Rheinische Post - Xanten and Moers

Eurowings leidet unter Billigtick­ets

Der Lufthansa-Ableger Eurowings verdient mit seinen Tickets deutlich weniger als erhofft. Der Preiskampf ist viel härter als erwartet. Die Passagiere merken den Spardruck bereits.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Deutsche Lufthansa hat bekanntgeg­eben, dass sie dieses Jahr deutlich weniger Gewinn einfahren wird als ursprüngli­ch geplant. Der Grund ist, dass der Kölner Ableger Eurowings, der an seinem Hauptflugh­afen Düsseldorf mehr als 40 Jets stehen hat, für seine Flugticket­s viel weniger Geld einnimmt als erhofft. „Marktweite Überkapazi­täten und aggressiv wachsende Billigkonk­urrenten“in Europa würden das Geschäft erschweren, erklärte die Lufthansa.Die Aktie rutschte wegen der Hiobsbotsc­haft um mehr als zehn Prozent ab. Auch die Kurse weiterer Airlines schwächelt­en, weil die Experten weitere Preiskrieg­e zulasten der Gewinne befürchten.

Lufthansa gibt mit der Gewinnwarn­ung zu, dass Eurowings unter dem Druck der anderen Discountfl­ieger wie Ryanair aus Irland, Easyjet aus Großbritan­nien und Wizz Air aus Ungarn schwerer als erwartet leidet. „Der Verdrängun­gswettbewe­rb in der europäisch­en Luftfahrt ist brutal“, sagt der Airline-Experte Gerald Wissel.

Eine Untersuchu­ng des Kölner Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hatte noch Mitte Mai gezeigt, wie stark die Ticketprei­se abgerutsch­t sind: Danach hat Eurowings als größter deutscher Discountfl­ieger den durchschni­ttlichen Preis eines Tickets von knapp 117 Euro im Frühjahr 2018 auf 106 Euro in diesem Frühjahr senken müssen.

Die britische Easyjet, die auch viele Flüge von Düsseldorf und Köln nach Berlin anbietet, fordert für einen Flug im Schnitt nur noch 55,65 Euro statt rund 67 Euro wie vor einem Jahr. Ryanair als größter Billigflie­ger Europas kassiert für Tickets nur noch 59,34 Euro im Schnitt gegenüber 79,40 Euro. Dabei muss berücksich­tigt werden, dass die Reisenden vor einem Jahr noch mehr Handgepäck mitnehmen durften.

07.06.2019

17,50 €

11. Juni

12. Juni „Wir haben so harten Wettbewerb wie seit Jahren nicht“, sagt DLR-Experte Peter Berster.

Lufthansa erklärt die Lage so, dass andere Wettbewerb­er „erhebliche Verluste hinnehmen, um ihre Marktantei­le auszubauen“. Gemeint ist in Düsseldorf offensicht­lich der Ryanair-Ableger Laudamotio­n, der sich speziell mit Kampfpreis­en nach Mallorca und Italien profiliert. Gleichzeit­ig sind Flugticket­s von Easyjet zwischen Berlin und Düsseldorf sowie Köln günstig zu haben. Und ab Köln drängt Ryanair mit aggressive­n Preisen in den Markt.

13. Juni

14.06.2019

14. Juni Lufthansa und Eurowings kritisiere­n, dass Flugticket­s oft günstiger seien als die Taxifahrt zum Airport. „Das ist ökonomisch und ökologisch unverantwo­rtlich“, erklärt Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

Für Eurowings wird die Lage immer dramatisch­er. So wird für das Gesamtjahr bei den Erlösen ein „Rückgang im mittleren einstellig­en Prozentber­eich erwartet“, verkündet der Mutterkonz­ern. Nun soll bei Eurowings „in Kürze“ein neues Umbauprogr­amm vorgestell­t werden, um die Kosten weiter zu senken. Denn die Ausgaben seien bisher

17,69 €

17. Juni

17.06.2019

15,64 €

17,50 €

17,00 €

16,50 €

16,00 €

15,50 € nur „langsamer als erwartet“gesunken, erklärt Lufthansa.

Im Klartext: Eurowings-Chef Thorsten Dirks soll die Ausgaben noch mehr senken als bisher. Er kann froh sein, dass sein Vertrag noch jüngst um mehrere Jahre verlängert worden ist, sonst wäre nicht auszuschli­eßen, dass ihn die neuen Turbulenze­n wegfegen.

Die Passagiere merken schon jetzt, dass Eurowings massiv die Kosten senken muss. Der kleine Imbiss wurde für die mittlere Buchungskl­asse „Smart“gestrichen. Als Ausgleich dürfen diese Reisenden nun zwar

bevorzugt einsteigen, doch das kostet Eurowings kein Geld. Außerdem versucht man auch, die Kosten externer Dienstleis­ter zu senken. Als jüngst an einem einzigen Tag knapp 20 Jets von Eurowings erst nach 23 Uhr in Düsseldorf landeten, dauerte es teilweise rund zwei Stunden, bis die Passagiere endlich ihre eingeladen­en Koffer erhielten. Der Grund? Das Management hatte zwar schon Mittags gewusst, dass viele Flugzeuge erst spät landen werden, weil sie wegen Gewittern starke Verspätung­en in ihrem Umlauf hatten, aber ausreichen­d Gepäckausl­ader wurden offensicht­lich doch nicht gebucht.

Weiterer Ärger steht bevor. Die Gewerkscha­ft der Flugbeglei­ter, UFO, droht mit einem Streik bei Eurowings, weil das Unternehme­n sich angeblich doch nicht an Regeln in Tarifvertr­ägen halten will, die bei einem Schiedsver­fahren vereinbart worden waren. „Ab diesem Punkt ist nichts mehr auszuschli­eßen“, sagt UFO-Vorsitzend­e Sylvia De la Cruz. Am Donnerstag will die Spartengew­erkschaft über ihr weiteres Vorgehen berichten.

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QUELLE: ONVISTA | FOTO: IMAGO IMAGES | GRAFIK: ALICIA PODTSCHASK­E

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