Rheinische Post - Xanten and Moers
Ferienspaß trotz Corona-Frust
Viele Städte in NRW erstellen Konzepte, damit Ferienprogramme in der Pandemie zumindest eingeschränkt stattfinden können. Laut Coronaschutz-Verordnung sind Freizeitangebote für Kinder unter Auflagen möglich.
Fürs große Jubiläum war alles vorbereitet. Zum 50. Mal sollten in den Sommerferien in Moers die Tummelferien für Kinder stattfinden. Doch dann kam Corona, und die fast dreiwöchige Veranstaltung musste abgesagt werden. Große Wasserrutsche im Park, Zeltstadt und Kids-Parade, bei der die Kinder durch die Stadt ziehen, wird es nicht geben. Dafür aber immerhin ein abgespecktes Programm. „Das ist notwendig. Wir sehen, dass viele Eltern durch die Corona-Krise belastet sind. Sie wollen wir damit ein bisschen entlasten“, sagt Stadtsprecher Thorsten Schroeder. „Und natürlich auch die Kinder. Die müssen auch mal was Anderes sehen.“
Am 29. Juni beginnen in Nordrhein-Westfalen die Sommerferien. Die beliebten Kinder- und Jugendfreizeiten, die es in den rund sechs Wochen traditionell in vielen Städten gibt, finden wegen der Corona-Krise in diesem Jahr nicht im gewohnten Rahmen statt; manche Angebote fallen ganz aus, andere gibt es nur eingeschränkt. Zwar sind die Veranstaltungen wie Ferienspielangebote, Stadtranderholungen und Ferienfahrten laut aktueller Coronaschutz-Verordnung des Landes NRW grundsätzlich wieder erlaubt, aber die zu treffenden Vorsichtsmaßnahmen lassen die meisten Freizeitangebote in herkömmlicher Form nicht zu. Die meisten Städte in NRW wollen den Kindern und Jugendlichen trotzdem ein Angebot machen und arbeiten an alternativen Konzepten, wie eine Umfrage unserer Redaktion in der Region ergeben hat.
Damit kommen sie den Wünschen vieler Eltern entgegen, die entsprechende Angebote fordern.
„Viele Familien sind in den Ferien auf Betreuungsangebote angewiesen, um ihren Job retten zu können“, sagte die Vorsitzende der Landeselternkonferenz NRW, Anke Staar.
Nach Angaben des Jugendwerks24 der Arbeiterwohlfahrt sind Ferienfreizeiten für Kinder sehr wichtig. „Immer früher sind Kinder starkem Leistungsdruck und Alltagsstress ausgesetzt. Auf Ferienfreizeiten gewinnen sie Abstand von dieser Belastung und können sich erholen. Sie sammeln neue Kraft für die Schule, begegnen anderen Gleichaltrigen und lernen Freundinnen und Freunde kennen“, heißt es beim Jugendwerk. „Auch wenn die bevorstehenden Sommerferien anders sein werden als in den vergangenen Jahren, werden die vielseitigen Angebote der Kommunen und der freien Träger für Abenteuer und Spaß sorgen“, erklärte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP).
In Remscheid fällt die „Ferienkiste“, eine Kinderstadt für rund 200 Teilnehmer, der Pandemie zum Opfer. „Sie musste – unabhängig von der ohnehin sehr ungewissen Erlasslage in den Schulsommerferien – allein schon deswegen abgesagt werden, weil unter Corona-bedingten Schutzmaßnahmen die sehr aufwändige Vorbereitung dieses Projekts nicht möglich war“, sagt Stadtsprecherin Viola Juric. Gemeinsam mit freien Trägern überlegt die Stadt Remscheid derzeit, wie Ferienangebote unter diesen Bedingungen realisiert werden können. Auch in Bonn werden entsprechende Konzepte erarbeitet. „Unter den besonderen Bedingungen dieses Jahres wurden die Träger und Verbände gebeten, ihre Konzepte für die Teilnahme von Kindern von fünf bis 16 Jahren zu entwickeln“, sagt Stadtsprecherin Isabel Klotz. Die Stadt Wuppertal prüft ebenfalls entsprechende Möglichkeiten.
In Geldern ist man schon einen Schritt weiter: Ein neuer Plan ist bereits genehmigt worden. Dieses Konzept sieht unter anderem vor, dass die insgesamt 300 Plätze auf drei Wochen aufgeteilt werden; damit können jeweils 100 Kinder eine Woche die Ferienfreizeit nutzen. „Die Kinder werden auch nicht wie sonst üblich in einem gemeinsamen Lager betreut, sondern auf drei Basislager aufgeteilt. Innerhalb dieser Standorte werden dann die erforderlichen Kleingruppen gebildet“, sagt Stadtsprecher Herbert van Stephoudt.
Ausflüge in den Zoo Krefeld oder in den Erlebnispark Irrland können stattfinden, nur eben mit einem hohen organisatorischen Aufwand und in kleineren Gruppen. „Durch dieses Konzept sind wir in der Lage, die Ferienspiele nicht absagen zu müssen“, erklärt van Stephoudt.
In Goch kann der Ferienspaß in diesem Jahr nur eingeschränkt stattfinden. Auch dort werden die Angebote coronabedingt auf zwei Gruppen aufgeteilt. „Um möglichst viele Kinder betreuen zu können, wird der Ferienspaß insgesamt um eine Woche verlängert, die Eltern können zudem Wochenpakete buchen“, erklärt Stadtsprecher Torsten Matenaers. Auch in Moers werden Wochenbuchungen möglich sein. „Außerdem haben wir die Gruppen auf 16 Standorte zu je 15 Kindern aufgeteilt“, so Stadtsprecher Schroeder. Und das große Jubiläum, 50 Jahre Tummelferien, soll im nächsten Jahr nachgeholt werden.