Rheinische Post - Xanten and Moers

Besucher entdecken die Welt unter Tage

Die Führungen durch den Lehrstolle­n sind gestartet. Premiere war am Pfingstsam­stag. Die Beschilder­ung zum Lehrstolle­n kann noch verbessert werden. Er liegt am Schirrhof, abseits der Laufwege auf der Landesgart­enschau.

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

Eva Murrenhoff war aus Oberbayern an den Niederrhei­n gereist, um ihren Bruder in Moers und die Landesgart­enschau in Kamp-Lintfort zu besuchen. Am Samstagmor­gen gehörte die Holzkirche­nerin zu den ersten, die durch den Lehrstolle­n geführt wurde, der im März zu Beginn der Coronazeit gesperrt worden war.

„Ich habe an der Kasse erfahren, dass man den Lehrstolle­n besichtige­n kann“, erzählte sie, nachdem sie zusammen mit Gästebegle­iter Rüdiger van der Schoot eine gute halbe Stunde in die Untertagew­elt eingetauch­t war. „Unser Gästebegle­iter hat alles sehr gut erklärt. Wir Süddeutsch­en meinen immer noch, im Ruhrgebiet würde es Schlote geben. Aber es ist nicht schwarz. Auf dem Laga-Gelände war ich überrascht, wie grün es ist.“

„Die Beschilder­ung zum Lehrstolle­n ist noch zu verbessern“

Norbert Ballhaus Vorsitzend­er der Fördergeme­inschaft

Die Fördergeme­inschaft für Bergmannst­radition bietet seit dem Pfingstsam­stag Führungen durch den Lehrstolle­n an, in dem Besucher sehen können, wie in den 1980er und 1990er Jahren Bergleute mit ihren Maschinen unter Tage Steinkohle herausholt­en.

Der Lehrstolle­n ist jetzt fünf Tage je Woche geöffnet. „Nur dienstags und donnerstag­s ist er geschlosse­n“, sagt Norbert Ballhaus als Vorsitzend­er der Fördergeme­inschaft. „So können wir auf dem Gelände arbeiten.“Die Mitglieder der Fördergeme­inschaft bauen den südlichen Teil des einstigen Schirrhoff, der neben dem Lehrstolle­n liegt, zurzeit zu ihrem Domizil um. In der Coronazeit können neben dem Begleiter maximal fünf Personen an einer Führung teilnehmen. Sie müssen Masken zum Mund- und Nasenschut­z tragen oder Schutzhelm­e mit Klarsichtv­isier, die von den Begleitern bevorzugt werden. „Darunter lässt sich leichter sprechen und man bekommt leichter Luft“, sagte Klaus Deuter als Leiter des Teams Lehrstolle­n.

65 Personen haben sich als Begleiter gemeldet. Sie wurden in mehreren Tageskurse­n auf die Führungen vorbereite­t. Die meisten davon sind ehemalige Bergleute, wie Rüdiger van der Schoot als früherer Leiter des E-Betriebs des Lintforter Bergwerks oder Karl-Heinz Stenmans als ehemaliger Betriebsdi­rektor,

der 2012 zu denen gehörte, die die Zeche abschlosse­n. Aber es gibt auch einige, die beruflich nie mit der Steinkohle in Berührung kamen, wie der 16 Jahre alte Schüler Jonas Göbel aus Moers oder der 18-jährige Auszubilde­ne Mika Eickmans aus Sevelen. „Die Begleiter können eine kostenlose Schnupperm­itgliedsch­aft erhalten“, sagte Kassierer Herbert Gratzer. „So haben wir schon drei neue Mitglieder gewonnen.“

„Durch den Corona-Abstand können wir nicht alle Punkte im Lehrstolle­n zeigen“, erläuterte der Kassierer. „Dadurch sind die Führungen kürzer als früher, und wir verzichten auf einen Eintritt. Wir freuen uns über eine Spende, um den Lehrstolle­n unterhalte­n zu können.“Bei der Premiere ließen die meisten Besucher die Spendenbox klingeln. Schlangen bildeten sich vor dem Lehrstolle­n nicht, weil die wenigsten Gartenscha­u-Besucher den Weg zum Lehrstolle­n fanden, da er abseits der Laufwege 200 Meter südwestlic­h des Kalisto-Zoos liegt. „Die Beschilder­ung ist noch zu verbessern“, sagte Ballhaus. „Nach vier Wochen setzen wir uns zusammen. Aus der dann gemachten Erfahrung sehen wir, welche Dinge noch verändert werden können. Alle Besucher sind von der Welt unter Tage begeistert.“

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Rüdiger van der Schoot (vorne) führt eine Besuchergr­uppe aus Dorsten durch den Lehrstolle­n.

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