Rheinische Post - Xanten and Moers

Helgoland

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und Herbst auf ihre Kosten, also zur Zeit der Vogelwande­rungen. „Für Zigtausend­e Zugvögel, wie Grasmücken, Drosseln, Laubsänger und viele weitere Singvögel, dient die Insel als Not-Rastplatz, falls sich die Zugbedingu­ngen bei ihrem Flug über das Meer zum schlechten verändern“, sagt Elmar Ballstaedt.

Auf Helgolands Nebeninsel, die die Einheimisc­hen schlicht „die Düne“nennen, fühlt sich indessen Deutschlan­ds größtes Raubtier besonders wohl: die Kegelrobbe. „Im Windschutz der Sanddünen bringen sie ihre Jungen zur Welt“, erklärt Rolf Blädel. Der 69-jährige, der mit seinem Kinnbart und der Elbsegler-Mütze aussieht, als sei er einem Krüss-Kinderbuch entsprunge­n, ist von Beruf Robbenjäge­r. Doch auf die Tiere schießen, das tut er nur im äußersten Notfall – nur wenn ein Tier todkrank ist. Er hat sich der

Hege und Pflege der Robben verschrieb­en. Deshalb nimmt er heute nicht die Robben ins Visier, sondern vielmehr Touristen, nämlich jene Unbelehrba­ren, die trotz Verbots näher als 30 Meter an die pelzigen Sonnenanbe­ter herangehen.

Richtig ärgerlich wird Rolf Blädel, wenn er bei seinen Kontrollgä­ngen (Hobby-)Fotografen entdeckt, die sich den Tieren bis auf wenige Meter nähern oder sogar mit Steinchen

Anreise Die Fähre „MS Helgoland“verkehrt ganzjährig täglich zwischen Cuxhaven und der Insel. Hin- und Rückfahrt für Erwachsene ab 44,50 Euro pro Person, Fahrtzeit etwa zwei Stunden.

Aktivitäte­n und Sehenswürd­igkeiten

Weil die Nazis Helgoland zur Seefestung ausbauen wollten, ist die Insel löchrig wie ein Schweizer Käse. Teile dieses Bunkersyst­ems können bei einer Führung erkundet werden, die von Montag nach ihnen werfen, um eine bessere Aufnahme machen zu können. „Für die Robben-Babys und ihre Mütter bedeutet das Stress“, sagt er und fügt mit ernster Miene hinzu, dass man die 30-Meter-Distanz-Regel nicht allein zum Schutz der Tiere aufgestell­t habe: „Die Robben wirken an Land plump und schwerfäll­ig. Wenn sie sich aber bedroht fühlen, und das gilt insbesonde­re, wenn sie Nachwuchs haben, greifen sie auch mal an und zwar blitzschne­ll.“

Während die Vögel ihren Nachwuchs im Sommer großziehen, ist es bei den Robben ab November bis Ende Januar soweit. Dann durchstrei­fen Tierfreund­e ausgerüste­t mit Fotoappara­t und Teleobjekt­iv die Düne, immer auf der Suche nach drolligen Robbenbaby-Motiven. Ende der

1960er-Jahre war die Kegelrobbe in der Nordsee fast ausgerotte­t. „Seit 1979 gilt ein Jagdverbot. Trotzdem wurde auf der Düne erst 1996 wieder ein Jungtier geboren“, weiß Rolf bis Samstag täglich um 16.30 Uhr und sonntags um 10 Uhr stattfinde­n. Preis: 8,50 Euro, ermäßigt 4,50 Euro. Um Voranmeldu­ng unter Tel. 04725/808-808 oder info@ helgoland.de wird gebeten, www.museum-helgoland.de/ home/bunker.html

Allgemeine Informatio­nen

Helgoland Tourismus-Service, Lung Wai 27 (im „Atoll“), Tel. 047 25/80 88 08, www. helgoland.de sowie unter www.nordseetou­rismus.de.

Blädel. Inzwischen erblicken jeden Winter mehrere hundert knopfäugig­e Flauschkug­eln das Licht der Welt.

Mit Skepsis beäugen die Fischer die Entwicklun­g. Da ein Großteil der Helgolände­r jedoch vom Tourismus lebt, freuen sich die meisten auf der Insel über den Babyboom. Denn im Winter „verirren“sich im Vergleich zur Sommersais­on recht wenige Gäste hierher. Für Robbenjäge­r Blädel ist dann „Hochsaison“. Beinahe täglich führt er Besucher zu den besten Plätzen für das „Kegelrobbe­n-Watching“. Bisweilen sind auch Fernsehtea­ms darunter – „und die kommen sogar aus der ganzen Welt“, sagt er stolz. Denn was für die Basstölpel auf den Klippen gilt, gilt auch für die Robben auf der Düne: Nirgendwo kann man wildlebend­e Tiere aus so großer Nähe beobachten, wie auf Deutschlan­ds wildester Insel.

Die Recherche für diesen Artikel wurde von Helgoland Tourismus Service unterstütz­t.

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Kegelrobbe­n fühlen sich auf Helgolands Nebeninsel „Die Düne“wohl.
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Robbenjäge­r Rolf Blädel

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