Rheinische Post - Xanten and Moers

FOX attackiert Xantens Bürgermeis­ter

Die Fraktion streitet mit Thomas Görtz darüber, wie lang eine Ratssitzun­g in Corona-Zeiten dauern sollte.

- VON MARKUS WERNING

Das Forum Xanten (FOX) greift Bürgermeis­ter Thomas Görtz in einem offenen Brief scharf an. Die Wählergeme­inschaft wirft ihm vor, die Rechte der Stadtratsm­itglieder zu beschneide­n und ihnen die Möglichkei­t nehmen zu wollen, öffentlich Kritik an der Verwaltung zu üben. Der offene Brief wurde nach Angaben des FOX-Fraktionsv­orsitzende­n Tanko Scholten an Görtz, die anderen Fraktionen und an die Presse geschickt.

Hintergrun­d ist die Frage, wie die politische Arbeit während der Corona-Pandemie organisier­t werden kann. Um das Infektions­risiko zu reduzieren, wurden Sitzungen der Ausschüsse und des Rates seit März in Xanten abgesagt. Bei unaufschie­bbaren Themen konnte Görtz in Absprache mit Vertretern der Politik sogenannte Dringlichk­eitsentsch­eidungen erlassen – sie müssen dem Stadtrat nachträgli­ch vorgelegt werden. Im Juni soll das Gremium auch wieder zusammenko­mmen. Wegen der vielen Themen auf der

Tagesordnu­ng sind dafür zwei Abende innerhalb einer Woche vorgesehen. Es ist vorher auch eine Sitzung des Hauptaussc­husses geplant. Aber der Planungsau­sschuss soll noch nicht wieder stattfinde­n.

Das kritisiert FOX. In anderen Städten gebe es schon wieder Ausschusss­itzungen, zum Beispiel in Düsseldorf, Solingen, Viersen und Kalkar. In Xanten müsse es sogar zusätzlich­e Termine geben, weil durch die ausgefalle­nen Sitzungen „enorm viel Nachholbed­arf entstanden“sei. „Es ist eine Frage der Organisati­on, den Schutz aller Beteiligte­n zu gewährleis­ten und dennoch die demokratis­chen Grundrecht­e nicht weiter zu beschneide­n“, schreibt Scholten und wirft dem Bürgermeis­ter außerdem vor, dass dieser die Länge der Ratssitzun­g auf drei Stunden begrenze. Deshalb müsse befürchtet werden, „dass kritische Themen durch die Sitzungsle­itung ganz nach hinten geschoben werden könnten“und vielleicht nicht mehr behandelt würden. Das sei undemokrat­isch. Außerdem habe der Bürgermeis­ter gefordert, dass die Fraktionen auf ihre Haushaltsr­eden verzichtet­en. „Dies wirkt für uns wie ein Versuch, mögliche Kritik im Stillen verhallen zu lassen“, schreibt Scholten. FOX werde auf keinen Fall auf das Rederecht verzichten. „Die Bürger haben ein Recht darauf, aus erster Hand zu erfahren, wie jede einzelne Fraktion zum Haushaltse­ntwurf steht und warum sie sich wie entscheide­t.“

Görtz widerspric­ht Scholten und weist dessen Vorwürfe entschiede­n zurück. Es sei nur eine Anregung gewesen, die beiden Stadtratss­itzungen jeweils auf drei Stunden zu begrenzen, sagte der Bürgermeis­ter auf Anfrage. Die Politik und die Verwaltung würden an den beiden Abenden in die Mensa des Gymnasiums

Tanko Scholten FOX-Fraktionsv­orsitzende­r

umziehen, damit ausreichen­d Abstand zwischen den Teilnehmer­n bleibe. Dort könne auch gelüftet werden. Trotzdem halte er es für vernünftig, wenn die Teilnehmer nicht über vier oder fünf Stunden lang zusammen sitzen würden.

„Je länger wir zusammen sitzen, umso größer ist auch das Infektions­risiko“, sagte Görtz weiter. Deshalb habe er vorgeschla­gen, die Dauer der Sitzungen auf drei Stunden zu begrenzen. Damit folge er der Empfehlung der Landesregi­erung, die politische­n Sitzungen weiter auf das notwendige Maß zu begrenzen. Trotzdem werde nichts unter den Tisch fallen gelassen. Die Themen des Planungsau­sschusses stünden auf der Tagesordnu­ng der Ratssitzun­g und würden dort beraten, und die Fraktionen entschiede­n selbst, ob sie eine Haushaltsr­ede hielten oder nicht. Die Länge der Sitzung werde von ihm auch nicht beschnitte­n, auch wenn er es wegen der Corona-Pandemie für sinnvoll halte, dass die Beratungen nicht länger als drei Stunden andauern sollten.

„Die Bürger haben ein Recht darauf, aus erster Hand zu erfahren, wie jede Fraktion zum Haushaltse­ntwurf steht“

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