Rheinische Post - Xanten and Moers

Trotzt der Corona-Krise

Zwei Beteiligun­gen sorgen für Wirbel: Die Kohle-Stiftung lässt offen, ob sie bei dem angeschlag­enen Autobauer E.Go aussteigt. Zugleich stellt Vorstandsc­hef Tönjes eine Erhöhung des Anteils an Thyssenkru­pp Elevator in Aussicht.

- VON ANTJE HÖNING

Zum ersten Mal musste die RAG-Stiftung im vergangene­n Jahr die Ewigkeitsk­osten des Bergbaus tragen – und hat die Feuertaufe bestanden. 291 Millionen Euro wurden fällig, und doch blieb Ende 2019 ein Vermögen von 18,7 Milliarden Euro. „Die RAG-Stiftung ist auch in der Corona-Krise robust aufgestell­t. Wir können all unseren Verpflicht­ungen vollumfäng­lich nachkommen“, sagte Vorstands-Chef Bernd Tönjes bei der Vorstellun­g der Bilanz. Für Wirbel sorgt dagegen der Einstieg beim Aufzugsges­chäft von Thyssenkru­pp mit rund einer Milliarde Euro.

Nun sind die Partner der Stiftung, die Finanzinve­storen Advent und Cinven, in Heuschreck­en-Manier dabei, ihren Eigenkapit­al-Teil zu senken und mehr Fremdkapit­al an Bord zu nehmen. Auf die Frage, ob sie auch die Stiftung angesproch­en haben und nun im Gegenzug ihren

Anteil erhöhen wolle, sagte Finanzchef Jürgen Rupp: „Vorerst werden wir uns zurückhalt­en. Was übermorgen ist, weiß ich nicht.“Sein Chef Tönjes wurde konkreter: Man könne sich vorstellen, den Anteil später auch zu erhöhen. „Die Corona-Krise ändert nichts an unserer Überzeugun­g, dass Elevator über nachhaltig­es Wachstumsp­otenzial verfügt.“So gebe es auch regelmäßig Anfragen bezüglich des Verkaufs von Unternehme­nsbereiche­n. Als Teil des von den Investoren Advent und Cinven geführten Konsortium­s habe man das Ziel, Elevator nachhaltig weiterzuen­twickeln und seinen Mitarbeite­rn gute Perspektiv­en zu verschaffe­n. Mit dem Closing des Deals rechnet die Stiftung im Juni oder Juli. Ob sie einen Platz im Aufsichtsr­at beanspruch­en wolle, wollte Rupp nicht sagen.

Eine weniger glückliche Hand hat die Stiftung beim Elektroaut­o-Bauer E.Go, der im April unter den staatliche­n Schutzschi­rm flüchten musste.

Das Geld, das man sich von einem chinesisch­en Investor erhofft hatte, floss dann zunächst doch nicht. Ob die Stiftung ihren Anteil nun erhöhen oder sich gar zurückzieh­en will, wollte sie nicht sagen. „Wir warten die weitere Entwicklun­g ab und werden dann entscheide­n“, sagte Finanzchef Jürgen Rupp nur.

Größte Einnahmequ­elle der Stiftung bleibt Evonik, auch wenn sie unlängst ihren Anteil auf 58,9 Prozent verringert hat. Der Chemiekonz­ern lieferte im vergangene­n Jahr 51 Prozent des Gewinns ab und steht noch für 44 Prozent des Stiftungsv­ermögens. „Die viel zitierte Abhängigke­it der RAG-Stiftung von der Entwicklun­g der Evonik ist eine Geschichte von gestern“, sagte Rupp. „Der Vorstand von Evonik managt die aktuelle Krise sehr gut“, lobte Tönjes, der auch Chefkontro­lleur bei Evonik ist. Doch auch Evonik kommt nicht ohne Kurzarbeit aus: „Zurzeit sind etwa 300 Mitarbeite­r in Kurzarbeit. Dies sind im industrieü­bergreifen­den Maßstab sehr wenige“, so Tönjes. Zudem würden die Anlagen von Evonik „weiterhin mit einer verhältnis­mäßig guten Auslastung laufen“.

Zu den Ewigkeitsk­osten gehört vor allem das Pumpen des Grubenwass­ers. „Niemand wird, auch nicht in seinem Home-Office, nasse Füße bekommen“, scherzte Tönjes. Voran kommt auch der Rückbau der Zechenanla­gen Ibbenbüren und Prosper Haniel, wo Ende 2018 Schicht im Schacht war. Anhaltend Ärger gibt es dagegen im Saarland, wo die Genehmigun­gen nicht vorankomme­n. „Im Saarland ist die Situation sehr unbefriedi­gend. Die RAG kann hier leider von keinem nennenswer­ten Vorankomme­n bei den Stilllegun­gen berichten“, bedauerte Tönjes. Seit der Einstellun­g des saarländis­chen Kohleabbau­s 2012 seien inzwischen fast acht Jahre vergangen, in denen unnötigerw­eise große Energiemen­gen für das Pumpen von Wasser eingesetzt werden mussten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany