Rheinische Post - Xanten and Moers
55 Stunden für 3,6 Kilometer
Ein 300 Mitarbeiter starker Bautrupp von Straßen NRW saniert die A 3 zwischen den Kreuzen Breitscheid und Kaiserberg. Das Projekt ist eine logistische Meisterleistung. Läuft alles glatt, könnte es Schule machen.
Worauf fast alle sehnlichst warten, passt Erdal Zorlu gerade gar nicht ins Konzept: Regen. Steht der Bauingenieur von Straßen NRW doch in den Startlöchern für ein besonders ambitioniertes Projekt. Ab dem späten Freitagabend will der Landesbetrieb, federführend die Autobahnniederlassung Krefeld, in gerade einmal 55 Stunden auf einem 3,6 Kilometer langen Teilstück der A 3 in beiden Fahrtrichtungen gleichzeitig die Fahrbahn sanieren. Die Autobahn wird dafür bis Montagmorgen um 5 Uhr zwischen dem Kreuz Duisburg-Kaiserberg und dem Breitscheider Kreuz komplett gesperrt. Rund 60.000 Quadratmeter Asphalt sollen erneuert werden. Eine Mammutaufgabe, bei der das Wetter eine große Rolle spielt. „Starker Regen würde viele Arbeiten erschweren“, sagt Zorlu. „Aber bisher sagen die Prognosen nur geringe Mengen voraus.“
Eines will Zorlu auf jeden Fall verhindern: das Ganze nach hinten zu verschieben. Dafür sei der betriebene Aufwand zu enorm, sagt er. Seit rund sieben Monaten planen der Projektleiter und sein Team das Vorhaben, mit dem Straßen NRW auch die eigenen Kapazitäten austestet. Bisher seien maximal 40.000 Quadratmeter Asphalt in einer vergleichbaren Zeitspanne saniert worden, nun steht ein Drittel mehr an. Was bedeutet, dass alle Bauphasen reibungslos ablaufen und alle Beteiligten wissen müssen, was zu tun ist. Rund 300 Mitarbeiter arbeiten in drei Schichten rund um die Uhr, damit das gelingt. Etwa 180 bis 200 Lkw sind im Einsatz, um den Schutt wegzufahren und neuen Asphalt aus den Mischwerken zu bringen. „Leerfahrten wird es nicht geben“, sagt Zorlu.
Das heißt aber auch, dass jede Viertelstunde ein Laster an- beziehungsweise abfährt. Zorlu geht insgesamt von einem Umlauf von um die 500 Lkw aus. Diese werden wohl rund 18.000 Tonnen Material abfahren und genauso viel bringen. Los geht es am Freitagabend um 22 Uhr mit Fräsarbeiten. In zwei Arbeitsschritten werden insgesamt zwölf Zentimeter Fahrbahn abgetragen, und später zunächst eine achteinhalb Zentimeter dicke Binderschicht und 3,5 Zentimeter neuer, nun lärmmindernder Asphalt aufgebracht. Sobald eine größere Fläche entsprechend vorbereitet ist, wird bereits wieder mit dem Aufbau begonnen. „Wir warten nicht, bis jeder Arbeitsschritt abgeschlossen ist“, erklärt Zorlu. Nur so sei das komplette Unterfangen in so verhältnismäßig kurzer Zeit abzuwickeln.
Gearbeitet wird auf beiden Fahrbahnen gleichzeitig. Dazu sind zwei bis drei Asphaltfertiger im Einsatz, große Maschinen, die den Asphalt auftragen. Eine entsprechende Zahl von Walzen sorgt dafür, dass der aus drei Mischwerken in der Umgebung angelieferte heiße Asphalt glatt wird. Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, hält Zorlu Ersatzgeräte auf der Baustelle bereit. Auch eines der drei Mischwerke
in Castrop-Rauxel, Hagen-Vorhalle und Wuppertal läuft nicht auf vollen Touren, sodass es notfalls die Produktion hochfahren kann, wenn es anderswo hakt. „Vorbereitung ist das A und O“, sagt der 47-Jährige. „Wir haben alles mehrfach durchgespielt.“
Auf der gesperrten Autobahn kann nicht nur schneller und sicherer gearbeitet werden, auch die Qualität der Asphaltoberfläche ist höher. „Wir müssen den Arbeitsbereich nicht aufwändig vom Verkehr abtrennen und können die Schichten ohne Naht einbauen“, erklärt der Projektleiter. Hinzu kommt, dass eine Vollsperrung weniger Kosten verursacht, da Auf- und Abbau und die wochenlange Nutzung von transportablen Schutzeinrichtungen sehr kostenintensiv sind. Am Ende erhält der neue Asphalt, der einige Stunden auskühlen muss, noch die erforderlichen Markierungen, und die Strecke kann am Montagmorgen für die Pendler wieder frei gegeben werden. So ist zumindest der Plan. Und Zorlu ist zuversichtlich, dass er aufgeht: „Wenn alles funktioniert, wird es innerhalb kürzester Zeit ein weiteres, ähnlich dimensioniertes Projekt geben.“