Rheinische Post - Xanten and Moers
Nepals letzter König besteigt den Thron
Als der neue König Gyanendra sein Amt antrat, war das Vertrauen der Bevölkerung in die Monarchie tief erschüttert. Drei Tage zuvor war es im Königspalast in Nepals Hauptstadt Kathmandu zu einem Blutbad gekommen. Nach offizieller Version waren etwa 20 Mitglieder der königlichen Familie zu einem gemeinsamen Essen zusammengekommen. Kronprinz Dipendra, damals 29 Jahre alt, soll sich betrunken und danebenbenommen haben. Er wurde fortgeschickt, kam aber kurz darauf zurück: gekleidet in einen Kampfanzug und mit einer automatischen Waffe. Er schoss um sich und tötete neun seiner Familienangehörigen – darunter seinen Vater, König Birendra, sowie seine Mutter und seine zwei Geschwister. Danach richtete er die Waffe gegen sich selbst. Trotz des dringenden Tatverdachts und obwohl er im Koma lag, wurde Dipendra tags darauf zum König ausgerufen. Zur Krönung kam es nicht: Dipendra starb an seinen schweren Verletzungen. Sein Onkel Gyanendra, Bruder des ermordeten Königs, war am Abend des Massenmordes nicht im Palast gewesen. Er wurde am 4. Juni 2001 zum neuen König Nepals ausgerufen. Doch Gyanendra war nie so beliebt wie Birendra. Die Menschen protestierten auf den Straßen. Gerüchte, dass nicht der Kronprinz, sondern der unbeliebte Königsbruder für die Bluttat verantwortlich waren, machten die Runde. Am Ende konnte Gyanendra seine Macht nicht halten. 2005 kam es zu Unruhen, der König verlor einen Teil seines Einflusses. 2008 wurde die Monarchie in Nepal endgültig abgeschafft. Der Himalaya ist heute eine parlamentarische Bundesrepublik.