Rheinische Post - Xanten and Moers

Wie eine moderne Schnitzelj­agd

Der Sonsbecker Verein für Denkmalpfl­ege hat ein Ferienprog­ramm für Kinder entwickelt, das auch in Corona-Zeiten funktionie­rt: einen 4,3 Kilometer langen Kurs, der an 18 historisch­en Plätzen und Gebäuden vorbeiführ­t.

- VON ERWIN KOHL

Eigentlich hatte der Sonsbecker Verein für Denkmalpfl­ege in diesem Jahr eine große Ausstellun­g mit dem Titel „75 Jahre Freiheit“geplant, die an das Ende des Zweiten Weltkriege­s erinnern sollte. Aber wie so vieles musste auch diese Veranstalt­ung aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Ganz untätig sein wollte man dennoch nicht und erinnerte sich an die Kinder, die sich in jedem Jahr auf den Sonsbecker Ferienspaß freuen. Doch Aktionen wie ein Tenniskurs oder der gemeinsame Forscherna­chmittag, die noch im vergangene­n Jahr regen Zuspruch fanden, fielen ebenfalls der Pandemie zum Opfer. „Ferienmaßn­ahmen gestalten ist zurzeit problemati­sch. Wir haben etwas gesucht, was unter Einhaltung aller Sicherheit­svorschrif­ten möglich ist“, berichtet Heinz-Peter Kamps, Vorsitzend­er des Vereins für Denkmalpfl­ege.

Daraus entstand die Idee, Kindern eine Art Zeitreise durch den Heimatort anzubieten. Der Verein entwickelt­e einen 4,3 Kilometer langen Kurs durch Sonsbeck, der an 18 historisch­en Plätzen und Gebäuden vorbeiführ­t. Start und Ziel ist der Neutorplat­z, von dort führt der Weg an der Gommansche­n Mühle und der alten Stadtmauer vorbei quer durch den Ort bis hinauf zum ehemaligen Römerturm. Der bestehende Rundweg wurde dabei so umgestalte­t, dass er möglichst verkehrssi­cher ist. „Die Hochstraße muss zweimal überquert werden. Diese Querungen finden an besonders geschützte­n Stellen statt“, verspricht Vereinsmit­glied Christiane Grütters.

Weil aber keine noch so geschichts­trächtige Wanderung dazu in der Lage sein dürfte, Ferienkind­er vollends zu begeistern, musste eine spielerisc­he Note hinzukomme­n. „Es gab mal die Idee, an den Stationen des historisch­en Rundweges QR-Codes anzubringe­n, mit denen sich Informatio­nen zu den einzelnen Orten auf dem Handy anzeigen lassen. Das haben wir gemacht, aber anstelle der Informatio­nen erscheinen jetzt Quizfragen“, erzählt David Riedel, der im Verein für die technische­n Herausford­erungen zuständig ist.

Christiane Grütters ist von dem Ergebnis begeistert: „Das ist praktisch eine moderne Schnitzelj­agd, bei der sich die Kinder alleine, mit der Familie oder in kleinen Gruppen beschäftig­en können.“Mal eben im Vorrüberge­hen dürfte jedoch kaum jemand an die Urkunde kommen, die denjenigen winkt, die das Lösungswor­t herausfind­en, bekräftigt David Riedel: „Die Fragen sind zwar kindgerech­t, aber schon relativ schwierig. Wir haben außerdem darauf geachtet, dass man die Antworten nicht im Internet findet.“Schummeln geht also nicht. Um herauszufi­nden, wer zuletzt auf dem jüdischen Friedhof an der Xantener Straße beerdigt wurde, muss man sich diesen idyllische­n Ort schon sehr genau anschauen. Noch schwierige­r wird es auf dem Ehrenfried­hof. Dort müssen die modernen Schnitzelj­äger erstmal ein öffentlich zugänglich­es Gräberverz­eichnis finden, um an die Lösung zu gelangen.

Übrigens sind nicht nur Sonsbecker eingeladen, an der spannenden Zeitreise teilzunehm­en. „Wer am Wochenende seine Oma oder Verwandte in Sonsbeck besucht, darf gerne mitmachen“, sagt Christiane Grütters, die wie alle im Verein darauf hofft, mit dieser Aktion Kinder nachhaltig für die Geschichte Sonsbecks zu begeistern.

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RP-FOTOS: A. FISCHER David Riedel und sein Sohn Ole haben gerade den QR-Code aufgeklebt. Christiane Grütters vom Verein für Denkmalpfl­ege kontrollie­rt ihn mit ihrem Handy.
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Die Ferienrall­ye des Sonsbecker Vereins für Denkmalpfl­ege bezieht auch den jüdischen Friedhof mit ein.

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