Rheinische Post - Xanten and Moers
Fall Greta: Behörden prüfen Fehler
Nach dem Tod des Kita-Mädchens wird jetzt das Verhalten der Erzieher untersucht.
Das Landesjugendamt des Landschaftsverbandes Rheinland untersucht im Fall der getöteten Greta mögliche Versäumnisse in der Meldekette. Man prüfe, ob mehrere Kindertagesstätten ihre Meldepflichten verletzt hätten, sagte der Leiter des Jugendamtes, Lorenz Bahr, am Donnerstag in einer Sondersitzung des Familienausschusses im Landtag. „Uns wäre der regionale Zusammenhang der Fälle wahrscheinlich aufgefallen, wenn sie uns gemeldet worden wären“, so Bahr.
Bei den Ermittlungen im Fall des mutmaßlich von einer 25-jährigen Erzieherin ermordeten Kita-Kindes in Viersen waren die Behörden auf eine Reihe verdächtiger Fälle in anderen Kitas gestoßen, in denen die Frau vorher gearbeitet hatte. In diesen Einrichtungen war es bei jeweils einem Kind zu akuten Atemproblemen gekommen, teilweise auch mehrfach. „Zu einem Kind in Kempen musste viermal der Notarzt kommen“, sagte Bahr. Die 25-Jährige hatte vor ihrer Anstellung in Viersen bereits in Kitas in Krefeld, Kempen und Tönisvorst gearbeitet.
Die dreijährige Greta war am
21. April von einem Notarzt wegen eines Atemstillstands aus dem Kindergarten ins Krankenhaus gebracht worden. Am 4. Mai starb sie dort. Rechtsmediziner fanden Spuren, die auf Gewalteinwirkung hindeuteten. Nach Behördenangaben war die mutmaßliche Täterin bereits während ihrer Ausbildung zur Erzieherin
als ungeeignet für diese Tätigkeit eingestuft worden. Immer wieder soll sie negativ aufgefallen sein und keine Empathie besessen haben. Unter anderem wurde über sie befunden, dass man sie nicht mit den Kindern allein lassen dürfe.
„Warum sie aber gleichwohl erfolgreich ihre Ausbildung abschließen und im Anschluss Stellen in mehreren Kitas erhalten konnte, bleibt eine offene Frage“, sagte der SPD-Abgeordnete Dennis Maelzer.
NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) forderte in der Sondersitzung eine lückenlose Aufklärung. „Das ist wohl das Grauenhafteste, was einer Familie widerfahren kann. Da ist etwas Unvorstellbares geschehen. Ich bin tief erschüttert“, sagte Stamp.