Rheinische Post - Xanten and Moers
Deutschland holt den Gruppensieg
Im letzten WM-Vorrundenspiel lässt die Frauen-Nationalmannschaft beim 4:0 gegen Südafrika noch viele Chancen aus.
(dpa) Befreit vom Druck des Gewinnen-Müssens ist die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft als Gruppenerste ins WM-Achtelfinale gestürmt. Die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gewann zum Vorrundenabschluss in Montpellier souverän mit 4:0 (3:0) gegen Südafrika und zeigte nach den beiden 1:0-Arbeitssiegen gegen China und Spanien auch ohne die verletzte Spielmacherin Dzsenifer Marozsan (Zehenbruch) die erhoffte spielerische Steigerung, ließ gegen harmlose Afrikanerinnen aber noch zu viele Chancen aus.
Mit dem Toreschießen klappte es dennoch besser: Melanie Leupolz, Sara Däbritz, Alexandra Popp und Lina Magull trafen im Stade de la Mosson zum hochverdienten Erfolg im ersten Länderspielduell mit dem WM-Neuling. Positiv: Die DFB-Auswahl beendete die Gruppenphase ohne Gegentreffer. „Man hat gesehen, dass wir auch Fußballspielen können“, sagte Kapitänin Popp erleichtert, „und das war für uns ganz, ganz wichtig.“Auch Voss-Tecklenburg zeigte sich insgesamt zufrieden: „Neun Punkte – mehr kann man in der Gruppe nicht holen.“Die Bundestrainerin mahnte jedoch an, ihre Mannschaft habe manchmal „zu komplizierte Lösungen“gesucht. „Damit haben wir uns das Leben selbst schwergemacht“, kritisierte sie.
Mit dem Gruppensieg hat der zweimalige Weltmeister sein erstes Etappenziel in Frankreich erreicht und trifft im Achtelfinale am Samstag (17.30 Uhr) in Grenoble auf einen der vier besten Gruppendritten. Wie der erste Kontrahent in der K.o.-Runde heißen wird, steht noch nicht fest.
Voss-Tecklenburg hatte ihr Team im Vergleich zur Spanien-Partie auf drei Positionen geändert. Für Kathrin Hendrich, Lena Goeßling und die mit einer Gelben Karte vorbelastete Lena Oberdorf rückten Leupolz, Magull und die 18 Jahre alte Freiburgerin Klara Bühl in die Startelf. Erstmals trat das DFB-Team bei dieser WM im 4-4-2-System an, mit Bühl und Popp als Doppelspitze.
Die Trainerin hatte nach zwei glanzlosen Siegen zum Vorrundenabschluss eine spielerische Steigerung gefordert. Und Deutschland begann gegen den Weltranglisten-49. engagiert und zielstrebig, ließ nie einen Zweifel am Siegeswillen aufkommen. Den ersten Angriffen fehlte es bei herrlichem Fußballwetter und 27 Grad noch an Präzision, ehe eine Standardsituation zur verdienten deutschen Führung führte. Bei einer von Verena Schweers getretenen Ecke stand Leupolz auf der Linie des Fünf-Meter-Raums völlig frei und hatte keine Mühe, ihren Kopfball ins linke untere Eck zu platzieren.
Nur zwei Minuten später hätte es 2:0 stehen müssen: Als Südafrikas Torhüterin Andile Dlamini einen Däbritz-Schuss nur mit Mühe abwehren konnte, schoss Popp unbedrängt aus kurzer Distanz über das leere Tor. Unerklärlicherweise gab es dann einen kleinen Bruch im Offensivspiel der DFB-Elf. „Wir haben ein paar Pausen zu viel eingelegt“, analysierte Torhüterin Almuth Schult. „Deshalb haben wir uns nur phasenweise belohnt. Das dürfen wir uns in den K.-o.-Runden nicht mehr erlauben.“So dauerte es fast eine halbe Stunde, bis die spielfreudige Däbritz die Führung ausbaute. Erneut konnte Dlamini eine Hereingabe, diesmal von Schweers, nicht festhalten, und Däbritz war mit ihrem zweiten Turniertreffer zur Stelle. Noch vor der Pause machte Popp ihren Fauxpas wieder gut und erhöhte per Kopf nach einer Maßflanke von Giulia Gwinn auf 3:0.
Nach dem Wechsel änderte sich das Bild nicht. Deutschland dominierte, und spätestens mit dem 4:0 der Bayern-Mittelfeldspielerin Magull war die Partie entschieden.