Rheinische Post - Xanten and Moers
Zweite Hauptfeuerwache für Moers?
Weil Rettungskräfte von der Hauptwache in Hülsdonk aus manchmal länger als die vorgeschriebenen acht Minuten bis zum Einsatzort brauchen, schlagen Gutachter einen zweiten Standort in der Nähe der Venloer Straße vor.
Im Schnitt acht Minuten: So wenig Zeit hat ein Patient mit Herz-Kreislauf-Stillstand in der Regel bis zur Reanimation – wenn er eine realistische Chance aufs Überleben haben soll. „Acht Minuten“lautet deshalb auch die empfohlene Hilfsfrist, innerhalb derer erste Kräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes im städtischen Raum an einem Einsatzort seien sollten. Die Uhr läuft, sobald ein Anruf in der Leitstelle eingeht und dort einen Einsatz auslöst und endet beim Eintreffen am Einsatzort. In Moers gelingt es derzeit nicht immer, diese zeitliche Vorgabe einzuhalten.
Wird zum Beispiel in Schwafheim, Asberg oder Scherpenberg Hilfe benötigt, kann es sein, dass Rettungskräfte von der Hauptfeuer- und Rettungswache in Hülsdonk aus erst nach neun oder zehn Minuten eintreffen und damit die Hilfsfrist reißen. Deshalb soll es in der Grafenstadt künftig – neben den Standorten der Freiwilligen Feuerwehr in den Stadtteilen – eine zweite Hauptfeuerwache geben. Das schlägt jedenfalls ein Gutachten der Sicherheitsberatung Luelf & Rinke aus Viersen vor, das jetzt der Politik vorgestellt wurde und die Grundlage für die zweite Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans bildet. Der Neubau soll demnach im südlichen Bereich der Innenstadt, im Bereich Venloer Straße / A 40, entstehen. Bislang war immer von einer Sanierung des jetzigen Standorts der Hauptwache bei laufendem Betrieb die Rede. Kostenpunkt: geschätzte 40 Millionen Euro. Das war der letzte Stand.
„Der Vorschlag, die Feuerwehr anders im Stadtgebiet zu positionieren, kam aber nicht aus dem Nichts“, sagt Feuerwehrchef Christoph Rudolph. „Bereits bei der ersten Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans aus 2012/2013 ist aufgefallen, dass der Standort der Hauptwache an der Stadtgrenze zu
Neukirchen-Vluyn nicht ideal ist. Damals ergab er aber noch in der Hinsicht Sinn, als dass der Rettungswagen für Neukirchen-Vluyn dort stationiert war. Mit dem neuen Rettungsdienstbedarfsplan wurde dieser RTW allerdings zur Wache nach Neukirchen-Vluyn verlegt, um dort das Stadtgebiet besser abdecken zu können.“Dass vom Standort Hülsdonk aus nicht alle Moerser Stadtteile innerhalb der empfohlenen acht Minuten erreicht werden, liegt laut Rudolph auch daran, dass die Feuerwehr heute deutlich langsamer unterwegs ist als früher. „Der Verkehr hat zugenommen, gleichzeitig gibt es viel mehr verkehrsberuhigte Zonen“, sagt er. „Es ist ja nicht so, dass die Feuerwehr im Einsatz einfach so mit 80 km/h durch die 30er-Zone fahren darf. Mal abgesehen, davon, dass wir an vielen Stellen gar nicht durchkommen, weil parkende Autos den Weg versperren.“
Hinzu kommt: Die Feuerwehr der Stadt Moers ist eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften und besteht neben der Feuer- und Rettungswache aus weiteren sieben Löschzügen an zurzeit sechs Standorten. „Das heißt: Die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr müssen zunächst von zu Hause oder vom Arbeitsplatz aus mit dem Privatwagen zur Wache fahren“, erklärt Rudolph. „Auch das kostet Zeit.“
An dem vom Gutachter empfohlenen neuen Standort soll deshalb „so viel Hauptwachennutzung wie möglich“untergebracht werden. Anschließend würde die jetzige Hauptwache am Jostenhof „bedarfsgerecht saniert“und gegebenenfalls zurückgebaut. Vorgesehen ist laut Konzept auch, dass die Einheit Asberg in die neue zweite Wache integriert wird.
„Die Politik wird jetzt erst einmal Zeit brauchen, das Gutachten zu diskutieren“, sagt Rudolph. „Vor der Kommunalwahl im September wird es da kein Ergebnis mehr geben. Dann muss ein passendes Grundstück gesucht, gekauft und Baurecht geschaffen werden. Das heißt: Bis eine Hauptwache an einem neuen Standort einsatzbereit ist, werden mit Sicherheit Jahre vergehen.
Fest steht: Das, was wir jetzt machen, muss langfristig Bestand haben. Wir investieren viel Geld, planen aber auch für die nächsten 30 bis 40 Jahre.“