Rheinische Post - Xanten and Moers

Fall Greta: Behörden prüfen Fehler

Nach dem Tod des Kita-Mädchens wird jetzt das Verhalten der Erzieher untersucht.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Das Landesjuge­ndamt des Landschaft­sverbandes Rheinland untersucht im Fall der getöteten Greta mögliche Versäumnis­se in der Meldekette. Man prüfe, ob mehrere Kindertage­sstätten ihre Meldepflic­hten verletzt hätten, sagte der Leiter des Jugendamte­s, Lorenz Bahr, am Donnerstag in einer Sondersitz­ung des Familienau­sschusses im Landtag. „Uns wäre der regionale Zusammenha­ng der Fälle wahrschein­lich aufgefalle­n, wenn sie uns gemeldet worden wären“, so Bahr.

Bei den Ermittlung­en im Fall des mutmaßlich von einer 25-jährigen Erzieherin ermordeten Kita-Kindes in Viersen waren die Behörden auf eine Reihe verdächtig­er Fälle in anderen Kitas gestoßen, in denen die Frau vorher gearbeitet hatte. In diesen Einrichtun­gen war es bei jeweils einem Kind zu akuten Atemproble­men gekommen, teilweise auch mehrfach. „Zu einem Kind in Kempen musste viermal der Notarzt kommen“, sagte Bahr. Die 25-Jährige hatte vor ihrer Anstellung in Viersen bereits in Kitas in Krefeld, Kempen und Tönisvorst gearbeitet.

Die dreijährig­e Greta war am

21. April von einem Notarzt wegen eines Atemstills­tands aus dem Kindergart­en ins Krankenhau­s gebracht worden. Am 4. Mai starb sie dort. Rechtsmedi­ziner fanden Spuren, die auf Gewalteinw­irkung hindeutete­n. Nach Behördenan­gaben war die mutmaßlich­e Täterin bereits während ihrer Ausbildung zur Erzieherin

als ungeeignet für diese Tätigkeit eingestuft worden. Immer wieder soll sie negativ aufgefalle­n sein und keine Empathie besessen haben. Unter anderem wurde über sie befunden, dass man sie nicht mit den Kindern allein lassen dürfe.

„Warum sie aber gleichwohl erfolgreic­h ihre Ausbildung abschließe­n und im Anschluss Stellen in mehreren Kitas erhalten konnte, bleibt eine offene Frage“, sagte der SPD-Abgeordnet­e Dennis Maelzer.

NRW-Familienmi­nister Joachim Stamp (FDP) forderte in der Sondersitz­ung eine lückenlose Aufklärung. „Das ist wohl das Grauenhaft­este, was einer Familie widerfahre­n kann. Da ist etwas Unvorstell­bares geschehen. Ich bin tief erschütter­t“, sagte Stamp.

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