeichnunge­n. Mit dickem Strich sind die Konturen auf den metallisch­en, farbintens­iven Untergrund gezeichnet.

Die Werke selber erscheinen wie Cartoonfig­uren oder wie aufgestell­te Piktogramm­e. Die Pointe ist, dass jede Figur, trotz aller Vereinfach­ungen, individuel­le Züge trägt. Die Titel der Figuren sind dementspre­chend Eigennamen wie Amelia, Jeremy, Theresa oder Sam. Opie verriet beim Pressegesp­räch, dass jede Figur nach einem konkreten Menschen beziehungs­weise nach dessen Fotografie gestaltet wurde. Bei den bewegliche­n LED-Arbeiten, die auf dem Museumsvor­platz aufgebaut wurden, nahm er Menschen auf dem Laufband zum Vorbild, die er allerdings nicht in Sportkleid­ung, sondern in Alltagskle­idung zeigt. Besonders in den LED-Werken verbindet Opie auf seine ureigene durchaus humorvolle Weise digitale und analoge Kunst, Altägypten mit der Gegenwart.

Opies Figuren sind häufig im öffentlich­en Raum platziert, wo sie mit der Umgebung und den Menschen korrespond­ieren. Im Lehmbruck-Museum, das Opie übrigens als „eines der schönsten Museen, die ich jemals gesehen habe“, bezeichnet­e, wählte der Künstler die große Glashalle als Ausstellun­gsort. Die Figuren scheinen den Saal mit schnellem Schritt zu durchschre­iten – wie Menschen auf der Straße oder einem Platz.

Die Ausstellun­g wird im Rahmen der Reihe „Sculpture 21st“gezeigt, bei der neue künstleris­che Positionen der Gegenwart präsentier­t werden.

Julien Opie, 1958 in London geboren, zählt heute zu den bedeutends­ten Vertretern der New British Sculpture.

Nach seinem Abschluss an der renommiert­en Goldsmith School of Art begann er seine künstleris­che Laufbahn Anfang der 1980er Jahre.

Mit seiner Teilnahme an der doumenta 8 (1987) wurde erstmals ein internatio­nales Publikum auf ihn aufmerksam.

Die Ausstellun­g wird von der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West gefördert.

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REICHWEIN/KÜNSTLER ?? Blick auf die „Walking Figures“von Julian Opie in der Glashalle des Lehmbruck-Museums. Die dynamische­n Statuen sind zwischen 2,30 und 2,50 Meter hoch und bestehen aus bemaltem Aluminium.
FOTOS: REICHWEIN/KÜNSTLER Blick auf die „Walking Figures“von Julian Opie in der Glashalle des Lehmbruck-Museums. Die dynamische­n Statuen sind zwischen 2,30 und 2,50 Meter hoch und bestehen aus bemaltem Aluminium.
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Selbstport­rait des Künstlers, der nicht fotografie­rt werden möchte.

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