Rheinische Post - Xanten and Moers
Krefelder Zoo plant großes Affenzentrum
Die Brandkatastrophe in der Silvesternacht sorgte weltweit für Anteilnahme. Nun hat die Stadt Pläne für ein neuartiges Artenzentrum für Affen vorgelegt – es soll viermal so groß werden wie zuvor.
Gut sechs Monate nach dem verheerenden Feuer im Krefelder Zoo, bei dem das Affenhaus zerstört und alle dort lebenden Tiere bis auf zwei Schimpansen zu Tode kamen, haben die Stadt Krefeld und Zoodirektor Wolfgang Dreßen ambitionierte Pläne für den Wiederaufbau vorgestellt. Entstehen soll ein neuartiges „Artenschutzzentrum Affenpark“, das viermal so groß werden wird wie die bislang zur Haltung von Menschenaffen vorgesehene Fläche.
Kernidee: Vier Gebäude-Komplexe sollen eingebettet werden in großzügige Außenanlagen und ein Wegenetz für die Besucher, das auch Höhenwege umfasst, so dass man die Affen auch beobachten kann, wenn sie in den Kletteranlagen unterwegs sind. Kostenpunkt nach ersten Schätzungen von Dreßen: „Jenseits der 20 Millionen Euro.“Der Aufbau soll in Modulbauweise und Zug um Zug erfolgen. Dauern wird das ganze wohl mindestens ein Jahrzehnt. Dreßen hofft, dass das Orang-Utan-Haus als erstes Modul in zwei bis fünf Jahren eröffnet werden kann.
Der Zoo wird zur Realisierung dieser Pläne um rund 4000 Quadratmeter
erweitert. Künftig sind dann zwei des 14 Hektar umfassenden Zoogeländes für die Haltung von 30 bis höchstens 40 Menschenaffen bestimmt. Für die Erweiterung wird der benachbarte Parkplatz der Grotenburg-Kampfbahn 58 Stellplätze verlieren, die Grotenburg selber einen Kunstrasenplatz fürs Training. Unterm Strich aber wird der Spielbetrieb der Grotenburg nicht beeinträchtigt; die geplante Sanierung der für Krefelder Fußballfreunde legendären Kampfbahn soll so erfolgen, dass dort nur gespielt, aber nicht mehr trainiert werden kann.
Vier Komplexe soll der Affenpark enthalten: Am Eingang – heute durch eine kleine Brücke für einen Fußweg am Zoo vorbei markiert – soll ein Haus für Lemuren entstehen; dann folgt der Schimpansenkomplex mit zwei Außenanlagen und einem Gebäude, dann die bestehende Gorilla-Anlage und schließlich ein neues Orang-UtanHaus mit Außenanlagen. Die bereits bestehenden Pläne für einen Schimpansenwald werden in das Konzept integriert. Die Tiere, die jetzt dort leben, müssen weichen – auf jeden
Fall im Zoo verbleiben sollen die beliebten Riesenschildkröten.
Zoodirektor Dreßen sagte, dass es sich noch um einen Vorentwurf handele. Die Pläne müssten noch weiter ausgearbeitet und mit gesetzlichen Vorgaben zur Haltung von Säugetieren und den Richtlinien („Best Practice Guides“) der europäischen Erhaltungszuchtprogramme abgestimmt werden; nur wenn man diesen Richtlinien genüge, betonte Dreßen, bekomme ein Zoo überhaupt Tiere.
Die Stimmungslage der Belegschaft ist nach der Brandkatastrophe in der Silvesternacht nach wie vor geprägt von Trauer und Schock. „Der dramatische Verlust und der damit verbundene Schmerz liegen weiter dicht unter der Oberfläche“, sagte Dreßen.
Die alte Ära des Affenhauses wird bis Ende des Jahres endgültig vorbei sein: Dann nämlich werden auch die beiden überlebenden Schimpansen – die 46 Jahre alte Affendame Bally und der 27 Jahre alte Affenmann Limbo – Krefeld verlassen haben; beide Tiere sollen in artgemäße Gruppen anderer Zoos integriert werden. In Krefeld müssten sie, da der Wiederaufbau des Affenparks Jahre dauert, gegen ihre Natur lange nur zu zweit leben.
Die Finanzierung ist offen. Die Krefelder Zoofreunde unter Leitung ihres Vorsitzenden Friedrich Berlemann haben bislang 2,5 Millionen Euro gesammelt. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Zoo-GmbH, Wilfried Bovenkerk, sagte, Krefeld werde den Wiederaufbau nicht alleine schaffen; er hofft auf Unterstützung von der Landesregierung. Auch deshalb, weil die Corona-Pandemie dem Zoo die Finanzplanung verhagelt hat.