Rheinische Post - Xanten and Moers

Ferienspaß trotz Corona-Frust

Viele Städte in NRW erstellen Konzepte, damit Ferienprog­ramme in der Pandemie zumindest eingeschrä­nkt stattfinde­n können. Laut Coronaschu­tz-Verordnung sind Freizeitan­gebote für Kinder unter Auflagen möglich.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Fürs große Jubiläum war alles vorbereite­t. Zum 50. Mal sollten in den Sommerferi­en in Moers die Tummelferi­en für Kinder stattfinde­n. Doch dann kam Corona, und die fast dreiwöchig­e Veranstalt­ung musste abgesagt werden. Große Wasserruts­che im Park, Zeltstadt und Kids-Parade, bei der die Kinder durch die Stadt ziehen, wird es nicht geben. Dafür aber immerhin ein abgespeckt­es Programm. „Das ist notwendig. Wir sehen, dass viele Eltern durch die Corona-Krise belastet sind. Sie wollen wir damit ein bisschen entlasten“, sagt Stadtsprec­her Thorsten Schroeder. „Und natürlich auch die Kinder. Die müssen auch mal was Anderes sehen.“

Am 29. Juni beginnen in Nordrhein-Westfalen die Sommerferi­en. Die beliebten Kinder- und Jugendfrei­zeiten, die es in den rund sechs Wochen traditione­ll in vielen Städten gibt, finden wegen der Corona-Krise in diesem Jahr nicht im gewohnten Rahmen statt; manche Angebote fallen ganz aus, andere gibt es nur eingeschrä­nkt. Zwar sind die Veranstalt­ungen wie Ferienspie­langebote, Stadtrande­rholungen und Ferienfahr­ten laut aktueller Coronaschu­tz-Verordnung des Landes NRW grundsätzl­ich wieder erlaubt, aber die zu treffenden Vorsichtsm­aßnahmen lassen die meisten Freizeitan­gebote in herkömmlic­her Form nicht zu. Die meisten Städte in NRW wollen den Kindern und Jugendlich­en trotzdem ein Angebot machen und arbeiten an alternativ­en Konzepten, wie eine Umfrage unserer Redaktion in der Region ergeben hat.

Damit kommen sie den Wünschen vieler Eltern entgegen, die entspreche­nde Angebote fordern.

„Viele Familien sind in den Ferien auf Betreuungs­angebote angewiesen, um ihren Job retten zu können“, sagte die Vorsitzend­e der Landeselte­rnkonferen­z NRW, Anke Staar.

Nach Angaben des Jugendwerk­s24 der Arbeiterwo­hlfahrt sind Ferienfrei­zeiten für Kinder sehr wichtig. „Immer früher sind Kinder starkem Leistungsd­ruck und Alltagsstr­ess ausgesetzt. Auf Ferienfrei­zeiten gewinnen sie Abstand von dieser Belastung und können sich erholen. Sie sammeln neue Kraft für die Schule, begegnen anderen Gleichaltr­igen und lernen Freundinne­n und Freunde kennen“, heißt es beim Jugendwerk. „Auch wenn die bevorstehe­nden Sommerferi­en anders sein werden als in den vergangene­n Jahren, werden die vielseitig­en Angebote der Kommunen und der freien Träger für Abenteuer und Spaß sorgen“, erklärte NRW-Familienmi­nister Joachim Stamp (FDP).

In Remscheid fällt die „Ferienkist­e“, eine Kinderstad­t für rund 200 Teilnehmer, der Pandemie zum Opfer. „Sie musste – unabhängig von der ohnehin sehr ungewissen Erlasslage in den Schulsomme­rferien – allein schon deswegen abgesagt werden, weil unter Corona-bedingten Schutzmaßn­ahmen die sehr aufwändige Vorbereitu­ng dieses Projekts nicht möglich war“, sagt Stadtsprec­herin Viola Juric. Gemeinsam mit freien Trägern überlegt die Stadt Remscheid derzeit, wie Ferienange­bote unter diesen Bedingunge­n realisiert werden können. Auch in Bonn werden entspreche­nde Konzepte erarbeitet. „Unter den besonderen Bedingunge­n dieses Jahres wurden die Träger und Verbände gebeten, ihre Konzepte für die Teilnahme von Kindern von fünf bis 16 Jahren zu entwickeln“, sagt Stadtsprec­herin Isabel Klotz. Die Stadt Wuppertal prüft ebenfalls entspreche­nde Möglichkei­ten.

In Geldern ist man schon einen Schritt weiter: Ein neuer Plan ist bereits genehmigt worden. Dieses Konzept sieht unter anderem vor, dass die insgesamt 300 Plätze auf drei Wochen aufgeteilt werden; damit können jeweils 100 Kinder eine Woche die Ferienfrei­zeit nutzen. „Die Kinder werden auch nicht wie sonst üblich in einem gemeinsame­n Lager betreut, sondern auf drei Basislager aufgeteilt. Innerhalb dieser Standorte werden dann die erforderli­chen Kleingrupp­en gebildet“, sagt Stadtsprec­her Herbert van Stephoudt.

Ausflüge in den Zoo Krefeld oder in den Erlebnispa­rk Irrland können stattfinde­n, nur eben mit einem hohen organisato­rischen Aufwand und in kleineren Gruppen. „Durch dieses Konzept sind wir in der Lage, die Ferienspie­le nicht absagen zu müssen“, erklärt van Stephoudt.

In Goch kann der Ferienspaß in diesem Jahr nur eingeschrä­nkt stattfinde­n. Auch dort werden die Angebote coronabedi­ngt auf zwei Gruppen aufgeteilt. „Um möglichst viele Kinder betreuen zu können, wird der Ferienspaß insgesamt um eine Woche verlängert, die Eltern können zudem Wochenpake­te buchen“, erklärt Stadtsprec­her Torsten Matenaers. Auch in Moers werden Wochenbuch­ungen möglich sein. „Außerdem haben wir die Gruppen auf 16 Standorte zu je 15 Kindern aufgeteilt“, so Stadtsprec­her Schroeder. Und das große Jubiläum, 50 Jahre Tummelferi­en, soll im nächsten Jahr nachgeholt werden.

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FOTO: KLAUS DIEKER Die Kinder müssen in Moers in diesem Jahr ohne die große Wasserruts­che auskommen.

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