Rheinische Post - Xanten and Moers
Wie sich die Museen jetzt präsentieren
Die Museen haben endlich wieder geöffnet. An der Zitadelle und im Bislicher Deichdorfmuseum können Besucher in vergangene Zeiten eintauchen. Dabei sind nicht nur neue Regeln zu beachten, es gibt auch manch neue Entdeckung.
(MM) Nach zwei Monaten Museumspause ist der Neustart in Wesel gelungen. Seit dem Wochenende haben die ersten Museen unter Corona-Hygienemaßnahmen wieder ihre Pforten geöffnet. Am LVR-Niederrheinmuseum ist der Start gut verlaufen.
Lange musste das Museumsteam um Leiter Veit Veltzke nicht warten, denn noch bevor am Samstag eine Stunde vergangen war – bei schönstem Sommerwetter – kam die erste Besucherin und konnte neue Ausstellungsobjekte und neue Objektinszenierungen im sehr geräumigen Niederrheinmuseum entdecken. Zu sehen gibt es derzeit „Schätze, die Geschichte(n) erzählen“, so die Aufschrift auf dem Museumsflyer. In der Ausstellung geht es um Wesel und die Niederrheinlande. Echte Geschichte, historische Fakten zum Beispiel über den niederrheinischen Humanismus und dessen bekannten Vertreter Konrad Heeresbach.
Die Originalfigur aus dem Willibrordi-Dom, die den Krieg weitgehend unbeschadet überstanden hat, ist zu sehen. Ganz neu in der Ausstellung befindet sich ein großer, antiker Opferstein, der jedem Besucher gleich ins Auge fällt. Die vielen interaktiven Museumselemente, die über Berührungsbildschirme normalerweise vom Besucher bedient werden, sind noch nicht aktiv. „Auf solche Dinge müssen wir nach dem Hygienekonzept momentan noch verzichten“, erklärt Veltzke, der sich über die Öffnung nach den Coronasperren freut.
Mit Laufrichtungsplan, Nase-Mund-Bedeckung, Handdesinfektion und Sicherheitsabstand lockt das Museum mit einem begehbaren Panorama der Hansestadt Wesel im 16. Jahrhundert und zeigt Zeitgeschichtliches aus mehr als 700 Jahren deutsch-niederländischer Geschichte.
Das Museum Schill-Kasematte gehört zu den Städtischen Museen in Wesel und dokumentiert die dramatischen Ereignisse um den preußischen Major Ferdinand von Schill und seinen getreuen Offizieren. Im Haupttorgebäude der Zitadelle taucht der Besucher in eine moderne Dauerausstellung ein.
Mit Lichteffekten sowie atmosphärischen Klang- und Toninszenierungen kann man hier die Geschehnisse und die Gedanken in den letzten Lebensstunden der elf Schill’schen Offiziere, die vor den Toren der historischen Stadt Wesel am 16. September 1809 hingerichtet wurden, erleben. Dabei durchschreitet der Besucher Zeitbögen, findet sich dann Aug‘ in Aug‘ den elf Soldaten gegenüber und blickt sogar in die Gewehrläufe des napoleonischen Erschießungskommandos.
Die Corona-Schutzmaßnahmen gelten bei freiem Eintritt natürlich auch hier und werden neben weiteren Informationen gerne von Eckhard Röhrich und seiner Kollegin Alexandra Blennemann, die die Aufsicht im Gewölbe der Schill-Kasematte
führen, erklärt.
Vielleicht verbunden mit einer Radtour, kommt man aus der Innenstadt über den Deich schnell nach Bislich. Hier hat seit dem Wochenende auch das Deichdorfmuseum wieder geöffnet. Auch wenn man im Eingangsbereich der Ausstellung den Schriftzug „Husch, husch durch die Bislicher Geschichte“lesen kann, braucht jeder Gast auch beim Blitzbesuch eine Maske.
Freundlich begrüßt wurde man am Eingang von Janine Labonte und Emily Terlinden, die sich auch über die Lockerungen und die Museumswiedereröffnung freuten. Momentan können sich Besucher – zehn Personen dürfen gleichzeitig ins Museum – am reichlichen Ausstellungsmaterial erfreuen, das Historisches
zum Deich, zum Dorf Bislich, zu Ziegeln und natürlich auch zum Leben der Menschen zeigt.
Die Ausstellung „Vogelwelt“im Obergeschoss des Museums ist jedoch geschlossen. Trotzdem kann man hier Heimatliebe und Tradition erleben. Ausgestellt sind zum Beispiel eine detailreiche, historische Küche und fußbetriebene Nähmaschinen. In Corona-Zeiten ist das aktueller denn je. Und so mancher Mensch hat zu seiner Küche und zu seiner Nähmaschine in den letzten Wochen auch eine besondere Beziehung aufgebaut. Wenn Restaurants geschlossen sind, hilft selber Kochen. Und das Nähen so genannter Schutzmasken löste gar einen regelrechten Handarbeitsboom aus. Noch recht neu in der Ausstellung ist ein Wels, der durch seine imposante Größe fasziniert und begeistert. So zeigt sich: Nach Corona sind nicht nur die Regeln neu, sondern auch manches Ausstellungsstück.