Rheinische Post - Xanten and Moers

Flickentep­pich bei Grundsteue­r bleibt

- VON JAN DREBES NRW WARTET BEI GRUNDSTEUE­R AB, TITELSEITE

Das ist er also, der Kompromiss, für den die Koalition mehr als ein Jahr gebraucht hat: Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) darf sein Modell umsetzen. Und jedes Land, das damit nicht zufrieden ist, darf sich sein eigenes Konzept stricken. Warum das nicht schon früher möglich war? Unklar.

Klar ist nur, dass der Gesetzgebu­ngsprozess jetzt endlich starten kann. Für die Kommunen ist das ein gutes und wichtiges Signal. Sie sind auf die Grundsteue­r maßgeblich angewiesen, der Ertrag kommt ihnen direkt zugute. Zu den Gewinnern gehört auch Bayern, das sich mit der Öffnungskl­ausel und der geplanten Extrawurst einer rein flächenabh­ängigen Steuer durchsetze­n konnte.

Auf der Verlierers­eite steht Scholz, wollte er doch immer ein bundeseinh­eitliches Gesetz. Damit ist er am Widerstand Bayerns gescheiter­t. Auch die Signale aus anderen Ländern, notfalls die wichtigen Mehrheiten zu blockieren, ließen ihn einknicken. Jahrzehnte­lang gab es bei der Grundsteue­r nur Blockade, jetzt tut sich was.

Was aber bleiben wird, ist der Flickentep­pich in Deutschlan­d. Jede Kommune kann eigene Hebesätze festlegen und soll das auch. Schließlic­h wissen die Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­ter am besten Bescheid, wie sie mittels der Berechnung­swerte die Stadtentwi­cklung lenken wollen. Aber wirklich entscheide­nd für Landesregi­erungen, für Kommunen und nicht zuletzt für den Bundesfina­nzminister wird sein, ob es gelingt, dass Mieter von der Umlage einer höheren Grundsteue­r weitgehend verschont bleiben. Sie haben nichts von Wertsteige­rungen der Immobilie, in der sie leben, sofern sie einzig durch die Lage und knappes Angebot zustande kam. An dieser sozialen Dimension wird die Reform auch zu messen sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany