Rheinische Post - Xanten and Moers
Probleme, Träume, Wünsche
Einen Abend lang beleuchtet ARTE die Schicksale ganz unterschiedlicher Menschen.
DÜSSELDORF (ry) Seit dem vergangenen Sonntag widmet ARTE dem Dokumentarfilm einen besonderen Programmschwerpunkt, und das noch bis morgen. Im Rahmen des 4. Dokumentarfilm-Festivals zeigt der Sender elf Werke, die bei namhaften Festivals gezeigt und teilweise ausgezeichnet wurden. Allein am heutigen Tag stehen vier Filme auf dem Programm. Den Auftakt markiert um 20.15 Uhr die Erstausstrahlung „Jenseits des Limits“. Darin geht es um die 19-jährige Margarita Mamun. Während andere Teenager in ihrem Alter durch die Clubs ziehen, trainiert sie in der Sporthalle hart für ihren großen Traum: Gold bei den olympischen Spielen 2016 in Rio. Seit über zehn Jahren tanzt sie schon für den Klub Gazprom. Dutzende Goldmedaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften hat sie in dieser Zeit gewonnen. Die russische Weltmeisterin gehört zu den Besten ihrer Sportart und trainiert im erfolgreichsten Team der Welt. Sie gilt als Aushängeschild der Rhythmischen Sportgymnastik. Fernab von zu Hause sind die Trainerinnen ihre Ersatzfamilie. Doch der Druck ist hoch, das Training nicht selten ein Wechselbad der Gefühle, und zudem beschäftigt sie die Krebserkrankung ihres Vaters. Immer wieder erntet Margarita harsche Kritik, die zuweilen auch beleidigende Formen annimmt. Sie leidet sichtbar unter dem strengen Regime, gibt aber nicht auf, denn mit ihren 19 Jahren zählt Margarita bereits zu den älteren Sportlerinnen. Nach den Olympischen Spielen soll für sie Schluss sein. Ihr großes Ziel in Rio ist die Goldmedaille – mit dem Olympiasieg will sie den Sprung in ein neues Leben wagen. Der Film von Marta Prus begleitet sie auf dem langen und überaus harten Weg hin zum olympischem Triumph.
Um 21.25 Uhr folgt der Film „Augenblicke – Gesichter einer Reise“, der von Agnès Varda, einer jung gebliebenen Frau um die 80, und dem wesentlich jüngeren Künstler JR erzählt, die sich im Jahr 2015 begegneten. Die Folge des Zusammentreffens: der Dreh eines gemeinsamen Films. Auch wenn sie kaum unterschiedlicher sein könnten, haben sie doch vielesgemeinsam–vorallemdieLust an kreativer Zusammenarbeit. Der Kleinlaster von JR, umgebaut als Fotomobil, diente den beiden als Fortbewegungsmittel und Begleiter. Mit im Gepäck: die Songs des französischen Rockmusikers Mathieu Chedid. Die Filmemacher durchquerten das ganze Land von Nord nach Süd, lauschten den Geschichten der Menschen, denen sie begegneten, und machten unzählige Porträtaufnahmen. Ein Automechaniker, ein Postbote, ein Glöckner, Frauen von Minen- und Dockarbeitern, eine Ziegenzüchterin und am Ende sogar der Geist von Jean-Luc Godard kamen vor die Linse. Der umgebaute Kleinlaster versprühte dabei eine ganz besondere Magie. In ihm entstanden überlebensgroße Abzüge der Aufnahmen, die Varda, die im März diesen Jahres verstorben ist, und JR an die Scheunen verlassener Dörfer klebten.
Der Dokumentarfilm erzählt nicht zuletzt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, die während der Dreharbeiten an Tiefe gewinnt – überraschende Momente, Neckereien und herzliches Lachen überbrücken dabei jegliche Unterschiede.
Um 23.00 Uhr geht es mit „Gaza – Leben an der Grenze“weiter. Das Werk erzählt seine Geschichten direkt aus dem Inneren des Gazastreifens heraus. Aus den Augen der Bewohner zeigt der Film den komplexen Konflikt mit Israel. Das Team folgte den unterschiedlichsten Menschen bei ihrer Arbeit, zu ihren Familien, zu den brutalen Auseinandersetzungen am Grenzzaun und hinein in die Krankenhäuser.
Abschließend geht es in „Stimmen ohne Grenzen“um 0.25 Uhr um die Musik der Roma, die ihre Heimat im Exil, ihr Mittel gegen das Verloren-Sein ist. Stephan Crasneanscki gibt ihnen eine Stimme.