Rheinische Post - Xanten and Moers

Der Kurs ist am Mittwoch zeitweise um mehr als 14 Prozent gefallen. Viele Investoren haben offenbar das Vertrauen verloren. Der Fahrplan für den geplanten Verkauf von 30 Häusern an ein Konsortium ist noch offen.

Vapiano ist an der Börse noch 18,8 Millionen wert

- VON GEORG WINTERS

Man mag die Nachricht, dass ein Konsortium um den ehemaligen Vapiano-Manager Mario C. Bauer zwei Monate nach dem Insolvenza­ntrag der Vapiano SE 30 Filialen der Kette sowie das Frankreich­und das Luxemburg-Geschäft übernehmen will, als positive Entwicklun­g deuten. Manche Aktionäre tun es offensicht­lich nicht. Womöglich dämmert ihnen, dass das, was ihnen nach einem solchen Verkauf bleiben könnte, nicht der werthaltig­ste Teil der Kette wäre. Die Vapiano-Aktie ist am Mittwoch jedenfalls zeitweise um mehr als 14 Prozent auf 64 Cent abgestürzt. Die Börsengesc­hichte des vor knapp drei Jahren am Aktienmark­t gestartete­n Unternehme­ns ist ein Trauerspie­l. Im Sommer 2017 war die Aktie mehr als 26 Euro wert. Geblieben ist das, was die Fachleute Pennystock nennen – ein Papier, das nicht mal mehr einen Euro kostet.

Die Vapiano SE hatte Anfang April beim Amtsgerich­t Köln einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens wegen Zahlungsun­fähigkeit und das Geschäft zum Verkauf gestellt. Welche Niederlass­ungen Bauer und seine Mitstreite­r im Käufer-Konsortium nun übernehmen wollen, bleibt einstweile­n das Geheimnis der Verhandlun­gspartner. Es geht neben den Restaurant­s in Frankreich und Luxemburg, für die die Erwerber 25 Millionen Euro zahlen wollen, um 30 Niederlass­ungen in Deutschlan­d (Betriebs- und Geschäftsa­usstattung, Vorräte und anderes), die Vapiano bisher selbst betrieben hat, und um Anteile an fünf Joint-ventures, bei denen die Kette und die jeweiligen Franchisen­ehmer in Münster, Osnabrück, Bielefeld, Ulm und Australien gemeinsam im Boot saßen. Daneben gibt es noch rund zwei Dutzend Vapiano-Restaurant­s, die von Franchisen­ehmern allein betrieben werden. Sie müssen nun selbst entscheide­n, ob und wie sie weitermach­en wollen. Oder ob sie aussteigen.

In Deutschlan­d würde auf jeden Fall auch nach dem angestrebt­en Verkauf nach aktuellem Stand für 20 Vapiano-Häuser die Zukunft ungewiss bleiben. Um welche es geht, sagt derzeit niemand. Es steht angeblich nicht einmal definitiv fest, welche 30 Häuser den Besitzer wechseln sollen. Auf Anfrage mag sich dazu niemand äußern – die Käufer nicht, der Verkäufer nicht, die Insolvenzv­erwalterin Ruth Rigol aus der Kanzlei Pluta nicht. Sie will auch nichts dazu sagen, welche Niederlass­ungen überhaupt von Franchisen­ehmern geführt werden. Diese Gruppe beinhaltet­e Ende März 29 Häuser in 25 deutschen Städten, unter anderem in Aachen, Duisburg, Münster und Wuppertal, wie die Vereinigun­g der deutschen Vapiano-Franchisep­artner damals mitgeteilt hat.

Der Fahrplan für den von Vapiano am Dienstag verkündete­n Deal ist

Eigentümer

Größter Einzelakti­onär (47,4 %) ist der Mayfair Beteiligun­gsfonds II, der zur Familienho­lding des Tchibo-Erben Günter Herz und seiner Schwester Daniela Herz-Schnoeckl gehört.

Börsenwert

Die Marktkapit­alisierung von Vapiano betrug am Mittwochab­end knapp 18,8 Millionen Euro. also noch offen, genauso wie eine Antwort auf die Frage, was aus vielen Jobs bei der Restaurant­kette werden soll. Die Vapiano SE und ebenfalls im vorläufige­n Insolvenzv­erfahren befindlich­e operative Töchter in Deutschlan­d zählten zuletzt mehr als 2500 Beschäftig­te. Wie viele von denen durch die Übernahme gerettet werden könnten, ist unklar.

Zumindest hat Ex-Vapiano-Mann Bauer, der über Jahre verantwort­lich war für das Wachstum und der die Kette 2017 verließ, namhafte Partner an der Seite – die niederländ­ische Hoteliers-Familie van der Valk, den Vapiano-Mitgründer Georg Gerlach, Henry McGovern, Gründer von Europas größtem Multi-Konzept-Restaurant­betreiber AmRest, die britische Sandwich-Kette Pret a manger. Sie alle wollen in Teile eines Unternehme­ns investiere­n, das seit Jahren in der Krise steckt und dem die Pandemie mit ihren Zwangsschl­ießungen den Rest gegeben hat. Zumindest vorläufig.

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FOTO:LAMMERTZ Vapiano in Krefeld.

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