Rheinische Post - Xanten and Moers
Studie: Soziale Netzwerke für politischen Dialog unwichtig
(may-) Die Bedeutung von sozialen Netzwerken wie Facebook für die politische Kommunikation wird überschätzt. Wie eine Umfrage der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ergab, nutzen 35 Prozent aller Wahlberechtigten Facebook. Von ihnen beteiligen sich 50 Prozent durch Kommentare an einer Diskussion, allerdings äußern sich nur zwölf Prozent zu politischen Themen. Damit wirken nur vier Prozent aller Wahlberechtigten bei Facebook an politischen Debatten mit.
Ein Blick auf die Form der dort geführten Debatten führt zu einer deprimierenden Erkenntnis: „Es dominiert eine Ausdrucksweise, die anklagend, diffamierend und zum Teil verletzend ist“, fasst Viola Neu vom Team Sozialforschung der Stiftung zusammen. Gerade auf den Seiten der AfD sei der Ton gegenüber kritischen Äußerungen „im besten Fall fragwürdig“, lautet der Befund einer Untersuchung der Internetauftritte von CDU, SPD und AfD bei Facebook im letzten Bundestagswahlkampf. „Es scheint nicht so zu sein, dass man andere mit Argumenten überzeugen möchte, sondern die Meinung des Andersdenkenden nicht ertragen kann oder will“, erläutert Neu.
KAS-Chef Norbert Lammert verwies darauf, dass im Wahlkampf auf der Facebook-Seite der CDU eine Kommunikation mit den Nutzern sinnlos gewesen sei. Schließlich sei der Auftritt weitgehend von Gegnern der Partei „gekapert“worden. Die von der Partei gesetzten Themen seien durch die Nutzerkommunikation „weitgehend entgleist“. Die SPD habe dagegen auf ihrer Seite häufiger mit Nutzern in einen Dialog eintreten und beispielsweise Inhalte ihres Wahlprogramms kommunizieren können.