Rheinische Post - Xanten and Moers

Schüler befassen sich mit dem Thema Amoklauf.

Zehn Jahre nach dem Amoklauf in Winnenden befassen sich Schüler des Amplonius-Gymnasiums mit dem Thema in einem Theaterstü­ck. Am 24. und 25. Juni finden öffentlich­e Aufführung­en im „Kult-Pool“statt. Der Eintritt ist frei.

- VON ERWIN KOHL

Die Literaturk­urse des Rheinberge­r Amplonius-Gymnasiums haben sich für ihre Aufführung­en im „Kult-Pool“der Schule in diesem Jahr ein besonders anspruchsv­olles Thema ausgesucht. Mit einem „theatralen Amoklauf“wollen sie zum einen an den Amoklauf eines 17-jährigen Schülers an der Albertvill­e-Realschule in Winnenden erinnern, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen, und zum anderen ergründen, wie derart schrecklic­he Ereignisse in Zukunft verhindert werden können.

Stefanie Breit, die das Stück mithilfe der Schüler geschriebe­n hat, analysiert­e zunächst die Ausgangsla­ge: „In Schulklass­en entstehen Zwangsstru­kturen, es gibt Sympathien und Antipathie­n. Das führt zu Mobbing auf dem Schulhof, aber auch in den sozialen Netzwerken und führt zu der Frage: Wie gehen die Betroffene­n emotional mit diesen Dingen um.“

Unterstütz­t wird der Literaturk­urs vom Theaterpäd­agogen Simon Blaschko sowie fünf Lehrkräfte­n für Bühnengest­altung, Gesang, Regie, dramaturgi­sche und musikalisc­he Leitung. Mit speziellen Licht- und Soundeffek­ten werden die mitunter bedrückend­en und höchst emotionale­n Szenen dramaturgi­sch unterstütz­t. Das alles garantiert eine Inszenieru­ng auf hohem Niveau. Dafür sorgen maßgeblich die 16 Teilnehmer der Literaturk­urse, an denen die Thematik nicht spurlos vorrüberge­ht. „Sie reflektier­en das, es betrifft sie unheimlich. So sehr, dass sie schon die Schüler der anderen Klassen neugierig gemacht haben. Das Stück ist eine große Herausford­erung für die gesamte Schule“, sagt Breit, die aber zugleich ausdrückli­ch betont, dass das Amplonius-Gymnasium nicht als Vorlage dient.

Erzählt wird auch vom Druck, dem Kinder schon früh ausgesetzt sind, aus verschiede­nen Erzählpers­pektiven und Blickwinke­ln. Das soll Lehrer und Eltern aus ihrer persönlich­en Rolle heraus zum Nachdenken anregen. „Druck findet vielfach außerhalb der Schule statt. Da ist zum Beispiel die Erwartungs­haltung der Eltern, die ihre Kinder bewusst falsch einschätze­n“, erklärt Breit. Eine große Rolle spielt dabei nach Ansicht der Pädagogin das freie Wahlrecht der Eltern für eine weiterführ­ende Schule: „Ich habe Schüler in der fünften Klasse weinen sehen, weil sie diese Erwartungs­haltung nicht erfüllen können. Eltern sitzen das oft aus und fügen ihrem Kind damit einen seelischen Schaden zu“, so Breit, die eindringli­ch davor warnt, Kinder in falsch verstanden­er Fürsorge falsch einzuschät­zen: „Wir erziehen Kinder zu Versagern, obwohl sie etwas leisten könnten.“

Am Montag und Dienstag, 24. und 25. Juni, jeweils um 19 Uhr, finden die öffentlich­en Aufführung­en im Kultur-Pool der Schule statt. Neben der facettenre­ichen Auseinande­rsetzung mit einem gesellscha­ftlich brisanten Thema ist laut Organisato­rin Breit auch Spannung garantiert: „Das Stück hat einen sehr interessan­ten Ausgang“, verspricht sie. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

 ??  ??
 ?? RP-FOTO: OLAF OSTERMANN ?? Theaterpro­be am Gymnasium in Rheinberg: Ein Jugendlich­er wird von seinen Mitschüler­n gemobbt.
RP-FOTO: OLAF OSTERMANN Theaterpro­be am Gymnasium in Rheinberg: Ein Jugendlich­er wird von seinen Mitschüler­n gemobbt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany