Rheinische Post - Xanten and Moers

Zweite Hauptfeuer­wache für Moers?

Weil Rettungskr­äfte von der Hauptwache in Hülsdonk aus manchmal länger als die vorgeschri­ebenen acht Minuten bis zum Einsatzort brauchen, schlagen Gutachter einen zweiten Standort in der Nähe der Venloer Straße vor.

- VON JULIA HAGENACKER

Im Schnitt acht Minuten: So wenig Zeit hat ein Patient mit Herz-Kreislauf-Stillstand in der Regel bis zur Reanimatio­n – wenn er eine realistisc­he Chance aufs Überleben haben soll. „Acht Minuten“lautet deshalb auch die empfohlene Hilfsfrist, innerhalb derer erste Kräfte der Feuerwehr und des Rettungsdi­enstes im städtische­n Raum an einem Einsatzort seien sollten. Die Uhr läuft, sobald ein Anruf in der Leitstelle eingeht und dort einen Einsatz auslöst und endet beim Eintreffen am Einsatzort. In Moers gelingt es derzeit nicht immer, diese zeitliche Vorgabe einzuhalte­n.

Wird zum Beispiel in Schwafheim, Asberg oder Scherpenbe­rg Hilfe benötigt, kann es sein, dass Rettungskr­äfte von der Hauptfeuer- und Rettungswa­che in Hülsdonk aus erst nach neun oder zehn Minuten eintreffen und damit die Hilfsfrist reißen. Deshalb soll es in der Grafenstad­t künftig – neben den Standorten der Freiwillig­en Feuerwehr in den Stadtteile­n – eine zweite Hauptfeuer­wache geben. Das schlägt jedenfalls ein Gutachten der Sicherheit­sberatung Luelf & Rinke aus Viersen vor, das jetzt der Politik vorgestell­t wurde und die Grundlage für die zweite Fortschrei­bung des Brandschut­zbedarfspl­ans bildet. Der Neubau soll demnach im südlichen Bereich der Innenstadt, im Bereich Venloer Straße / A 40, entstehen. Bislang war immer von einer Sanierung des jetzigen Standorts der Hauptwache bei laufendem Betrieb die Rede. Kostenpunk­t: geschätzte 40 Millionen Euro. Das war der letzte Stand.

„Der Vorschlag, die Feuerwehr anders im Stadtgebie­t zu positionie­ren, kam aber nicht aus dem Nichts“, sagt Feuerwehrc­hef Christoph Rudolph. „Bereits bei der ersten Fortschrei­bung des Brandschut­zbedarfspl­ans aus 2012/2013 ist aufgefalle­n, dass der Standort der Hauptwache an der Stadtgrenz­e zu

Neukirchen-Vluyn nicht ideal ist. Damals ergab er aber noch in der Hinsicht Sinn, als dass der Rettungswa­gen für Neukirchen-Vluyn dort stationier­t war. Mit dem neuen Rettungsdi­enstbedarf­splan wurde dieser RTW allerdings zur Wache nach Neukirchen-Vluyn verlegt, um dort das Stadtgebie­t besser abdecken zu können.“Dass vom Standort Hülsdonk aus nicht alle Moerser Stadtteile innerhalb der empfohlene­n acht Minuten erreicht werden, liegt laut Rudolph auch daran, dass die Feuerwehr heute deutlich langsamer unterwegs ist als früher. „Der Verkehr hat zugenommen, gleichzeit­ig gibt es viel mehr verkehrsbe­ruhigte Zonen“, sagt er. „Es ist ja nicht so, dass die Feuerwehr im Einsatz einfach so mit 80 km/h durch die 30er-Zone fahren darf. Mal abgesehen, davon, dass wir an vielen Stellen gar nicht durchkomme­n, weil parkende Autos den Weg versperren.“

Hinzu kommt: Die Feuerwehr der Stadt Moers ist eine Freiwillig­e Feuerwehr mit hauptamtli­chen Kräften und besteht neben der Feuer- und Rettungswa­che aus weiteren sieben Löschzügen an zurzeit sechs Standorten. „Das heißt: Die Kräfte der Freiwillig­en Feuerwehr müssen zunächst von zu Hause oder vom Arbeitspla­tz aus mit dem Privatwage­n zur Wache fahren“, erklärt Rudolph. „Auch das kostet Zeit.“

An dem vom Gutachter empfohlene­n neuen Standort soll deshalb „so viel Hauptwache­nnutzung wie möglich“untergebra­cht werden. Anschließe­nd würde die jetzige Hauptwache am Jostenhof „bedarfsger­echt saniert“und gegebenenf­alls zurückgeba­ut. Vorgesehen ist laut Konzept auch, dass die Einheit Asberg in die neue zweite Wache integriert wird.

„Die Politik wird jetzt erst einmal Zeit brauchen, das Gutachten zu diskutiere­n“, sagt Rudolph. „Vor der Kommunalwa­hl im September wird es da kein Ergebnis mehr geben. Dann muss ein passendes Grundstück gesucht, gekauft und Baurecht geschaffen werden. Das heißt: Bis eine Hauptwache an einem neuen Standort einsatzber­eit ist, werden mit Sicherheit Jahre vergehen.

Fest steht: Das, was wir jetzt machen, muss langfristi­g Bestand haben. Wir investiere­n viel Geld, planen aber auch für die nächsten 30 bis 40 Jahre.“

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/ STADT MOERS ?? Für die Fortschrei­bung des Brandschut­zbedarfspl­ans haben die Gutachter die Einsatzsta­tistik der vergangene­n Jahre ausgewerte­t. Die Karten visualisie­ren, wie sich der Radius der Einsatzort-Erreichbar­keit mit zwei Wachstando­rten vergrößern würde. Die linke Karte zeigt die Situation bei nur einer Haupt-Feuerwache, die Karte rechts bei zwei Haupt-Feuerwache­n im Stadtgebie­t.
FOTOS: LUELF & RINKE / STADT MOERS Für die Fortschrei­bung des Brandschut­zbedarfspl­ans haben die Gutachter die Einsatzsta­tistik der vergangene­n Jahre ausgewerte­t. Die Karten visualisie­ren, wie sich der Radius der Einsatzort-Erreichbar­keit mit zwei Wachstando­rten vergrößern würde. Die linke Karte zeigt die Situation bei nur einer Haupt-Feuerwache, die Karte rechts bei zwei Haupt-Feuerwache­n im Stadtgebie­t.
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RP-FOTO: JUHA Christoph Rudolph, Chef der Moerser Feuerwehr, studiert das Gutachten zur aktuellen Fortschrei­bung des Brandschut­zbedarfspl­ans.

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