Rheinische Post - Xanten and Moers
Bierhoff für Gehaltslimit für Profis
Der DFB-Direktor spricht sich für Veränderungen im Spitzenfußball aus.
(dpa/gic) DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat sich im Zuge der Coronavirus-Pandemie für eine Gehaltsobergrenze im Fußball ausgesprochen. „Wenn es rechtlich umsetzbar ist und sich auch europaweit gemeinsam dazu Gedanken gemacht werden – ja. Denn am Ende sollte es unser aller Interesse sein, dass wir einen interessanten, gut funktionierenden Wettbewerb haben“, sagte Bierhoff dem Nachrichtenportal „t-online.de“.
Der Fußball-Europameister von 1996 sieht inzwischen eine größere Bereitschaft für dieses Anliegen. Es seien auch die Länder bereit, darüber zu diskutieren, „die es vor der Krise nicht waren“, sagte Bierhoff und sprach von den „großen Vereinen in Spanien, England und Frankreich“. Es gehe darum, wie man Ablösesummen, Gehälter oder Beraterhonorare eindämmen könne.
Bierhoff stört sich dabei nicht an den hohen Löhnen der Superstars. „Messi, Cristiano Ronaldo oder Jo Kimmich sind nicht das Problem. Das Problem ist die Masse an Mittelmaß, die in diesem Sog mitschwimmt und in Anführungszeichen ‚überbezahlt‘ ist“, betonte der frühere Stürmer, der durch die Krise sinkende Gehälter erwartet: „Ein mittelmäßiger Bundesliga-Profi wird damit rechnen müssen, dass er demnächst weniger vom Verein angeboten bekommt.“
Bierhoff hat zudem vorgeschlagen, die im Herbst anstehende Nations League nicht mit Hin- und Rückspielen, sondern als eine Veranstaltung an einem neutralen Ort auszutragen. „Das wäre eine Alternative. Eine Art Mini-Turnier könnte eine Idee sein“, sagte der DFB-Direktor dem Fachmagazin „Kicker“. Da im Herbst wohl noch nicht mit Zuschauern gespielt werden könne, sei „bei den Nationalverbänden die Bereitschaft größer, an einem neutralen Ort zu spielen.“
Der DFB würde laut Bierhoff als Ausrichter eines solchen Turniers zur Verfügung stehen: „Wir haben das Know-how und eine Top-Organisation im DFB, das haben wir schon mehrfach bewiesen. Wenn ein solches Modell der Uefa hilft, würde ich sagen: Ja, wir stehen bereit.“Deutsche Gruppengegner in der Liga A sind die Ukraine, Spanien und die Schweiz.
Bierhoff hält auch Fußball-Profis empfänglich für Verschwörungstheorien und will die Nationalspieler künftig mit Vorträgen und Diskussionen dagegen sensibilisieren. „Erst kürzlich habe ich mich dazu mit einem unserer Spieler unterhalten. Solche Verschwörungsgeschichten kommen zum Teil auch bei ihnen an“, sagte er. „Wir müssen wachsam sein. Ich sehe es als unsere Aufgabe, immer wieder Themen mit unseren Spielern zu besprechen, die wichtig für die Gesellschaft sind.“