Rheinische Post - Xanten and Moers
Bahn: UV-Licht gegen Corona
Der Staatskonzern stellt am Hauptbahnhof Düsseldorf ein umfassendes Schutzkonzept vor.
Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass sich der Verkehr in den S-Bahnen und Nahverkehrszügen in NRW weiter deutlich erholen wird, nachdem er im März und April um mehr als 90 Prozent eingebrochen war. Damit die Passagiere sich nach Möglichkeit nicht infizieren, wird ein breites Hygienekonzept umgesetzt, das am Mittwoch am Düsseldorfer Hauptbahnhof, dem Pilotstandort, vorgestellt wurde. NRW-Verkehrsmininister Hendrik Wüst (CDU) sagte bei der Präsentation: „Das Hochfahren des Nahverkehrs ist ein Kraftakt. Aber gerade weil das Virus nicht sichtbar ist, müssen wir es mit vielen Schritten bekämpfen.“
Die ungewöhnlichste Neuerung ist, dass die Handbänder an vier der zehn Rolltreppen mit UV-C-Licht desinfiziert werden. Rund 99 Prozent aller Bakterien und Viren werden abgetötet, so die Bahn. Jetzt wird in Düsseldorf und Frankfurt ausprobiert, ob die dauerhafte Bestrahlung mit UV-Licht problemlos möglich ist. Die UV-Leuchten sind so angebracht, dass sie die Reisenden nicht bestrahlen.
Viele Bodenmarkierungen vor den Schaltern weisen auf den einzuhaltenden Mindestabstand von 1,5 Metern hin. Bei den Treppen zu den Bahnsteigen ist die Geh-Richtung markiert. Am Vorplatz des Bahnhofs steht ein sogenannter Hygienetower mit zwei Waschbecken. Auch im Bahnhof sind Spender mit Desinfektionsmitteln aufgestellt worden, die das Händesäubern erlauben. Die Toilettenanlagen können kostenfrei zum Reinigen der Hände genutzt werden.
Gerade seit Pfingsten gehe es aufwärts, sagt Frederik Ley, Vorsitzender der Regionalleitung DB Regio in NRW. „Wir wollen die alten Zeiten wieder haben“, ergänzt er. Früher seien an einem Werktag 270.000 Reisende am Hauptbahnhof Düsseldorf an- oder abgereist, sagt Peter Grein, Bahnhofsmanager für Düsseldorf, jetzt seien es an Spitzentagen vielleicht die Hälfte, genaue Zahlen gibt es aber nicht.
Den wirkungsvollsten Schutz gegen die Ausbreitung der Pandemie gibt es durch Abstandhalten – auch im Zug. Es fällt beim Ortstermin auf, wie die Menschen sich in allen Zügen wo möglich weit entfernt voneinander setzen. Außerdem gilt ebenso wie im Bahnhof das Gebot, einen Atemschutz zu tragen. Um zu lüften, öffnen die Türen der Waggons, wenn es geht, an jedem Bahnhof automatisch.
Der Bahn ist bewusst, dass viele Fahrgäste sich vor Schmierinfektionen fürchten, die sie durch Anfassen beispielsweise von Knöpfen zum Türöffnen bekommen könnten. 25 Mitarbeiterinnen putzen am Bahnhof mehrmals täglich alle Kontaktflächen. 200 Mitarbeiter reinigen die Züge im Betrieb oder bei Wartezeiten. Verkehrsminister Wüst hält die Reise per Bahn für kein großes Gesundheitsrisiko: „Es ist nicht bekannt, dass es Ansteckungen in der Bahn gibt.“Auf Nachfrage hält er es aber auch für nachvollziehbar, wenn Berufstätige versuchen, eher weniger zu fahren und vorzugsweise abseits der besonders vollen Zeiten: „Ich rechne damit, dass die Arbeitgeber sich nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen offener gegenüber Homeoffice geben und auch offener gegenüber flexiblen Arbeitszeiten.“
Um die Einnahmeausfälle der Bahn-Betriebe auszugleichen, solle der Bund ein Fünf-Milliarden-Euro-Programm unterstützen, so Wüst.